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“Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein
und die Bewohner Nürnbergs zu spielen.
Möge all dies immer bewahrt werden
und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen.”
(Heiner Stuhlfauth)

Hans “Abel” Uebelein ( = Uebelein I)

geboren am 2.3.1914;

Uebelein, der in der Fallrohrstr. 163 wohnte, spielte bereits seit 1934 beim Club und gehörte nach dem Krieg wieder zur Nürnberger Mannschaft. Von 1945 bis 1951 absolvierte er 122 Oberligaspiele und erzielte dabei 2 Tore. Insgesamt spielte er 487mal im Clubtrikot. Er erkämpfte mit dem Club die deutsche Meisterschaft 1936 und 1948 sowie die Pokalsiege 1935 und 1939.

Im Privatleben war er kein Kind von Traurigkeit. Im April 1935 konnte man beispielsweise in der Vereinszeitung über ihn lesen: “Der Nachtschwärmer wurde in die Reservemannschaft zurück strafversetzt. Seine Laufbahn ist jedoch keineswegs abgeschlossen.”

Nach dem Sieg im Pokalfinale 1935 schrieb die Fußball-Woche begeistert “von dem rechten Außenläufer Uebelein, der , obgleich nur mittelgroß und leichtgebaut, prachtvoll kämpferisch und ein Könner dazu war. Übelein tauchte in dieser Spielzeit zum erstenmal in der deutschen Gauliga auf! Das nennt man Karriere machen.”

Abbildung entnommen aus: 75 Jahre 1. FC Nürnberg
Der erste deutsche Pokalsieger der Geschichte im Jahr 1935:
hinten v.l.n.r.: Billmann, Köhl, Munkert;
Mitte v.l.n.r.: Luber, Uebelein I, Carolin, Oehm, Kassier Arnold, Trainer Dr. Michalke;
vorne v.l.n.r.: Gußner, Eiberger, Friedel, Schmitt, Spieß.

Im April 1936 widmeten Anhänger aus Leipzig Uebelein einen Ehrenhut und folgendes Gedicht:

“Ein Schüler des Clubs, doch halt - ich sag’s besser:
ein Oberprimaner auf dem Wege zum Professor,
ist Uebelein, der blonde Junge.
Er spielt mit Kopf und mit dem Schwunge,
der der Jugend kommt zu Gute.
Was sollst du deshalb mit dem Hute?
Nimm dieses Mützchen, lieber Hans,
wir wissen es, dein Herz schlägt ganz
für deinen Club und für dessen Ehr!
Und bald hören wir von dir noch mehr.”

Im Endspiel 1936 gegen Schalke 04, das nach der regulären Spielzeit unentschieden stand und in die Verlängerung ging, war er es, der den schon fast verzagenden Mannschaftskameraden wieder Mut machte. Als man es - bei sengender Hitze - in der Ferne blitzen sah und donnern hörte, meinte er trocken: “Jetzt kommt das Clubwetter!” Damit war die Stimmung gerettet.

Abbildung entnommen aus: 75 Jahre 1. FC Nürnberg
Die Meistermannschaft von 1936:
oben v.l.n.r.: Billmann, Köhl, Munkert;
Mitte v.l.n.r.: Uebelein I, Carolin, Oehm;
vorne v.l.n.r.: Gußner, Eiberger, Friedel, Seppl Schmitt, Schwab

Abbildung entnommen aus Club-Revue 2/86
Die Endspielmannschaft des Jahres 1937, die Schalke 04 mit 0:2 unterlag.
Oben v.l.n.r.: Oehm, Carolin, Schmitt, Abel Uebelein, Friedel, Julius Uebelein, Gussner, Eiberger;
unten v.l.n.r.: Munkert, Köhl, Billmann

Der rechte Läufer, der ein Vorbild an Ausdauer und Einsatzfreude war und keine Scheu vor großen Namen kannte, wurde ein paarmal zu Lehrgängen der Nationalmannschaft eingeladen, zum Einsatz kam er aber nie. Der gelernte Buchdrucker selbst stellte über die Gründe des Reichstrainers folgende Überlegungen an: „Einmal schickte er mich vom Kurs wieder heim, ohne dass ich den Grund dafür wusste. Sigi Haringer verriet ihn mir lange danach: Nerz war sauer gewesen, dass ich auch bei dem Lehrgang mein gewohntes Bier getrunken habe. Ab Herbst 1936 wurde es für mich noch schwerer, weil ich einrücken musste und jedesmal Scherereien bekam, wenn ich zu einem Lehrgang sollte. Im März 1938 berief mich der Reichstrainer in das Aufgebot für das Länderspiel gegen Ungarn. Ich rechnete fest mit einem Einsatz, denn das Spiel fand in Nürnberg statt. Aber es kam wieder etwas dazwischen, diesmal war es der Einmarsch in Österreich.“ Uebeleins Einheit erhielt Marschbefehl in Richtung Donau.

