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“Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein
und die Bewohner Nürnbergs zu spielen.
Möge all dies immer bewahrt werden
und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen.”
(Heiner Stuhlfauth)

Ferdinand “Nandl” Wenauer

geboren am 26.4.1939; gestorben am 27.7.1992.

Wenauer spielte von 1958 bis 1963 141mal in der Oberliga Süd für den Club. Von 1963 bis 1969 brachte er es auf 168 Bundesligaspiele, erzielte dabei jedoch genauso wenig ein Tor wie in der Oberliga. Dafür gelangen ihm zwischen 1969 und 1972 bei 94 Regionalligaspielen 7 Treffer. Insgesamt trug er 706mal das Clubtrikot. Mit dem Club erkämpfte er 1961 und 1968 die deutsche Meisterschaft und 1962 den DFB-Pokal. Er brachte es auf 4 Länderspiele.

Die prächtige Statur des Superathleten, das scharfe Auge und das Talent, eine Hintermannschaft organisieren zu können, ließen ihn zu einem der besten, vorübergehend sicher zum besten deutschen Stopper überhaupt aufsteigen. Bescheiden erzählte er später: “Eine andere Position spielte ich nie.”

Der Nandl, ein gebürtiger Nürnberger und Sohn eines Kriminal-Oberkommissars, soll schon beim Straßenfußball ein berüchtigter Meisterknüppler gewesen sein, der immer wieder ermahnt werden musste: „Hau doch nedd so nei!“ Dabei hatte er damals noch nicht einmal Schuhe an. “Das glaubt einem heute gar keiner mehr”, erzählte Wenauer später, “aber es war tatsächlich so, dass ich von April bis November barfuß herumstolzierte. Peinlich wurde die Geschichte manchmal nur, wenn man auf dem Schulweg einem Mädchen begegnete. Da lief ich im Sprintertempo weiter, dass die das mit den Schuhen ja nicht sehen konnte.”

Die Verantwortlichen für die Clubjugend, Andreas Weiß und Heinz Kreißel, wurden eines Tages auf den 15jährigen, ehrgeizigen Jungen mit Gardemaß, der bei den „Südern“, dem ASV Nürnberg Süd, spielte, aufmerksam gemacht, zögerten aber, Vater Wenauer einen Besuch abzustatten, weil dieser beim Arbeitersportverein ASV Nürnberg-Süd ebenfalls Jugendleiter war. Dann aber geschah es, dass eine Schülermannschaft des FCN bei Süd antreten musste und ein Clubberer mit falschem Pass spielte. Eine Anzeige beim Sportgericht drohte. Aber auch Weiß und Kreißel hatten handfestes Material, dass in einer anderen Begegnung die „Süder“ ebenso gehandelt hatten. Also machte sich Weiß auf den Weg zu den Wenauers nach Gibitzenhof, da er dachte, nun endlich einen Weg gefunden zu haben, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Er machte Wenauer senior folgenden Vorschlag: „Wenn Sie mich anzeigen, zeige ich die Süder an. Also, lassen wir es dabei bewenden!“ Beide einigten sich schnell. Beim Hinausgehen aber schaffte es Weiß doch noch, sein eigentliches Anliegen loszuwerden, indem er sagte: „Eines wäre noch: Wir hätten gerne ihren Buben!“ Da explodierte Vater Wenauer und schimpfte: „Das ist die größte Unverschämtheit, die mir je passiert ist!“ Es ging hin und her, doch schließlich hatte Weiß ihn so weit. Er sah ein, dass der Vater eines so talentierten Fußballers, wie es der Nandl war, es später einmal bereuen würde, das Angebot ausgeschlagen zu haben. Beide leerten noch gut und gerne eine halbe Flasche Cognac – und der Nandl war beim Club, mit dem er 1957 – zusammen mit Heinz Strehl – süddeutscher Jugendmeister wurde. Nachdem er altersgemäß aus der Jugend ausscheiden musste, spielte er ein dreiviertel Jahr lang in der Amateurmannschaft des FCN.

Wenauer lernte Buchdrucker und arbeitete in dem Verlag, der den „Kicker“ herausbrachte. Das hatte den Vorteil, dass er seine Kritiken schon lesen konnte, bevor man die Hefte anderntags an den Kiosken verkaufte.

