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“Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein
und die Bewohner Nürnbergs zu spielen.
Möge all dies immer bewahrt werden
und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen.”
(Heiner Stuhlfauth)

Heinrich “Heiner” Träg

Abbildung entnommen aus Bausenwein u.a.: Die Legende vom Club

geboren am 3. Januar 1893; gestorben am 13. Oktober 1976.

Der geborene Nürnberger absolvierte von 1911 bis 1927 455 Spiele für den 1. FCN, mit dem er 1920, 1921, 1924, 1925 und 1927 die deutsche Meisterschaft errang. Er bestritt 6 Länderspiele.

Heinrich Träg galt als bester linker Außenspieler im deutschen Fußball der 1920er Jahre.

Sein Stammverein war der Lokalrivale FC Pfeil. Über den FC Viktoria kam er 1911 zum Club. Dort spielte er zunächst Linksaußen, wechselte später aber auf die halblinke Position, um die Außenposition für Hans Sutor frei zu machen. Nach dessen Karriereende kehrte Träg jedoch auf die Außenposition zurück.

Beruflich war der gelernte Kaufmann ab 1922 für 44 Jahre als Mitinhaber und Geschäftsführer einer Mineralölfabrik in Schweinau tätig.


Abbildung entnommen aus Vereinszeitung des 1. FC Nürnberg, 5/1924
Man beachte den Kasten am Ende der Seite!

Er war ein ungewöhnlich wendiger und kraftvoller Spieler von untersetzter und bulliger Statur. Obwohl er nicht besonders groß war, ließ sich der wuchtige “Durchreißer”, der sich oft wie ein Karnickel durch den Strafraum wühlte, auch von den schwersten Gegnern nie umrempeln. Seine Stärke war sein außerordentlich schneller Antritt. Er lauerte permanent auf Steilpässe, und kamen die maßgerecht, dann brach er schnörkellos, geradlinig und unwiderstehlich nach links durch und zog sofort mit seinem starken linken Fuß ab. In dieser Einseitigkeit lag zugleich seine Stärke und seine Schwäche. Blieben die Vorlagen aus, dann war Träg, der kein besonders guter Dribbler war, in der Regel mattgesetzt. Tatsächlich scheinen lediglich drei Spieler in der Lage gewesen zu sein, ihm die Bälle auf dem Tablett zu servieren: Böß, Schaffer und Sutor. Mit anderen Spielern kam er in der Regel nicht zurecht, so dass er in Länderspielen oft keine besonders gute Figur machte. Dann sah man einen Träg, der, statt das Tor des Gegners mit Kanonenschüssen zu bombardieren, seine Mitspieler mit Schimpfkanonaden bedachte. Hans Hofmann schrieb zu diesem Thema: “Da kam es leicht zu Wortgefechten, worin er es in urwüchsiger Gestaltungskraft auch nicht fehlen ließ. Wir haben in dieser Hinsicht nie die leidige Stärke oder vielmehr Schwäche des Heiners sanktioniert, aber sie war einmal da und unausrottbar. Wenn es zum Kampf ging, war Träg immer Feuer und Flamme, und wie ein überhitzter Dampfkessel ein Ventil braucht, so musste sich Träg auf seine Weise Luft machen. War er schon vor dem Spiel geladen, so war schlecht mit ihm Kirschen essen. Als langjähriger Spielausschussvorsitzender kannte ich seine Stimmung gut. Deuchte sie mir gereizt, so mochte ich sie doch gerne als Vorbote eines glücklichen Gefechtes hinnehmen. Und wir triumphierten in vielen Gefechten!”

