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“Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein
und die Bewohner Nürnbergs zu spielen.
Möge all dies immer bewahrt werden
und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen.”
(Heiner Stuhlfauth)

Georg Winter

Abbildung entnommen aus 75 Jahre 1. FC Nürnberg

geboren am 17. Mai 1895;

Winter absolvierte ab 1912 265 Spiele für den 1. FCN.

Über den Vorläufer Hans Kalbs auf der Mittelläuferposition, der von Beruf Schornsteinfeger war, hieß es einmal: “Bei all seiner Standfestigkeit besaß Winter leider den Fehler der Einbeinigkeit.” Winter war nämlich ein ausgesprochener Linksfuß. Hans Hofmann, sein Trainer in der Jugend, wies ihn öfter darauf hin, dass er daran arbeiten müsse, weil sonst nichts aus ihm werde. Später musste er anerkennen: “Da sollte ich doch im Unrecht bleiben, denn der Schorsch spielte dickköpfig seinen linken Stiefel weiter und wurde doch ein ganzer Kerl.”

Winter begann als Außenläufer. Im Ersten Weltkrieg übernahm er den Posten des Mittelläufers. Als der Kriegsteilnehmer dann wieder nach Hause zurückkehrte, wurde dies endgültig seine Stammposition. In gewissen Dingen übertraf er sogar seinen Vorgänger Bark. Seine Standfestigkeit war berühmt, sein Draufgängertum ebenso, und im Kopfballspiel stand er Bark nur wenig nach. Sicher besaß er nicht dessen scharfen Schuss, dafür konnte er den Ball besser führen und genauer zuspielen.

Abbildung entnommen aus Riegler: Als Stuhlfauth noch im Tor stand
Georg Winter im Zweikampf mit dem berühmten Berliner Hanne Sobek

Auf dem Höhepunkt seines Leistungsvermögens setzte ihn eine schwere Knieverletzung auf lange Zeit schachmatt. Über das scheinbare Ende seiner Karriere beim 1. FCN berichtete die im Jahr 1922 gegründete Vereinszeitung im Rahmen eines Rückblicks auf die Erringung der zweiten deutschen Meisterschaft 1921 folgendermaßen: “Geraume Zeit war unser früherer und langjähriger Mittelläufer Winter auf seinem Posten tätig; seine abermalige Verletzung ließ jedoch die proponierte Aufstellung kanpp vor den Schlußspielen nicht als rätlich erscheinen, zumal sich unterdessen Kalb hervorragend als Mittelläufer bewährte. Winter hat in Verkennung der zu Recht getroffenen Maßnahme bedauerlicherweise unserem Verein den Rücken gekehrt.” Im Dezember 1922 folgte dann allerdings diese Meldung in der Vereinszeitung: “Unser früherer Mittelläufer Winter ist zu uns zurückgekehrt.”

Kaum wieder beim Club, machte Winter die zweite Spanienreise im Januar 1923 mit, wo er auch tatsächlich zum Einsatz kam. Sein Mitwirken war allerdings kein Glückliches. Die Vereinszeitung berichtete über das zweite Spiel gegen den FC Barcelona: “Durch unsere eigene Schuld bekamen die Spanier übrigens bald eine billige Gelegenheit zum Ausgleich. Winter spielte auf etwa 25 Meter den Ball an Stuhlfauth zurück, aber so schwach, dass er auf halbem Wege noch von Alcantara eingeholt wurde, der ohne viel Schwierigkeiten dadurch endlich zur Freude des Publikums den Ausgleich erzielen konnte.” Da Hans Kalb aufgrund zweier kurz nacheinander erlittener Beinbrüche mehrere Monate lang nicht zur Verfügung stand, spielte Winter auch in den folgenden Punktspielen wieder auf der Mittelläuferposition.