Am Karfreitag 1938 spielte der Club gegen Hertha BSC, als Torwart Köhl in der 30. Minute mit ausgekugelter Schulter verletzt liegenblieb. Kurz entschlossen stellte sich Uebelein ins Tor, doch passte ihm Köhls Mütze nicht. Also bat er die hinter ihm stehenden Zuschauer, ihm eine Mütze zu leihen. Daraufhin flog ein Dutzend Mützen aufs Spielfeld, die er alle probierte – aber keine passte! Schließlich warf ihm einer einen Hut zu, den er auch probierte. Doch obwohl er ihm passte, behielt er ihn doch nicht auf. Übrigens spielte er als Torwart hervorragend, der Club gewann mit 4:2.

1939 wurde der Gefreite zum Kriegsdienst eingezogen. 1940 lag er mit seiner Einheit am Westwall, und es war bis zuletzt fraglich, ob er beim Pokalendspiel gegen Waldhof Mannheim, für das er ursprünglich gar nicht aufgeboten war, dabei sein konnte. Erst in der Nacht vor dem Spiel trudelte er dann doch noch in Berlin ein, um den wegen einer Blutvergiftung ausgefallenen Schorsch Kennemann zu ersetzen..

Abbildung entnommen aus: 75 Jahre 1. FC Nürnberg
Der deutsche Pokalsieger 1939,
der wegen des Kriegsausbruchs jedoch erst im April 1940 ermittelt wurde:
stehend v.l.n.r.: Gußner, Billmann, Trainer Riemke, Sold, Carolin, Uebelein I, Köhl, Uebelein II;
knieend v.l.n.r.: Eiberger, Luber, Kund, Pfänder.

Während des Krieges spielte er in der Soldatenelf „Burgstern Noris“.

Er war ein Spieler vom Typ des Ballschleppers und mannschaftsdienlichen Aufbauspielers mit großem Laufpensum, einer der herausragendsten und typischsten Vertreter des „Clubstils“: ein vielseitiger, kampfstarker Allrounder, in dem taktische Disziplin, technische Qualitäten und läuferisch-konditionelle Möglichkeiten sich zusammenfinden. Oft drängte er als zusätzlicher Stürmer mit nach vorne. Gleichzeitig war er auch eine der zentralen Übergangsfiguren, die die verschiedenen Club-Generationen miteinander verbinden. Auch noch zu Oberligazeiten, als der druckvolle Passgeber und Antreiber der 30er Jahre einen zweikampfstarken Verteidiger spielte, war er vom Offensivgeist beseelt und ein Vorbild an Ausdauer.

Er ist nicht schlecht geeignet, als „Markenzeichen“ der Fußballware Club zu fungieren. Er spielte einen technisch versierten, ehrlichen und fleißigen Fußball, der im Druck nach vorne zwar schön anzusehen, aber in seiner Rationalität immer aufs Effektive, aufs Mannschaftsdienliche ausgelegt war, schnörkellos und in der Regel ohne „südländische“ Verspieltheit. Mit seinem nimmermüden Einsatz und seiner nie versagenden Willensstärke war er eine wichtige Drehscheibe im Teamwork und ein Garant dafür, dass, wenn die Clubmaschine mal nicht so schnell auf Touren kam, auch noch kurz vor Schluss ein Spiel herumgerissen werden konnte. Seine überlegten Steilpässe setzten die gegnerische Abwehr oft mit einem einzigen Zug schachmatt.

Manchmal schlug er allerdings über die Stränge, meist jedoch, um einen seiner beiden Brüder nach einem Foulspiel zu „rächen“.