Hans Hofmann schrieb einmal über Träg: “Ein Stürmer mit einem einfachen, durchsichtigen Spiel, dessen Gedanken der jüngste Sportsachverständige ebenso errät wie natürlich auch der Gegner, wird nur etwas erreichen, wenn seine sonstigen Eigenschaften ganz außerordentlich gute sind, wenn er z.B. die Schnelligkeit und die Wucht eines Träg hat. Aber die Art Träg haben wir leider nur in einem einzigen Exemplar, alle andern müssen es mit der Kunstfertigkeit halten.” Ein andermal veröffentlichte er diese Einschätzung in der Vereinszeitung: “Mit wenigen Strichen ist sein Stil, der einfach genug war, charakterisiert. Schmuck- und schnörkellos, geradlinig, ungeheuer wuchtig, ausdauernd, urwüchsig kannten wir sein Spiel, und urwüchsig stach manch anderer Charakterzug hervor - zum Leidwesen der geschniegelten  Presse. Und damit bildete der Heiner, unter dessen rauher Schale ein gutmütiges, anhängliches und aufopferndes Herz schlug, den knorrigsten Ast im Mannschaftsgefüge. Es gab eine Zeit, da war das ganze Spiel auf Heinrich Träg zugeschnitten, und wenn auch der Gegner den Löwen durch doppelte Bedeckung zu bewachen und zu bändigen versuchte, meist war es umsonst. Einmal durch, dann durfte der Mann im Kasten sein Testament machen. Es mag sich leicht der Gedanke aufdrängen, dass Träg ein Verfechter des Einzelspiels gewesen sei. Weit gefehlt! Wie bei keinem anderen knüpften sich die Erfolge an das Vorhandensein verständnisvoller Mitspieler. Er benötigte solche, die genau wussten, wo er seine Bälle, die er kunstgerecht abzugeben wusste, wieder erwartete. Die hervorstechendsten Merkmale des verwegenen Durchbrechers stellten sein Startvermögen nach dem Ball und seine kolossale Ausdauer dar, dazu kam noch eine gewisse Unempfindlichkeit körperlichen Verletzungen gegenüber. Diese Eigenschaften allein stempeln ihn auch heute noch zu einem Vorbild für alle.”

Und Andreas Weiß erinnerte sich folgendermaßen an Heiner Träg: “Mit der Technik hatte es der Heiner nicht, und noch weniger mit dem Köpfen, trotzdem aber war er ein ganz großer Könner. Wenn er in Wut geriet, hielt ihn nichts auf dem Weg zum Tor auf, er räumte alles beiseite. Er war hart im Geben, aber auch im Nehmen. Zimperlichkeit und Wehleidigkeit hasste er. Der eiserne Heiner war Zeit seines Lebens ein Mann der rauhen Schale, im Innern aber mit einem Herzen voll Gutmütigkeit und Mitgefühl ausgestattet.”

Auch im Training stellte Träg hohe Ansprüche. Heiner Stuhlfauth berichtete darüber: “Der Ball musste auch im Training wie am Schnürchen von einem Spieler zum anderen rollen. Heiner Träg wurde immer fuchsteufelswild, wenn ihm ein Pass nicht genau vor den Fuß kam. Ein Spieler durfte es sich selbst im Training nicht leisten, den Ball blindlings in die Gegend zu dreschen, sonst wäre er hochkantig hinausgeflogen.”

Wie seine Schusskraft, so war auch die Zielsicherheit des Clubstürmers geradezu legendär. Zu seinem zehnjährigen Spielerjubiläum schrieb ein Berliner Journalist: “Träg hat Sehorgane an den Füßen.” Auch wenn diese physiologisch fragwürdige Aussage nicht bewiesen werden kann, so ist doch immerhin belegt, dass der treffsichere Stürmer seine Füße in Schuhe hineinzwang, die zwei Nummern zu klein waren. Dies war offensichtlich eine taugliche Methode, die Schusskraft zu verbessern. Hans Hofmann schrieb dazu: “Wie wenig empfindlich er war, geht schon daraus hervor, dass er beispielsweise seine Fußballstiefel alle vier Wochen ergänzte, und zwar wählte er sie um zwei Nummern kleiner, als er sie normalerweise hätte brauchen können. Da kam es ihm gar nicht darauf an, eine halbe Stunde damit zu verwenden, dass er unter Zerren und Würgen seine Füße in die viel zu kleinen Schuhe wie in einen Schraubstock zwängte. Ein anderer hätte in diesen Folterwerkzeugen keinen Schritt tun können.”