Der Weltklasse-Stopper mit dem ausgewogenen Stellungsspiel debütierte 1958 unter Bimbo Binder in der ersten Mannschaft und sicherte sich dank seiner Qualitäten auf Anhieb einen Stammplatz als überdurchschnittlicher Mittelläufer, der aber in der damaligen Tradition einen klassischen Ausputzer spielte. Meist stoppte er schon ab, wenn die Mittellinie in Sicht kam. Über sein erstes Spiel im Clubtrikot berichtete er später: „Vor meinem Debüt als 19jähriger vor 45 000 Zuschauern im Nürnberger Stadion brauchte ich nicht zu zittern. ‚Wennst a Föhler machst, is a net glei a Katastrophen’, erklärte mir Bimbo Binder, ‚aber du schaffst es!’. Der Wiener Binder war ein humaner Trainer. Ein Beispiel dafür überlieferte Wenauer: „Ich erinnere mich an einen kalten Wintertag mit Schneegestöber. Als wir zum Training kamen, erklärte Bimbo Binder: ‚Buam, bei solch einem Sauwetter jagt man nicht einmal einen Hund vor die Tür. Es genügt, wenn ich euch jetzt heiß duscht. Dann könnt ihr wieder nach Hause fahren.’“ Über die Jahre unter Trainer Bimbo Binder sagte Wenauer später: „Zu Bimbo Binders Zeiten war das Fußballspielen noch ein reines Vergnügen und eine gemütliche Angelegenheit. Siege waren ein Grund zum Feiern, Niederlagen jedoch keineswegs ein spezieller Anlass, um in Panik auszubrechen.“

Der großgewachsene, athletische Stopper bestach durch seine Konstantheit, sein glänzendes Auge, seine Kompromisslosigkeit im Zweikampf und sein Talent, eine Abwehr zu organisieren. Lange Jahre war er der souveräne Angelpunkt in der Clubabwehr, bekannt für sein gezieltes, faires Hineingleiten ohne den Gegner vor dem Ball zu berühren. 1959 bot man ihm den ersten bescheidenen Vertrag an. Sepp Herberger berief ihn im Oktober dieses Jahres gegen die Schweiz ins B-Aufgebot der Nationalmannschaft.

Er gehörte auch der Meistermannschaft von 1961 an. Der erst 21jährige fegte im Kampf Mann gegen Mann seinen Strafraum leer wie ein alter Fuchs. Sepp Herberger stellte anerkennend fest: „Bei Wenauer ist Endstation für die Dortmunder!“ Für Nandl war dieser 24. Juni ein Tag der dreifachen Freude: deutscher Meister war er geworden, die Kritiker überschlugen sich nach seiner großen Leistung im Endspiel gegen Borussia Dortmund, und beim abendlichen Bankett erhielt er die Nachricht von der Geburt seines Sohnes. Dass er sich während des Spiels das Nasenbein gebrochen hatte, wurde ihm erst später bewusst.

Abbildung entnommen aus Wenauer/Hahl: Alle meine Trainer
Empfang am Nürnberger Hauptbahnhof:
v.l.n.r.: Nandl, Clubpräsident Franz und Max Morlock
.

Abbildung entnommen aus Wenauer/Hahl: Alle meine Trainer
Triumphfahrt mit Heinz Strehl und Max Morlock
auf der Aschenbahn des alten Zabo
.

Über die Zeit nach dem Gewinn der Meisterschaft erzählte Wenauer später: “Das Feiern ging damals über alles, und ich kam nur selten zu Besuch in die Klinik. Selbst beim Abholen ereignete sich eine Panne: Um 10 Uhr wollte ich da sein, verschlief aber und verspätete mich beträchtlich. Als ich in die Klinik kam, stand nur noch der Koffer im Zimmer, meine Frau Else war weg. Ich kombinierte richtig: Sie war bei den Stationsschwestern, um sich mittlerweile zu verabschieden. Ich setzte mich inzwischen auf die Bettkante, wartete und nickte dabei ein. Als meine Frau in Begleitung zweier Schwestern ins Zimmer zurückkam, lag ich wirklich im Wochenbett und schlief. Nur gut, dass damals kein Reporter dahinterkam. Sonst wäre sicherlich die Schlagzeile fällig gewesen: ‘Wenauer schlief im Wochenbett’.”

Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Die Pokalsieger-Elf von 1962
oben v.l.n.r.: Tasso Wild, Rolli Wabra, Richard Albrecht, Heinz Strehl,
Gustl Flachenecker, Nandl Wenauer, Paul Derbfuß, Helmut Hilpert;
unten v.l.n.r.: Kurt Haseneder, Steff Reisch, Kurt Dachlauer.


Abbildung entnommen aus Wenauer/Hahl: Alle meine Trainer
Nach dem Pokalsieg war erstmal feiern angesagt.
V.l.n.r.: Rolli Wabra, Richard Albrecht, Heinz Strehl,
Gustl Flachenecker, Nandl Wenauer und Steff Reisch


Abbildung entnommen aus: 75 Jahre 1. FC Nürnberg
Nandl Wenauer mit dem Pokal auf den Schultern seiner Kameraden
Gustl Flachenecker und Steff Reisch.
Links Roland Wabra, Richard Albrecht und Heinz Strehl.
 


                             
Abbildung entnommen aus Bausenwein u.a.: Die Legende vom Club
Nandl Wenauer und Heinz Strehl beim Empfang der Pokalsieger auf dem Hauptmarkt.
In der Mitte Club-Jugendleiter Andreas Weiß.