In der Saison 1947/48 musste er beim Spiel gegen den FSV Frankfurt nach 60 Minuten für den verletzten Edi Schaffer ins Tor. Der „Sport“ gab folgenden Kommentar ab: „Uebelein I besaß wenig Eignung für diesen Posten. Billmann und Kennemann mussten oft am leeren Tor die Frankfurter Kannonade abwehren.“

Im Endspiel um die deutsche Meisterschaft am 8.8.1948 erzielte er ein unglückliches und wahrhaft mysteriöses Eigentor. Der Club spielte im Müngersdorfer Stadion in Köln gegen den 1. FC Kaiserslautern und führte bereits 2:0. In der 62. Minute fälsche Uebelein einen Flachschuß an Edi Schaffer vorbei unglücklich ins eigene Tor ab. Im Zusammenhang damit erzählte Max Morlock folgende Geschichte: “Wir bezogen im Hotel Königsforst Quartier. Der kleine Rest von Schwarzseherei verflog, als sogar noch ein Hellseher unseren Sieg prophezeite. Diese Geschichte ist keineswegs erfunden, sondern von den netten Wirtsleuten wurde ein Schäfer herangeschleppt, der aus dem Westfälischen kam und den Ruf eines Weissagers hatte. Er lächelte verschmitzt, erbat sich Papier und einen Umschlag und schrieb auf den Bogen: ‘Der Sieger wird drei Tore schießen, doch eines wird von Übel sein.’ Der verschlossene Briefumschlag wurde auf der Polizeiwache bis nach dem Spiel hinterlegt. Wie er wusste, dass es in diesem Spiel tatsächlich drei Tore gab, ist mir bis heute unerklärlich, dass er aber auch noch das Selbsttor von Abel Uebelein voraussagte, das überstieg schon damals unseren Horizont. Abel Uebelein hätte ihn am liebsten zerrissen. Er sagte immer wieder: ‘Der hätte mir doch schon vor dem Spiel sagen können, dass da ein Tor von Übel ist,, dann hätte ich besser aufgepasst.’”

Nach dem Spiel urteilte Sepp Herberger: „Uebelein ist ein hervorragender Mann im Kampf um den Ball. Aber das Hinausspritzen zum Außenstürmer – wie es das moderne Spiel des Verteidigers verlangt – liegt ihm nicht. Im Nahkampf hatte sein Linksaußen nichts zu bestellen. Darin ist er auch heute noch Meister.“

Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Die Meistermannschaft 1948.
oben v.l.n.r.: Edi Schaffer, Abel Uebelein, Adi Knoll, Schorsch Kennemann,
Conny Winterstein, Uttla Uebelein (für ihn stand Schorsch Hagen im Finale),
Maxl Morlock;
unten v.l.n.r.: Helmut Herbolsheimer, Zapf Gebhardt, Gerhard Bergner, Hans Pöschl


     
Abbildung entnommen aus Sport-Magazin 33/1948
Nach dem gewonnen Endspiel gegen Kaiserslautern werden die Clubspieler
von den Zuschauern vom Feld getragen. Links mit dem Siegerkranz Zapf Gebhardt,
in der Mitte Herbolsheimer, rechts Uebelein.


          Abbildung entnommen aus Sport-Magazin 34/1948
Szene aus einem Freundschaftsspiel des 1. FCN beim FC St. Pauli
nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft, das der Club mit 0:5 verlor.
In letzter Sekunde verhindert Uebelein ein weiteres Tor.
Edi Schaffer ist bereits geschlagen. Links Schorsch Kennemann.

Im Oktober 1949 schrieb die Vereinszeitung des 1. FCN: “Uebelein 1 muß entfernt werden, schreibt ein angeblicher Fachmann, viele andere halten ihn heute noch für die größte spielerische Intelligenz der Mannschaft.”

Nach seiner aktiven Karriere betrieb Uebelein ein Totogeschäft in der Schwabacher Str. 76 und betätigte sich nebenher als Trainer.

Als Trainer Jenö Csaknady 1966/67 zum zweiten Mal in Nürnberg arbeitete und die Mannschaft so herunterbrachte, dass die Zuschauer auszubleiben begannen, analysierte Uebelein: “Die Spieler haben Kraft und Kondition, aber das Ballgefühl ist ihnen unter Csaknady völlig abhanden gekommen. Csaknadys Defensivfußball wird noch die letzten Zuschauer aus dem Nürnberger Stadion vertreiben.”