Im Januar 1918 erzielte Träg in einem Spiel beim TV 1891 Regensburg 10 von 19 Nürnberger Toren - und das bei 30 Zentimeter Neuschnee!

Trägs Punktspiel-Torrekord kann sich ebenfalls sehen lassen: 1919 erzielte er gegen Jena sieben Tore - alle in der zweiten Halbzeit. Das Endergebnis: 9:2. Beim Seitenwechsel hatte der Club noch 0:2 zurückgelegen. Es wird erzählt, dass sich der Jenaer Torhüter bei jedem Schussversuch Trägs aus Angst umdrehte, um nicht im Gesicht oder an anderen empfindlichen Stellen getroffen zu werden. Vor dem Spiel war es dabei noch zu einem lustigen Zwischenfall gekommen: Träg unternahm mit seiner Braut Lina eine Kahnfahrt auf der Saale. Als die beiden wieder landen wollten, hielt er sich an einem Grasbüschel fest, um das Boot näher ans Ufer zu ziehen. Da rutschte der Kahn unter ihm weg und Träg fiel mitsamt Braut ins Wasser.

Am 5. Mai 1921 kam Träg beim 3:3 gegen Österreich zu seinem ersten Länderspieleinsatz. Dabei gelang ihm der Treffer zum 2:0-Zwischenstand.

Trotz aller Qualitäten hatte Träg eine ausgeprägte Schwäche - das Kopfballspiel. Heiner Stuhlfauth sagte dazu: “Den einzigen Kopfball von ihm hab ich in Düsseldorf gesehen. Es war im Schlussspiel um die deutsche Meisterschaft 1921 gegen Vorwärts Berlin, das von uns 5:0 gewonnen wurde. Da hat der Träg aus Versehen das fünfte Tor durch eine Köpfler geschossen. Der Ball ist ihm auf den Kopf gefallen und von da ins Tor gesprungen.”

Abbildung entnommen aus 75 Jahre 1. FC Nürnberg
Szene aus dem Derby des Jahres 1922:
Heiner Trägs Gegenspieler ist der Fürther Wellhöfer.

Am 23. April 1922 absolviert Träg beim 2:0 in Österreich sein zweites Länderspiel.

Eine besondere Rolle spielte er im Wiederholungs-Endspiel 1922 gegen den HSV, das nötig geworden war, weil das erste Aufeinandertreffen nach 190 Minuten unentschieden abgebrochen worden war. Bereits in der ersten Halbzeit war Willy Böß von Schiedsrichter Peco Bauwens vom Platz gestellt worden. Im zweiten Durchgang praktizierten die Hamburger immer häufiger eine ziemlich unsportliche Taktik. Sie ließen sich immer häufiger scheinbar schwer verletzt hinaustragen, um dann wenig später frisch und munter wiederzukehren. Dies setzte sich auch in der Verlängerung fort und führte schließlich zu einer harten Auseinandersetzung zwischen Träg und dem Hamburger Agte. Schließlich forderte der Nürnberger auch den Schiedsrichter auf, das Theater der “Scheintoten” endlich zu unterbinden, handelte sich damit aber lediglich eine Verwarnung ein. Wenig später ging es ihm dann endgültig an den Kragen. Hier der Bericht des Schiedsrichters: “Etwa fünf Minuten vor Schluss (der ersten Halbzeit der Verlängerung, Anm. d. Red.) machte Träg einen schnellen Vorstoß, den Beier durch korrektes Sperren unschädlich machte. Träg stieß nun, ohne den Ball zu haben, Beier mit aller Kraft in den oberen Rücken, nahe dem Nacken, so dass Beier nach vorn überkugelte. Im gleichen Augenblick pfiff ich ab und verwies Träg des Platzes. Die Handlung war derart gemein, dass ich nahe daran war, das ganze Spiel jetzt schon abzubrechen.” Letztlich lief es weiter und endete wiederum unentschieden. Der DFB erklärte Hamburg zum Meister, das aber den Titel ablehnte. Nicht erwähnt ist im Spielbericht des Schiedsrichters die Tatsache, dass Beier sich nach der Tätlichkeit Trägs auf die Trage legen lassen ließ, aber kaum dass dieser das Feld verlassen hatte, wieder ins Spiel eingetreten war. Nachdem vor ihm schon Böß vom Platz gestellt worden war, und in der Verlängerung Kugler verletzt ausschied und Popp vor Schwäche zusammenklappte, brach Schiedsrichter Bauwens das Spiel ab, weil Nürnberg nur noch mit sieben Mann auf dem Platz stand. Sein Spielbericht ließ das Finale allerdings in einem obskuren Licht erscheinen: „Bevor ich die erste Verlängerung anpfiff”, schreibt der Schiedsrichter, „hörte ich eine heftige Auseinandersetzung zwischen Träg (Nürnberg) und Agte (Hamburg). Ich frug, um was es sich handelte, worauf Träg sehr erregt sagte: ,Der hat Lump zu mir gesagt und Sie haben es nicht hören wollen.'” Bouwens ließ sich so etwas nicht unterstellen: „Zuerst wies ich wieder mal Träg wegen der letzten Bemerkung zurecht. Agte versuchte, sich bei Träg zu entschuldigen. Dieser ließ das aber nicht gelten, sondern erklärte ihm, ihn ,5 Minuten vor Schluß kaputt zu treten'.” Agte kam mit heilen Knochen davon, aber Träg foulte in der Verlängerung einen anderen Hamburger so bösartig, daß Bouwens ihn vom Platz stellte.