Abbildung entnommen aus Wenauer/Hahl: Alle meine Trainer
Nach der großen Feier:
Der Nandl mit Pokal und Blumen in den nächtlichen Straßen
seiner Heimatstadt.

Aus der großen Läuferreihe des Club hatte es vor allem der vor Energie nur so strotzende hochgewachsene Wenauer Bundestrainer Sepp Herberger angetan. Nach dieser großen Leistung war er in aller Munde, und manche verglichen die Effektivität und Wucht seines Spiels mit jener des unvergesslichen Hans Kalb.

Nach dem 3:1-Europapokalsieg gegen Benfica Lissabon am 1. Februar 1962 sagte er über seinen Gegenspieler Aguas: „Mein bisher stärkster Gegenspieler!“ Aguas’ Meinung über ihn lautete: „Vor allem Wenauer hinterließ einen ausgezeichneten Eindruck!“ Die 0:6-Niederlage in Lissaban schrieb Wenauer zum Teil der Unerfahrenheit der Nürnberger in punkto Flutlichtspielen zu: “Es ist kein Krampf! Beim ersten Benfica-Angriff stand Helmut Hilpert ganz allein mit dem Ball am Fuß vor der Außenlinie und schlug ihn zur Ecke. Er hatte seinen eigenen Schatten für einen Gegenspieler gehalten.”

Nach dem Ausscheiden aus dem internationalen Wettbewerb reiften bei Wenauer neue Erkenntnise: „Ein vorher nie gekannter und unfassbarer Fanatismus setzte ein. Weil die Mannschaft verlor, wurde die Frau des Trainers beim Einkaufen bespuckt. Unsere Pleite wurde zur nationalen Katastrophe umfunktioniert. Nachts wurde der Wagen Herbert Widmayers demoliert. Der Hass und die Gemeinheit waren unbeschreiblich. Anonyme Anrufer terrorisierten nicht nur den Trainer, seine Frau und seine Familie, sondern auch die Spielerfrauen. ‚Ihr Mann ist eine Drecksau, eine Niete, ein gottverdammtes Schwein’, hallte es durch die Telefonmuschel. In Krisenzeiten des 1. FC Nürnberg war es besser, das Telefon in einen Papierkorb zu stecken und mit Sofakissen abzudecken, damit man das Klingeln nicht hörte.“

Seine schönste Zeit verbrachte er eben unter diesem Herbert Widmayer. Über das Training unter ihm wunderten sich die Spieler zuerst: „Als er zu uns kam, verlangte er Konditionsarbeit ohne Ball. Das war für uns etwas völlig Neues! Wir mussten Intervallläufe absolvieren, Steigerungsläufe, Hürdenläufe und Sprints auf der Aschenbahn. Widmayer verlangte damals 10 Sprints. Da hat jeder von uns gefragt: ‚Was ist los? Das kann ja kein Mensch durchhalten!’ Heute sind 40 bis 50 Sprints an der Tagesordnung!“ Widmayer empfand die Mannschaft aber nicht nur als harten Trainer: „Widmayer hat uns viele Freiheiten gelassen. Er verhängte weder Rauch- noch Alkoholverbot. Auch der Geschlechtstag wurde vom Trainer noch nicht vorterminiert. Widmayers ironische Devise lautete: ‚Alles zu seiner Zeit! Einen schlechten Kerl kann selbst eine gute Frau nicht mehr verderben.’“ In diese Zeit fielen auch seine 4 Länderspielberufungen. Für ihn stand die Tür zur Teilnahme am WM-Turnier in Chile 1962 weit offen, doch dann kam die 0:4-Niederlage im Meisterschaftsendspiel gegen den 1. FC Köln, und Sepp Herberger kamen wohl Bedenken. Er lud aus dem 40er-Kader 25 Spieler zu einem letzten Vorbereitungslehrgang ein. Nachdem einer davon absagte, waren es noch 24. Zwei wurden gestrichen – und einer davon war Nandl Wenauer, für den daraufhin eine Welt zusammenbrach. Das WM-Trikot mit der Nummer 5 erhielt sein Kölner Rivale Leo Wilden. Er kommenteierte dies später so: “Meine größte Enttäuschung in meiner Nationallaufbahn erlebte ich 1962. Obwohl ich bereits für die Weltmeisterschaft in Chile eingekleidet war, wurde ich wegen eines einzigen schlechten Spiels von Sepp Herberger wieder ausgeladen.”