Im März 1924 schrieb die Vereinszeitung: “Unsere 3 Reserven Hochgesang, Winter und Köpplinger müssten eigentlich aus eigenem Antrieb heraus unbedingt hin und wieder in der Reservemannschaft tätig sein, eingedenk des gerade für Sportsleute gültigen Wortes: Wer rastet, der rostet.” Im Mai desselben Jahres konnte man an selber Stelle lesen: “Unser Mittelläufer Winter spielte wie einst im Mai; bewundernswert ist sein Kopfspiel, noch mehr aber seine Ausdauer. Das Tempo, das er am Anfang einschaltet, das hält er auch durch, was man von seinen großen Konkurrenten nicht immer behaupten kann.” Im Dezember des selben Jahres hieß es dann: “Winter hat sich zwar durch fleißiges Training vor dem Einrosten bewahrt, aber die Jahre sind bei dem einstigen repräsentativen Mittelläufer doch nicht spurlos vorübergegangen. Zur Zeit ist er das Mächen für alles, einmal Stürmer, dann wieder Läufer und schließlich Verteidiger. Ein gänzlicher Versager war er nie, dazu hat er noch zu viel Routine des alten Spielers. Abhanden gekommen ist ihm nur die Schlagsicherheit, und die könnte allenfalls wieder zurückkehren.”

Eines seiner schwersten Spiele überhaupt bestand der Club im Winter 1924 gegen Schwaben Augsburg. Während des Kampfes tobte ein furchtbarer Schneesturm. In der ersten Halbzeit war er so stark, dass die Augsburger kaum die Augen aufmachen konnten, um in Richtung des Nürberger Tores zu schauen. Der einzige, der sich an diesem Nachmittag freute, war der Reservespieler Winter. Er blieb während des ganzen Spiels in der windgeschützten Kabine und wagte nicht einmal seine Nase zur Tür hinauszustecken. Er dachte in seiner unfreiwilligen Verbannung an die armen Kameraden, die nach dem Spiel total durchgefroren sein würden. Da fiel sein Blick auf eine kleine, altersschwache Bank und auf einige morsche und wacklige Stühle sowie einen eisernen Ofen. Um die Kälte zu vertreiben, demolierte er also die halbe Einrichtung und entfachte im Ofen ein knackendes Feuer. Als die halb erfrorenen Mannschaftskameraden die Tür zu ihrer Hütte öffneten, schlug ihnen eine wunderbare Wärmewelle entgegen. Winter aber wurde so stürmisch gefeiert, als hätte er bei einem Endspiel um die Deutsche Meisterschaft das Siegtor geschossen.

Im Februar 1925 wurde der kurz zuvor bereits Abgeschriebene von der Vereinszeitung gelobt: “Winter kommt von Spiel zu Spiel besser in Schuss.” Und im Oktober hieß es an gleicher Stelle aus der Feder von Trainer Michalke: “Es gibt einige unter uns, die Winter gern zum ‘alten Eisen’ rechnen. Ich glaube, er hat die meisten eines besseren belehrt. So sind seine Kopfbälle in der Abwehr geradezu meisterhaft, sein Zusammenarbeiten mit Popp und Kalb vorzüglich.”

Im Jahr 1927 feierte er ein Comeback, als sich Kugler am Neujahrstag so schwer verletzte, dass er bis Saisonschluss nicht mehr eingesetzt werden konnte. Die Vereinszeitung schrieb: “Unser bewährter und zuverlässiger Winter sprang in die Bresche und stand die Kämpfe bis zur D.F.B.-Meisterschaft in der erfolgreichsten Weise durch.”

Im Mai 1952 meldete die Vereinszeitung: “Schorsch Winter, der lange Zeit in Förrenbach bei Hersbruck lebte, ist jetzt in die fränkische Doppelstadt zurückgekehrt. Er teilt mit Frau Anni Kalb, der Witwe unseres unvergessenen Dr. Hans Kalb, deren Wohnung in Schweinau. Winter ist beruflich in Fürth tätig, wo ihm ein Kaminkehrbezirk an der Flößaustraße zugeteilt ist.”