Am 2. Juli 1922 erreicht Deutschland mit Träg in seinem dritten Länderspiel in 0:0-Unentschieden gegen Ungarn.

Nachdem der FCN im September 1922 ein Derby gegen die SpVgg Fürth unglücklich verloren hatte, schossen sich viele Berichterstatter unisono auf Träg als Schuldigen ein. Hans Hofmann schrieb in der Vereinszeitung diese Verteidigungsrede: “Träg ist bekanntlich, wenn es einmal nicht nach Wunsch geht, die Wurzel alles Übels, sein Spiel ist falsch, er hält den Ball zu lang, den übrigen Sturm hält er auf u.s.f. Man vergisst völlig, dass Träg nun seit 10 Jahren diesen seinen Stil spielt, dass er wegen dieses Stiles vor wenigen Wochen von Zehntausenden in Halle bewundert worden ist. An dem Stil unseres Träg ändert kein Mensch mehr etwas, und wir wünschen nur, wir hätten, wenn der alte Träg einst geht, einen jungen, der mit ebensoviel Erfolg in die Fußtapfen dieses unermüdlichen Spielers treten könnte.”

Am 1. Januar 1923 verliert Deutschland mit Träg in seinem vierten Länderspiel in Italien 1:3.

Im Februar 1923 erschien in der Vereinszeitung folgendes humoristische Gedicht:

O Heiner!

Es ist bekannt und auch ganz richtig,
Wird einer alt, wird er weitsichtig.
Und in Italien und in Fürth
Und auch bei uns ward’s vorgeführt,

Daß unsres Heiners “Sehorgane”
Befallen wurden von dem Wahne,
Daß eines schönen Tores Pfostenweite
Verlängert scheine in der Breite.

Denn seine Schüsse, sonst ganz richtig,
Verraten, daß er übersichtig.
Jetzt um die Pfosten außenrum
Sind sie gezielt aufs Publikum.

Die Vorstandschaft - ‘s ist keine Grille -
Beschaffe schleunigst eine Brille,
Damit beim Schießen, wie’s gehört,
Der Fehler nicht die Richtung stört.

Und vor den Schnabel noch ein Schloß,
Dann laßt den Heiner wieder los.
Zum Trost könnt ihr dem Heiner sagen:
Die schlecht’sten Früchtlein sind es nicht,
Woran die Wespen nagen.