Anlässlich der Entlassung Widmayers in der ersten Bundesligasaison 1963/64 hätte er den Verantwortlichen am liebsten den ganzen Krempel vor die Füße geschmissen, die es nicht einmal für nötig befunden hatten, ihn als Mannschaftskapitän nach der Meinung der Spieler zu fragen. Er sagte später: „Als Herbert Widmayer am 30. Oktober 1963 gefeuert wurde, hatten wir Tränen in den Augen. Noch heute bin ich davon überzeugt, dass wir mit Widmayer nie aus der Bundesliga abgestiegen wären. Herbert Widmayer ist in Nürnberg systematisch fertiggemacht worden. Die große Popularität wurde ihm zum Verhängnis. Wie es auf der ganzen Welt so ist, stellten sich zu Zeiten des Triumphes meist die falschen Freunde ein. Sie tranken mit Widmayer, um sich damit brüsten zu können. Hinter seinem Rücken kolportierten sie aber: ‚Den Widmayer haben wir vielleicht eingeweicht! War der besoffen! Da musste das Training heute sicherlich ausfallen!’ In Wirklichkeit hat Widmayer seine Arbeit stets korrekt geleistet. Ich werde nie vergessen, wie Herbert Widmayer gestürzt wurde. In der Nacht zum 30. Oktober saß er wie ein Primaner vor dem Direktionszimmer des Clubs, ehe man geneigt war, ihn vorzulassen und ihm seine Entlassung zu präsentieren. Mir als Kapitän stellte der Vorstand eine Frist von zwei Minuten, um dem Trainer in einer kleinen Ansprache den Dank der Mannschaft abzustatten. ‚1961 hat sie der Club auf den Schultern getragen, heute gibt er ihnen den Laufpass’, begann ich. Mit einem Würgen im Hals brachte ich gerade noch heraus: ‚Uns ist das peinlich, aber wir können nichts dran ändern. Wir haben Achtung vor ihnen und wir danken ihnen mit Wehmut im Herzen.’ Da drehte sich Widmayer um und sagte: ‚Jungs, wenn euch einmal im Leben so etwas passiert wie mir heute, dann tragt es mit Haltung!’ Selbst den Hartgesottensten ging das an die Nieren. Ohnmächtig vor Wut schimpfte der Heinz Strehl: ‚Was heute hier geschehen ist, ist eine riesige Sauerei. Dieses Leben ist wirklich ein Scheißspiel!’“

Abbildung entnommen aus Bausenwein u.a.: Die Legende vom Club
Drei Stützen des FCN am Beginn der ersten Bundesligasaison:
Max Morlock, Herbert Widmayer, Nandl Wenauer:
Am 30. Oktober 1963 waren’s nur noch zwei.
Widmayer wurde als erster Bundesligatrainer entlassen
.

Unter Widmayers Nachfolger Jenö Csaknady wehte ein neuer Wind am Zabo, wovon Wenauer berichtete: „Die Zeiten der Trainer-Spieler-Kumpanei waren endgültig vorbei. Fußball war keine Nebenbeschäftigung mehr, sondern Hauptberuf. Die bezahlten Spieler waren fortan nicht mehr mitbestimmende Vereinsmitglieder, sondern weisungsgebundene Angestellte. Der Kapitän hatte nichts mehr zu sagen, sondern nur noch das Recht, eine Armbinde zu tragen und als erster auf den Platz zu rennen.“ Gleich zu Beginn der Arbeit unter dem neuen Trainer bekam Wenauer im wahrsten Sinn des Wortes sein Fett ab: “Als Csaknady zu uns kam, machte er sofort Bestandsaufnahme. Er ließ uns messen und wiegen. Am Tag darauf verkündete er in der Spielersitzung: ‘Herr Wenauer! Sie sind 1,84 groß. Sie dürften demnach 83 Kilo wiegen. Wie ich feststellen musste, haben Sie fünf Pfund Übergewicht. Sorgen Sie bitte für ein Verschwinden der übrigen Pfunde!” Über eine andere Marotte Csaknadys erzählte Nandl: “Csaknady hatte uns im Griff! Ab Mittwoch verhängte er Alkohol- und Rauchverbot, täglich bestand Ausgehverbot. Ab 22 Uhr mussten sämtliche Spieler zuhause anzutreffen sein. Die Kontrollen besorgte der Trainer höchstpersönlich. Csaknady, der sich in Nürnberg noch nicht so richtig auskannte, kaufte sich als erstes einen Stadtplan. Auf dieser Generalstabskarte kreuzte er fein säuberlich alle Straßen an, in denen wir Clubspieler wohnten. Während am Abendhimmel von Nürnberg die Milchstraße funkelte, fuhr Csaknady seine Runden! Er kam zu den unverhofftesten Zeiten. Es gab Spieler, die konnten nicht einschlafen, weil sie fürchteten, Csaknadys Klingelzeichen zu überhören. Der Verfolgungswahn à la Csaknady ging sogar so weit, dass selbst ich akustischen Täuschungen zum Opfer fiel. Manchmal wachte ich nachts auf und musste mich bei meiner Frau Else vergewissern: ‘Hat es jetzt geläutet oder nicht? Allmächt, wenn das der Tschakas war, und wir haben ihn überhört, dann kann mir was blühen!’” Hier noch eine weitere Anekdote aus Nandls Geschichtenkiste: “Csaknady war zeitweise ein ganz unnahbarer Kerl. Wenn er behauptete, der Himmel sei schwarz, musste man es bejahen, selbst wenn der Himmel strahlend blau war. Für nichts ließ er eine Entschuldigung gelten. Als ich eines Abends meinen Sohn Ferdinand zu den Eltern brachte, weil wir tags darauf ins Trainingslager einrückten und sich keiner mehr um ihn kümmern konnte, kam ich um 20 Uhr 45 nach Hause. Csaknady aber war bereits um 20 Uhr zur Kontrolle dagewesen. Tags darauf wurde ich vom Training suspendiert. Csaknadys Begründung: ‘Wenn ich 15 Kilometer bis nach Katzwang fahre, haben Sie gefälligst dazusein!’ Mein Argument, dass die Spieler erst ab 22 Uhr zuhause anzutreffen sein müssten, ließ er nicht gelten. Nur eine kurzfristig anberaumte Vorstandssitzung brachte es zuwege, dass ich doch mit ins Trainingscamp zum Iglwirt nach Schnaittach mitfahren durfte. Das war übrigens eine der wenigen Ausnahmen, dass Csaknady umfiel.”

