Home
news
quellen
spielzeiten
nationalspieler
geburtstage
a
b
c
d
e
f
g
h
j
k
l
m
n
o
p
r
s
t
u
v
w
z
gästebuch
forum
kontakt
club-links
ground to ground

 

 

“Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein
und die Bewohner Nürnbergs zu spielen.
Möge all dies immer bewahrt werden
und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen.”
(Heiner Stuhlfauth)

Tasso Wild

geboren am 1.12.1940;

Der elegante Techniker spielte von 1959 bis 1963 74mal in der Oberligamannschaft des FCN und erzielte dabei 37 Treffer. Von 1963 bis 1967 absolvierte er 79 Bundesligaspiele und brachte es auf 18 Tore. Mit dem Club erkämpfte er die deutsche Meisterschaft 1961 und den DFB-Pokal 1962. Insgesamt trug er 261mal das Clubtrikot.

Ihn zum Club zu holen, war nicht ganz einfach gewesen. Tassos Vater hatte eine Bäckerei hinter der Burg und war schon jahrelang Club-Mitglied. Der kleine Tasso aber spielte beim Tuspo. Wilds Vater war auch ein alter Freund von Bumbas Schmidt, der seit einer Ewigkeit gegenüber der Bäckerei wohnte. Die Wild-Buben kugelten als Kinder auch viel bei der Familie Schmidt herum. Als Schmidt Trainer in Fürth wurde, schickte Vater Wild seinen Tasso bei ihm in die Lehre. Nach einem Jahr aber kehrte Bumbas der SpVgg den Rücken und sagte zu Club-Jugendleiter Andreas Weiß: „Jetzt könnt ihr den Tasso haben!“ Gleichzeitig versprach er, mit Wild senior alles klar zu machen. Weiß machte sich also an Silvester 1957 auf den Weg zur Bäckerei Wild. Schon an der Tür empfing ihn Tassos Vater mit einem komischen Gesichtsausdruck, der eine Mischung zwischen traurig und peinlich war. Schließlich rückte er mit der Sprache heraus und sagte: „Die Fürther haben mich doch noch rumgekriegt, der Tasso bleibt in Fürth!“ Kurze Zeit später betrat Bumbas Schmidt den Laden. Als er den Sachverhalt erkannte, wurde er wütend und schimpfte: „Was, du Feigling hast dich von den Fürthern breitschlagen lassen? Der Tasso kommt sofort zum Club!“ Inzwischen war auch Tasso im Laden erschienen. Bumbas wandte sich an ihn mit den Worten: „Tasso, du kannst doch maschineschreiben, oder? Also setz’ dich hin, spann’ einen Bogen Papier ein und schreib’: Hiermit erkläre ich per 31.12.1957 meinen Austritt aus der SpVgg Fürth und bitte, mir umgehend meinen Pass zuzusenden!“ Dann nahm Bumbas den Bogen, faltete ihn zusammen, steckte ihn in einen Umschlag, ließ sich von Tassos Vater eine Briefmarke geben und schickte den Jungen los zum Briefkasten. So landete dieser beim Club.

Trainer Bimbo Binder war von dem etwas zum Phlegma neigenden, mit Ruhe und Übersicht ausgestatteten jungen Stürmer sofort begeistert.

Der schlaksige Halblinke, an dem Bumbas Schmidt einen Narren gefressen hatte und den er quasi als seinen Fußball-Adoptivsohn betrachtete, war ein Spieler vom Typ des ballverliebten, flinken Dribblers und eleganten Technikers. Mit seinen schnellen Starts in den freien Raum war er in der Lage, die ganze gegnerische Abwehr auszuhebeln.

Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
In der Saison 1961/62 wird in Nürnberg international gespielt.
Im Achtelfinale des Europapokals der Landesmeister
wirft der Club Fenerbahce Istanbul aus dem Wettbewerb.
Die Szene stammt aus dem mit 1:0 gewonnenen Heimspiel.

Eines seiner spektakulärsten Tore erzielte Wild in der Verlängerung des Pokalendspiels 1962 gegen Fortuna Düsseldorf in der 3. Minute der Verlängerung. Als der Düsseldorfer Manni Kraft einen Abschlag verzögerte, ging Nürnbergs Halblinker dazwischen und schob den Ball zum 2:1 ins leere Tor.

Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Tasso Wilds Tor zum 2:1 gegen Fortuna Düsseldorf

Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Die Pokalsieger-Elf von 1962
oben v.l.n.r.: Tasso Wild, Rolli Wabra, Richard Albrecht, Heinz Strehl,
Gustl Flachenecker, Nandl Wenauer, Paul Derbfuß, Helmut Hilpert;
unten v.l.n.r.: Kurt Haseneder, Steff Reisch, Kurt Dachlauer.