Im März 1924 schrieb ein anonymer Autor in der Vereinszeitung: “Der Trägs Heiner scheint den Frühling schon am Sonntag, als er gegen die Stuttgarter Kickers spielte, im Herzen gehabt zu haben. Denn so, wie am Sonntag, hat der schon lange nicht mehr gespielt. Da war wieder mal Temperament, Lust und Begeisterung für die Sache zu sehen. Man sah es ihm direkt an, dass er mit Leib und Seele bei der Sache war. Nicht so wie früher, wo er der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe, auf die Kugel bolzte, wenn sie gerade angerollt kam. Was doch so ein Kerl wie der Frühling für Wunder vollbringen kann! Hoffentlich bleibt er ihm, der Frühling. Denn wir brauchen ihn - ich meine jetzt nicht den Frühling, sondern den Heiner - ach so notwendig zum Schießen, nachdem der Ludwig sich nicht mehr getraut und der Poldl vor lauter Fummeln vor dem Kasten nicht mehr dazu kommt.”

Ebenfalls 1924 gehörte Träg in seinem fünften Länderspiel zur Nürnberg-Fürther Nationalmannschaft, die - bestehend aus fünf Cluberern und sechs Kleeblättlern - wegen einiger vorangegangener Skandal-Derbys zu einem Länderspiel nach Holland nur in getrennten Waggons ein und desselben Zuges anzureisen bereit war. Das entscheidende Tor zum 1:0 erzielte der Fürther Auer. Während die Fürther jubelten, drehten die Nürnberger dem Torschützen den Rücken zu. Nach dem Spiel fuhr man in getrennten Waggons wieder nach Hause.

Brachte Träg seinen linken Schlappen zum Einsatz, dann konnte es vorkommen, dass er von der Wucht seines Schusses selbst mit umgerissen wurde. So zum Beispiel bei seinem Treffer zum 2:0 im Endspiel 1924, als er auf dem Boden sitzend jubelte.

Der Kicker schrieb 1924 anlässlich der dritten Deutschen Meisterschaft des 1. FC Nürnberg: “Es mögen neue Leute und vielleicht noch bessere kommen, aber wohl keine, die einer ganzen Fußballepoche einen so wuchtigen Stempel, eine so unvergessliche Energie und Durchschlagskraft aufdrücken werden, wie es Gustav Bark und Heiner Träg während langer, langer Jahre im deutschen Fußballsport getan haben!” Und in der Septemberausgabe der Vereinzeitschrift hieß es im selben Jahr: “Das Spiel unseres Träg ist ganz gewiss nicht elegant, öfters vielmehr das Gegenteil, aber ganz sicher ist es danach angetan, dass der Gegner zur vollen Aufmerksamkeit gezwungen ist, oft zur Hergabe seiner Schnelligkeit und zum Einsatz seiner ganzen Kraft. Und so kann es zermürbend für die gegnerische Verteidigung wirken, es kann dort sogar zu Blößen führen, die auf einem anderen Punkt zum Ausdruck kommen und dort zu Erfolgen führen.”

Im Januar 1925 schrieb die Vereinszeitung nach einem Spiel gegen den MTK Budapest: “Träg findet im Stürmerquintett nicht mehr das Verständnis wie einst, allerdings vermisst man bei ihm jetzt stark seine Schusssicherheit.” In diesem Spiel legte übrigens Schiedsrichter Peco Bauwens vor Ablauf der Spielzeit sein Amt nieder, weil er die ständigen Auseinandersetzungen mit dem ewig nörgelnden und schimpfenden Heiner Träg satt hatte. Im April desselben Jahres konnte man an gleicher Stelle lesen: “Hätte Träg heute noch seine früheren Schussstiefel an, er wäre ohne Zweifel der gefürchtetste und erfolgreichste deutsche Fußballspieler.”

Genau ein Jahr später - im Januar 1926 - konnte man lesen: “Die Jahre sind nicht spurlos an unserm einst so gefürchteten Halblinken vorübergegangen, bisweilen scheint er nicht mehr der Alte.”