Wenauer berichtete auch von einer lustigen Episode, die sich unter Csaknady abspielte: “Je tiefer wir absackten, desto strenger wurde Csaknady. Dabei überspannte er den Bogen. Er führte ein, dass wir nicht nur die Woche über kaserniert wurden, sondern auch nach unseren Samstagsspielen nicht gleich nach Hause durften, wenn noch ein Mittwochspiel auf dem Programm stand. Ich erinnere mich an das 1:1 in Dortmund. Wieder wurden wir nach dem Spiel in dem Hotel der Westfalenhalle kaserniert. Es war bereits die dritte Woche fernab von Weib und Kind. Da verabredeten wir beim Abendessen, einmal die Fesseln zu sprengen. Wir vereinbarten, uns gegen 21 Uhr 15 demonstrativ bei Csaknady zum Schlafengehen zu verabschieden, aber um 23 Uhr uns wieder auf dem Hotelgang zu treffen. Den Ex-Dortmunder Franz Brungs heuerten wir als Fremdenführer an. Außerdem waren noch der Roland Wabra, der Heinz Strehl und ich dabei. Alw wir uns punkt 23 Uhr auf dem Hotelgang trafen, hatte ich Herzklopfen. Roland Wabra übernahm die Führung: ‘Im Keller wird schon ein Ausgang sein’, prophezeite er. Alles, was wir im Keller der Westfalenhalle vorfanden, waren labyrinthartige Gänge, nur kein Ausgang. Bei der Suche nach einem Ausgang gerieten wir so tief unter die Dortmunder Westfalenhalle, dass wir nicht einmal mehr den Weg zurück fanden, als wir uns entschlossen, unser Unternehmen abzubrechen. Zum Glück entdeckte Roland Wabra doch noch den Hinweis ‘Notausstieg’. Der Richtungspfeil zeigte um die Ecke, und wirklich: Es bot sich uns ein Notausstieg, allerdings durch einen Gully. Wir zwängten uns durch die Röhre. Aber als Roland Wabra den Gullydeckel hochdrückte, um Ausschau zu halten, blieb uns fast das Herz stehen. Der Notausstieg endete auf einem nahegelegenen Industriegelände, das sehr streng bewacht wurde. Ein Wärter mit Schäferhund war längst durch verdächtige Geräusche aufmerksam geworden. Als wir nacheinander aus dem Gully krochen, erkannte der Nachtwächter den Ex-Dortmunder Franz Brungs und auch uns sofort. Roland Wabra meisterte sofort die Situation. Er griff in die Tasche, holte ein Geldstück heraus und drückte es dem Nachtwächter in die Hand. ‘Opa, für 5 Mark bist du dabei’, erklärte der Roland, ‘lass uns nur hier geschwind heraus und wenn’s möglich ist, später auch wieder herein.’ Dortmunds Nachtwächter war gleich unser Verbündeter. Er öffnete uns nicht nur das verriegelte Fabriktor, sondern rief von seinem Pförtnerhäuschen aus noch ein Taxi für uns herbei. Um 0 Uhr 30 waren wir, wie vereinbart, wieder zurück, der Nachtwächter zur Stelle und Csaknady offenbar im Tiefschlaf, als wir durch den Gully und die labyrinthartigen Gänge zurück in unsere Zimmer schlichen. Am nächsten Tag schworen wir allerdings, solch ein Risiko nie wieder einzugehen. Hätte der Nachtwächter die Polizei alarmiert und Csaknady von dieser Eskapade Wind bekommen - wir wären sicherlich auf Nürnbergs Hauptmarkt verbrannt worden.”