Abbildung entnommen aus Haala: Der Club
Im Pokalsiegerwettbewerb 1962/63 besiegte der Club zuhause
Atletico Madrid durch zwei Tore von Tasso Wild.
Hier sein Kopfball zum entscheidenden 2:1.
Dahinter wäre auch Maxl Morlock einköpfbereit gewesen.

Nach der Ablösung Herbert Widmayers durch Jenö Csaknady bekam Wild gleich den Zorn des neuen Trainers zu spüren. Nandl Wenauer berichtete davon: “Widerspruch ließ Csaknady erst gar nicht aufkommen. Wenn er merkte, dass der Steff Reisch oder der Tasso Wild mal aufmuckten, was bekanntlich vorkommen kann, forcierte er das Tempo im Training und prophezeite: ‘Ihnen gebe ich 30 Minuten, dann sterben Sie!’”

Über das Verhältnis Tasso Wilds zu Max Merkel erzählte Nandl Wenauer: “Als Tasso Wild an der Bar des Club St. Tropez nach Mitternacht ertappt und bei Max Merkel verpfiffen wurde, brummte ihm der Trainer die saftige Geldstrafe in Höhe von 1500 Mark auf. Der Tasso musste bluten, Max Merkel aber war unerbittlich. ‘Der Wild soll Leitungswasser saufen! Sekt kann er später immer noch trinken’, tönte Max Merkel.” 1967 wurde Wild von Merkel zuerst vom Training suspendiert und dann mit den Worten „Tasso Wild sagt, dass er in Berlin Fußball spielen will. Soll er!“ endgültig ausgemustert. Daraufhin wechselte er zu Hertha BSC.

Aus seiner Berliner Zeit stammt folgende Geschichte, die ich auf der Homepage der “Hertha- Freunde 92” entdeckt habe: “ Als man in der Saison 1967/68 mit 8 Punkten Vorsprung die Tabelle anführte, trat Trainer Helmut Kronsbein beim Aufwärmen zu Wolfgang Holst und sagte: ‘Die Mannschaft läuft nicht richtig.’. ‘Wie, die Mannschaft läuft nicht richtig ? - Die machen sich doch nur warm.’ entgegnete er. Doch Fiffi Kronsbein blieb bei seiner Meinung: ‘Du verstehst nichts von Fußball, glaub' mir, da stimmt was nicht.’ Wolfgang Holst verstand die Welt nicht mehr und wandte sich hilfesuchend an ein Detektivbüro, um die Mannschaft beschatten zu lassen. Eine Woche später bereits rief das Büro Herrn Holst zu sich und betrachtete den Fall als abgeschlossen. ‘Wissen Sie’, sagte man ihm damals, ‘Ihr Trainer ist gar nicht so verrückt, wie Sie glauben. Jeden Tag um 17:30 ist das Training zu Ende, um 17:54 sitzt Herr Wild als erster in der Gaststätte, um 17:56 Uhr folgt der zweite Spieler, solange bis sieben Spieler komplett sind. Dann trinken sie alle abwechselnd sieben Schnäpse und sieben Bier.’”

In Berlin wurde Wild auch in den Bundesligaskandal verwickelt. Er weigerte sich jedoch, ein Geständnis abzulegen oder gar die Namen anderer Betroffener preiszugeben und begründete dies so: “Sie müssen das verstehen. Es genügt doch, wenn ich nie mehr Fußball spielen darf. Ich kann doch nicht auch noch alle Kameraden hineinreißen!" Die Folge war eine Sperre von 1971 bis 1975. 1973 wurde er jedoch begnadigt. Wie auch immer: Seine Profi-Karriere war damit jedenfalls beendet.

1968 sagte Max Morlock über ihn: „Ich glaubte, dass Tasso Wild mein Nachfolger in der Mannschaft des 1. FC Nürnberg werden würde. Er brachte alles mit, was ein großer Fußballer braucht, nur nicht die nötige Härte. Tasso war leider sich selbst gegenüber nicht hart genug.“

Später saß Tasso Wild einige Zeit als Vizepräsident im Club-Vorstand.

Abbildung entnommen aus Club-Magazin 4/1996
Tasso Wild in seiner Zeit als Vizepräsident des 1. FCN

Tasso Wild bei einem Benefizspiel der Club-Oldstars
im Sommer 2002 in Altenfurt