Im April 1926 berichtete die “Kasseler Post” nach einem Gastspiel des 1. FCN beim SC Kassel 03: “Sehr langsam und etwas schwerfällig ist Träg geworden, der über seine Glanztage hinaus ist.”

Im September desselben Jahres würdigte ihn die Vereinszeitung wie folgt: “Im Jahre 1911 spielte Heinrich Träg sein Probespiel als Linksaußen mit dem Ergebnis, dass er alsbald ständig in die 1. Mannschaft eingereiht wurde. Auf dem Posten des Halblinken wurde er späterhin der gefürchtetste Durchreißer Deutschlands. Heute, nach 15jähriger Tätigkeit, ist er wieder auf dem Linksaußenposten angelangt, und es ist immer noch so, dass sich bis jetzt kein Spieler des Clubs, wenn wir von Sutor absehen, gefunden hat, der ihm auf diesem Posten etwas vormachen kann.”

Abbildung entnommen aus 75 Jahre 1. FC Nürnberg
Heiner Träg im Endspiel von 1925 gegen den FSV Frankfurt

Am 31. Oktober 1926 bestreitet Träg beim 3:2 in den Niederlanden sein sechstes und letztes Länderspiel.

Gerne legte sich Träg mit dem Publikum an. Auch im Meisterschaftsendspiel 1927 gegen Hertha BSC Berlin, mit dem seine Karriere endete, flog Träg vom Platz, weil er sich kurz nach seinem Tor zum Endstand von 2:0 in der 60. Minute, wie Heiner Stuhlfauth das ausdrückte, “mit dem Publikum außen aweng gstrittn hat”. Die Zuschauer hatten es schon das ganze Spiel über auf ihn abgesehen gehabt und ihn ständig mit Berliner Witzworten gehänselt, wenn er einem Ball vergeblich nachgejagt war oder das Leder bei einem Zuspiel einmal verpasst hatte. Angeblich soll er die Zuschauer angeraunzt haben: “Edds kennder weiderschimbfn, gwunner ham mir!” Die Vereinszeitung berichtete über den Vorfall: “Überhaupt war Träg gut in Form. Bedauerlich, dass er durch beleidigende Zurufe aus dem Zuschauerraum sich aufreizen ließ und damit auch den Schiedsrichter gegen sich einnahm. Er wäre mit Stuhlfauth und Kalb der Held des Tages geblieben und jeder hätte ihm den Triumph von Herzen gegönnt. Es ist nicht richtig, dass Träg verwarnt worden war. Schiedsrichter Guyenz hatte in der Spielpause selbst noch erklärt, es liege nichts vor gegen Träg. Wäre der Schiedsrichter den psychologischen Ausnahmeanforderungen dieses Endspiels gerecht geworden, dann hätte er es nicht 10 Minuten vor Schluss noch durch einen Misston gestört, den nicht nur die Nürnberger als deplaciert empfanden. Denn notwendig war die Hinausstellung Trägs in diesem Augenblick keineswegs.” Der ausschlaggebende Grund für den Platzverweis soll aber, wie Stuhlfauth später in einem Interview zugab, das Götz-Zitat gewesen sein.

Rückblickend erinnerte sich Träg, der übrigens in der Schweinauer Hauptstraße 26 wohnte, an so manchen Unterschied zu späteren Zeiten: “Einen Trainer hatte ich während meiner Entwicklungszeit als Fußballer nie. Wir kannten auch keine Prämien. Wenn wir nach München zu einem Spiel fuhren, erhielten wir zwei Mark.”