Trainer Gunter Baumann brachte Wenauer in der Saison 1964/65 mit der Behauptung auf, der Clubstopper habe keine Ahnung von Fußball. Kein Wunder, dass der Nandl bei dem Namen Baumann sein Leben lang rot sah: „Ich würde sofort die Fußballschuhe an den Nagel hängen, wenn Baumann noch einmal mein Trainer werden sollte!“

Im letzten Spiel der Saison 1966/67 wurden die Clubspieler Augenzeugen der Meisterschaftsfeier von Eintracht Braunschweig. Wenauer fuhr mit einigen Journalisten zurück nach Nürnberg und erzählte ihnen, nachdem er lange geschwiegen hatte: „Wir Alten haben es uns in die Hand versprochen, dass wir uns in der kommenden Saison noch einmal zusammenreißen. Wir wollen beweisen, dass wir noch immer Fußball spielen können und noch nicht zum alten Eisen gehören. Unser Ziel ist die neunte ‚Deutsche’! Wir können es schaffen, wenn wir uns voll und ganz auf dieses Ziel konzentrieren. Wir leben künftig ganz unserem Sport, gehen früh schlafen und verzichten eben auf manche Halbe Bier. Aber dass mir das bloß keiner jetzt schon hinausposaunt! Wer nicht dichthält, erfährt von mir kein Wort mehr!“

Den Titelgewinn 1968 kommentierte Wenauer so: „Von der Qualität her waren wir sicher nicht die Spitzenmannschaft, aber Merkel hat uns so hochgetrimmt, dass es reichte. Merkel hat es besser als jeder andere verstanden, eine Mannschaft heiß zu machen.“  Spätestens jetzt war Wenauer neben Max Morlock zum größten Idol der fränkischen Fußballszene aufgestiegen.

Im Februar 1968 berichtete das Sport-Magazin über Sepp Herbergers Eindrücke vom Spiel des FCN bei Borussia Mönchengladbach, das 1:1 endete, und zitierte den ehemaligen Bundestrainer mit folgenden in der Nürnberger Kabine an Wenauer gerichteten Worten: „Ihr seid eine gute Mannschaft, euer Spiel hat mir gefallen. Ja, Nandl, sie können es immer noch!“

Trotz oft überragender Leistungen musste auch er gelegentlich Merkels Sarkasmus ertragen, zum Beispiel nach der 2:3-Heimniederlage gegen Schalke im März 1968: „Ich würde sagen, das war eine verdiente Angelegenheit für die Schalker, die das richtige Konzept hatten und außerdem mit 13 Mann spielten, denn Wenauer und Popp waren auf der anderen Seite.“ Trotzdem war Merkel für Wenauer der ideale Trainer: “Er war unter dem Strich mein bester Trainer, zumindest im ersten Jahr. Von ihm ging eine sagenhafte Begeisterung aus, nicht nur im Spiel, auch im Training. Wir konnten oft gar nicht fassen, dass schon Schluss war.” Er berichtete auch über ein lustiges Erlebnis mit dem “großen Zampano” bei einem Spiel im Westen. Der Club hatte schlecht gespielt, konnte aber nicht zurückreisen, weil am nächsten Tag noch ein Privatspiel auf dem Programm stand. Da passierte es: “Max hatte uns Ausgehverbot erteilt, aber wir waren so aufgewühlt, dass wir einfach nicht schlafen konnten. Da beschlossen der Heinz Strehl und ich, dass wir noch ein Bier trinken gehen. Doch noch im Hotel blickte ich plötzlich um die Ecke und schaute schon genau in die Augen Merkels. Was blieb nun übrig, als unser Vorhaben zu erzählen.” Merkel aber reagierte völlig anders als erwartet. “Verschwindt’s! Aber lasst’s euch vor morgen früh nicht mehr blicken”, rief er den Schlafwandlern zu.

Als der Club am vorletzten Spieltag der Saison 1967/68 durch ein 2:0 bei Bayern München vorzeitig die deutsche Meisterschaft errungen hatte, kannt die Begeisterung der Fans keine Grenzen. Wenauer erzählte darüber: “Feuerwerkskörper explodierten am Himmel, Tausende von Fans kletterten im Grünwalder Stadion über die Drahtzäune, unsere Nürnberger Anhänger stürmten das Spielfeld. Die Begeisterung um uns herum war unbeschreiblich. Beim Mannschaftsessen im Münchner Bahnhofs-Restaurant mussten wir von der Polizei abgeschirmt und beschützt werden. Die Heimfahrt war ganz feierlich. Die Bundesbahn hatte uns den kleinsten Sonderzug der Welt zur Verfügung gestellt: eine dunkelblaue E-Lok mit einem Sonderwagen Erster Klasse! Kaum war unser Sonderzug im Nürnberger Bahnhof zum Stillstand gekommen, erschollen donnernde Ovationen. Der Bahnsteig war schwarz von Menschen, die bis weit auf den Bahnhofsplatz hinaus standen. Das Gedränge und Geschiebe war lebensgefährlich, die Begeisterung und Sympathiekundgebung einmalig. Wildfremde Menschen klopften uns auf die Schultern, winkten und schrien aus Leibeskräften ‘F - C - N’. Die F-C-N-Rufe erreichten Orkanstärke, der Bahnhof dröhnte, uns rieselte es ergriffen den Rücken herunter. Die Polizei konnte uns nur tröpfchenweise eine Gasse durch die Menschenmenge bahnen. Raketen wurden abgefeuert und 70 Taxifahrer hupten im Dreiklang.”