Hans Pelzner stellte 1922 Trägs Bedeutung für den Fußball in Nürnberg folgendermaßen dar: “So lange die Nürnberger Fußball spielen können, zeigten sie ihre Eigenart. Sie nahm ihren Ausgang von einzelnen Persönlichkeiten. Vor 21 Jahren kam der Prophet, der Berliner Viktorianer Servas. Er lehrte die Nürnberger Ballbehandlung, Fertigkeit des Fußes und engmaschiges Zusammenspiel. Seine Schüler - voran das balltechnische Talent eines Michael Steinmetz und später Philipps - vervielfältigten die Möglichkeiten, wuchsen über den Lehrer hinaus und schufen sich - am Prüfstein auswärtigen Könnens erprobt - neue und eigene Methoden. Die Entwickelung hatte bis etwa in die Jahre vor dem Kriege einen ganz einheitlichen Verlauf genommen und war bis zu einem hohen Grad der Vollendung gediehen. Da traten mit Bark und Träg Kräfte in die Mannschaft, die eine bedeutungsvolle Einwirkung ausübten. Sie brachten die urwüchsige Kraft und Ausdauer. War bis dahin mitunter die Spielweise eleganter und kunstfertiger sogar, sie blieb doch zu weich und konnte sich nicht bis zum letzten Enderfolg durchsetzen. Jetzt - wo die persönliche Einzeltechnik in Riegel immer noch einen Träger fand, der für eine ganze Generation Schule macht - kam die Wucht und die eiserne Energie als Waffe hinzu, erworben und gestützt durch eine beispiellose Wettkampfpraxis, die hiezu ja die unerlässliche Bedingung bedeutet.”

Am Ende seiner Karriere wurde ihm von Hans Hofmann in einem Artikel mit dem Titel “Der linke Flügel” gehuldigt: “Der unverwüstliche Heiner Träg verdient zunächst genannt zu werden. Er schlug eine gewaltige Klinge, und ich möchte ihn mit seinem Drum und Dran mit jenem Athos aus Dumas unsterblichem Roman ‘Die drei Musketiere’ vergleichen, womit ohne weiteres Sutor die rolle des eleganten Aramis zukommt, während Riegel den schlauen d’Artagnan darzustellen hätte.”

Die Frankfurter Zeitung konstatierte im November 1930, dass “Heiner Träg, Nürnbergs kraftstrotzende Schießkanone, wohl der beste Linksinnen gewesen ist, den wir je besessen haben.”

Nach dem Ende seiner aktiven Karriere gehörte Träg dem Ältestenrat des 1. FCN an.

Zu seinem 60. Geburtstag dichtete Jugendleiter Andreas Weiß den hier wiedergegebenen “Geburtstagsgruß der Clubjugend”:

“Frougt uns der Lehrer manchesmal
im deutsch’n Unterricht
nouch aner b’sonder’n Jahreszahl
und wann passiert döi G’schicht,
nou merkt der Moh, obwuhl wir jung,
is G’merk lässt doch scho nouch
bei deni Bub’n, döi sunst net dumm.
Jedoch, bringt wer die Sprouch
auf uns’re grouß’n Foußball-Leut,
dann sin ma net verleg’n,
obgleich wir fei zu dera Zeit
kan Ball’n nu flöig’n hob’n seh’ng.
Alla durch Chronik, Wort und Schrift
sin mir scho längst im Bild
und alle Boub’n hob’n an Begriff,
wöi einst die Alt’n g’spielt.
Die Alt’n, döi durch ihre Kunst
begeistert hab’n die Welt,
sudaß sugar heut nu auf uns
a Trumm dervoh abfällt.
D’rum gibt’s für uns kah Überleg’n,
an Master heut zu ehr’n,
an Stürmer, wöi’s kan zweit’n geb’n.
Wer könnt dös net beschwör’n?
Horch, Heiner Träg, heut werst 60 Jahr
und wir vom Club, die Boub’n,
bei dem die Stürmer öitz su rar,
woll’n deshalb stets versouch’n,
grad su zu wer’n am Foußballfeld,
wöi du zu deiner Zeit,
sudaß die ganze Foußballwelt
den Club wieder beneid’t
und sagt, öitz is a Wunder g’schehn’g,
der Heiner is doch alt
und doch tout’s neue Träg dort geb’n,
blouß in’rer andern G’stalt.”

2006 wird der Block14 auf der Gegengerade des Nürnberger Stadions zu seinen Ehren nach ihm benannt.