Abbildung entnommen aus Wenauer/Hahl: Alle meine Trainer
Die begeisterte Menge trägt den Nandl über den Bahnhofsplatz

Nach der deutschen Meisterschaft verkündete Wenauer im Überschwang der Gefühle: “Ich spiele weiter, bis ich 33 bin. Dann fahre ich zum Professor Barnard, lasse mir ein neues Herz reinbasteln, und dann mache ich weiter.”

Abbildung entnommen aus Wenauer/Hahl: Alle meine Trainer
Szene aus dem Europapokalhinspiel gegen Ajax Amsterdam,
das im Städtischen Stadion 1:1 endete.
Rechts der beste Holländer Johan Cruyff
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Abbildung entnommen aus Wenauer/Hahl: Alle meine Trainer
Wenauer bei der Seitenwahl vor dem verlorenen Europapokalrückspiel
gegen Ajax Amsterdam.
Links Ajax-Kapitän Baals, in der Mitte Schiedsrichter Adair aus Irland
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Abbildung entnommen aus Club-Revue 12/78
2:0 gewinnen die Bayern das Pokalhalbfinale der Saison 1968/69 gegen den Club.
V.l.n.r.: Gustl Starek, Luggi Müller, Franz Beckenbauer und Nandl Wenauer.

Bezeichnend für Wenauer ist eine Äußerung nachdem er eine verlockende Offerte von Atletico Madrid als Nachfolger des legendären Stoppers Santamaria nicht angenommen hatte: „Ich hatte einfach nicht den Mut und den nötigen Biss! Und als Nürnberger hängt man eben am Club.“ Er trauerte dieser verpassten Chance noch lange nach.

Abbildung entnommen aus Wenauer/Hahl: Alle meine Trainer
Der Abstieg ist perfekt.
Durch ein 0:3 beim 1. FC Köln am 7. Juni 1969 müssen die Cluberer den schweren Weg in die Regionalliga antreten.
V.l.n.r.: Hennes Küppers, Heinz Müller, Nandl Wenauer und Klaus Zaczyk
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Zu seinem Ärger kündigte ihm die Vereinsführung in der Abstiegssaison 1968/69 mehr als 5 Wochen vor Saisonende den Vertrag. Ein Angebot eines Schweizer Erstligisten, der ihm ein Handgeld von 60 000 Mark bot, lehnte er dennoch ab.

Danach spielte er noch volle 3 Jahre in der Regionalligamannschaft des Club, ehe er die Fußballstiefel 1972 endgültig an den Nagel hängte. In seiner letzten Saison drohte ihm sogar noch der Abstieg in die Bayernliga, doch der während der Saison verpflichtete neue Trainer Tschick Cajkovski bewahrte ihn und den Club vor dieser Schande.

Als die Mannschaft in der Saison 1970/71, obwohl sie 27mal hintereinander ungeschlagen geblieben war, nicht aufstieg, sorgte in Nürnberg für allerlei Gerüchte. Dazu äußerte sich Wenauer später so: “Der Mannschaft und besonders uns älteren Spielern wurde unterstellt, die Erfolge sabotiert und den Wiederaufstieg absichtlich verhindert zu haben, weil wir in der Bundesliga keine Chance mehr gehabt hätten, als Spieler eingesetzt zu werden. Diese Behauptungen sind natürlich mehr als gehässig und gehen an den Tatsachen vorbei. Zum einen hatte der 1. FC Nürnberg eine Aufstiegsprämie in Höhe von einer viertel Million Mark für Trainer und Spieler ausgesetzt, zum anderen waren die Verträge sämtlicher Spieler prolongiert worden. Die Kasse hätte auf jeden Fall gestimmt. Im Gegensatz zu den Unterstellungen hätte der Bundesligaaufstieg uns zu noch mehr Geld verholfen.”


Abbildung entnommen aus Club-Revue 12/78
Als Kapitän des Meisters der Regionalliga Süd 1971
wird Nandl Wenauer vom FC Bayern ein Blumenstrauß überreicht.

Nach Bartel Thomas, der 1971 den Club völlig enttäuscht verließ, weil er sich von den Spielern im Stich gelassen fühlte, wurde Boba Mihailovic engagiert. Nach sechs Wochen aber flüchtete er, ehe noch ein einziges Spiel absolviert war, bei Nacht und Nebel aus Nürnberg und ward nie mehr gesehen. Da der neue Trainer, Fritz Langner, nicht von einer Sekunde auf die andere bereitstehen konnte, war Nandl Wenauer für einen Tag der Trainer seiner Clubmannschaft.

Das Ende von Wenauers Laufbahn war bitter. Darüber schrieb er: “Dass ausgerechnet Tschik Cajkovski mir in meiner Laufbahn zum Verhängnis würde, hätte ich mir nie träumen lassen. Der Grund für meine Verbannung aus der Mannschaft aber war mehr als nichtig. Weil Nürnbergs Zuschauer pausenlos die ‘Alten’ verteufelten und den geringsten Fehler zum Anlass nahmen, um in Pfeifkonzerte auszubrechen, graute mir vor den Heimspielen. Die Hetzkampagne zerrte an den Nerven und löste bei mir eine Psychose aus. Wenn ich in letzter Zeit in Nürnberg spielte, hatte ich das Gefühl, als ob in der Kulisse einige direkt darauf warteten, dass mir etwas misslingt. Das Kesseltreiben, das auch in der Presse seinen Niederschlag fand, veranlasste mich, vor dem Heimspiel gegen Kassel den Trainer zu bitten, einmal pausieren zu dürfen. Tschik Cajkovski jedoch war der Meinung, ich wollte vor diesem schweren Spiel meine Person aufwerten, getreu dem Motto: ‘Ohne Wenauer geht es nicht.’ Deshalb verbannte mich Tschik Cajkovski aus dem Mannschaftskader und schob mich aufs Abstellgleis. Ich wäre der Letzte gewesen, der einer Verjüngung der Club-Elf im Wege gestanden hätte. Auf der anderen Seite aber war es immer so, dass zwei oder drei ältere Spieler der Mannschaft nie geschadet hatten. Mit 38 Jahren hat Max Morlock noch gespielt, als ich 21 war. Warum sollte ein 33jähriger Wenauer nicht mit einem 20jährigen Rudi Sturz harmonisieren? Doch der Unterschied von damals zu jetzt lag ganz woanders. Damals hätte niemand von uns gewagt, sich über den älteren Max Morlock zu mokieren. Jetzt aber war es an der Tagesordnung, dass die Jungen geringschätzig über die Alten urteilten. Mein Pech war vielleicht, dass ich 12 Jahre in Nürnberg blieb. Die Zuschauer hatten sich sattgesehen. Dank darf man als Fußballer nicht erwarten. Die Vorstandschaft wusste, dass ich nicht bis zum Ende aller Tage Stammspieler der ersten Mannschaft bleiben wollte. Ich war stets bereit, einem Nachfolger mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Meine Meinung: Wer 12 Jahre lang Stammspieler der ersten Mannschaft war, hätte es verdient gehabt, auch am Ende seiner Karriere noch als Mensch behandelt zu werden, als ein Sportler, der in guten wie in schlechten Tagen seine Knochen hinhielt und auf seinen Verein nichts kommen ließ.”

Nach Beendigung seiner Karriere betrieb er in der Äußeren Laufer Gasse eine Toto-Lotto-Annahmestelle. Er spielte noch 3 Jahre lang beim FC Herzogenaurach, dann trainierte er den SK Lauf, den TSV Altenfurt und später Jahn Forchheim, wo sein Sohn „Ferdl“ inzwischen Libero spielte. Danach vertrat er den erkrankten Fred Hoffmann beim mittelfränkischen Landesligisten FSV Bad Windsheim. Dabei kamen ihm sicher seine eigenen Erfahrungen hinsichtlich des nötigen Trainings zustatten: “Fußballer trainieren nicht für sich selbst, sondern nur, wenn jemand dahintersteht. Ich nehme mich da nicht aus. Denn es ist nicht leicht, Tag für Tag den inneren Schweinehund zu überwinden. Nicht selten hängt einem die Arbeit mit dem Fußball zum Halse heraus.” Darauf angesprochen, warum er nur niederklassige Vereine betreute, antwortete er: “Eigentlich hatte ich mal mehr vor, aber dann würde dieses Zigeunerleben wieder beginnen.” Deshalb kümmerte er sich letztlich intensiv um seine Familie und sein Geschäft.

Das Resümée seiner Karriere zog Wenauer folgendermaßen: “Natürlich hat sich die Fußballerkarriere rentiert. Obwohl mir nie der große Durchbruch zum Kreis der Nationalmannschaft glückte, bin ich mit meiner Karriere als Fußballspieler vollauf zufrieden. Es war eine unwiederbringlich herrliche Zeit mit Auslandsreisen, internationalen Auftritten und heiteren Episoden. Leider aber auch erlebte ich den tiefen Sturz des 1. FC Nürnberg mit. Das waren die betrüblichsten Stunden meiner Karriere.”

Über den Zusammenhalt in der Mannschaft des 1. FCN urteilte er so: “Ich will den jetzigen Teams nicht zu nahe treten, aber ein Verhältnis wie beispielsweise zwischen mir und Roland Wabra oder Heinz Strehl, wo es in 14 Jahren nichts gab, wird man heute nur noch schwer finden.”

Im Alter von nur 53 Jahren starb Nandl Wenauer an Herzversagen.