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Heinz Strehl geboren am 20.7.1938; gestorben am 11.8.1986.Strehl spielte von 1958 bis 1963 117mal in der Oberligamannschaft des 1. FCN und
erzielte dabei 81 Tore. Von 1963 bis 1969 absolvierte er 174 Bundesligaspiele, wobei ihm 76 Treffer gelangen. In der Saison 1969/70 wurde er 9mal in der Regionalliga
eingesetzt und schoss 2 Tore. Insgesamt spielte er 534mal im Clubtrikot. 1961 und1968 erkämpfte er mit dem Club die achte und neunte deutsche Meisterschaft. 1962 stand er in
der Mannschaft, die den DFB-Pokal gewann. Strehl brachte es auf 4 Länderspiele, in denen er 4 Tore erzielte. Heinz Strehl wurde in Kalchreuth geboren. Wie Max Morlock, der zu seinem großen
Vorbild werden sollte, spielte auch er zunächst für den TV Gleißhammer. Anfangs schien ihm der Erfolg nicht in den Schoß zu fallen. Er war nicht eines jener großen Talente, dem
man einen kometenhaften Aufstieg voraussagte. Abbildung entnommen aus Club-Revue 2/1979
Die Clubjugend wird 1956 süddeutscher Meister. Oben (2., 3. und 4. v.l.): Helmut Hilpert, Nandl Wenauer und Heinz Strehl.
Ein Freund Strehls, der beim Club in der 1. Schülermannschaft spielte, machte den Club-Jugendleiter Andreas Weiß 1953 auf den Stürmer von Gleißhammer aufmerksam.
Dieser ging daraufhin zu Strehls Vater, einem Metzger, und schon war der Heinz beim Club, wo er seit 1955 in der Jugend mit Nandl Wenauer und Helmut Hilpert
zusammenspielte. 1956 wurde er mit den Junioren süddeutscher Meister. „Ich habe selbst als Jugendspieler in meinen kühnsten Träumen nie daran gedacht, dass ich einmal in der
ersten Mannschaft stürmen dürfte. Der Gedanke an einen Vertrag wäre mir damals geradezu als vermessen erschienen“, erzählte er im Nachhinein. Der Heinz war schon
hoch zufrieden, dass er als Rechtsaußen in die 1. Clubjugend berufen wurde. Er musste sich von der dritten über die erste Jugend und die Amateurelf bis in die
Oberligamannschaft regelrecht hochdienen. “Ich habe es geschafft, weil ich fleißig und fußballbesessen war”, meinte er später. Letztendlich entdeckte ihn Bimbo Binder und
nahm ihn unter seine Fittiche. „Binder hat mich erst zu einem Stürmer gemacht“, erinnerte sich Strehl später an seinen ersten Trainer in der Ligamannschaft des Club. Binder wusste,
wie er den jungen Heinz anpacken musste: „Ein langer Spieler wirkt immer langsamer als ein kleiner. Diese Erfahrung hatte auch Binder gemacht. Er hat mir das oft erzählt und mir
damit meine Hemmungen genommen. Er verschwieg mir nicht, dass die Zuschauer ihn oft ausgepfiffen hatten. Und obendrein war Binder ein feiner Mensch. Er ist jedenfalls der
Trainer, dem ich am meisten verdanke!“ Eines Tages sagte sein Trainer zu ihm: „Am Sonntag spielst du in der Ersten. Ich stelle dich neben Morlock als Rechtsaußen auf.“
Strehl war natürlich völlig nervös, doch bevor sie aufs Spielfeld liefen, redete Morlock immer wieder beruhigend auf ihn ein: „Hab keine Angst! Ich bring dich schon ins Spiel.“
Und Morlock hielt sein Wort. Strehl erzählte: „Er tat alles, um mich ins Spiel zu bringen, aber es wollte bei mir einfach nicht richtig laufen. Dabei war das Fußballspiel damals noch
keine so tierisch ernste Sache wie in späteren Jahren. Die Zuschauer nahmen sogar Niederlagen in kauf, wenn nur fürs Auge schön gespielt wurde. Trainer Binder musste,
ebenso wie die Mannschaft, viel Geduld mit mir aufbringen, bis ich endlich Kontakt gefunden hatte. Noch heute fühle ich mit jedem jungen Spieler, der ins Wasser
geschmissen wird und zusehen muss, dass er nicht untergeht. Leider wird ein Teil des Publikums gehässig, wenn es bei einem Debütanten nicht gleich auf Anhieb klappt. Das
kann einen jungen Spieler moralisch und nervlich fertig machen. Daher predige ich immer wieder: Lasst den jungen Leuten Zeit, wie sie beispielsweise mir gegeben wurde! Verlangt
von ihnen am Anfang nicht zuviel, selbst wenn sie sich vorher in Trainingsspielen schon bewährt haben. Es ist schließlich ein himmelweiter Unterschied zwischen einem Trainingsmatch und einem Bundesligaspiel.“
Strehl machte erstmals beim 4:3-Erfolg gegen Köln in der Endrunde der deutschen Meisterschaft 1958 von sich reden. Mit seinen 18 Jahren spielte er einen exzellenten
Rechtsaußen und legte eine erstaunlich reife und selbstbewusste Partie gegen den Nationalverteidiger Stollenwerk hin. Alle Zuschauer waren sich einig, dass der Youngster
zu den besten Nürnbergern zählte. Trainer Bimbo Binder prophezeite damals: „Aus dem Burschen wird was!“ Von einem Vertrag war aber noch nicht die Rede. Er ging nach
seinem Debüt in die Amateurmannschaft zurück. Aber es war nur ein kurzes Intermezzo. Als er bei einem Vorbereitungsspiel gegen den heutigen SV 73 Süd ein halbes Dutzend
Tore erzielte, war sein Aufstieg nicht mehr aufzuhalten. Und als er schließlich seinen Einsatz in einem Punktspiel mit vier Treffern gegen Viktoria Aschaffenburg rechtfertigte,
bekam er endlich einen Vertrag. Doch nicht seine hohe Torausbeute allein, sondern seine kluge Spielweise und seine Einstellung machten ihn für den Club so wertvoll. Bei Heinz
Strehl machte sich die Geduld, die Bimbo Binder und seine Mannschaftskameraden mit ihm hatten, auf alle Fälle bezahlt. Aus dem gelegentlichen Reservisten wurde schnell ein
Stammspieler. An Morlocks Seite entwickelte er sich zum wertvollen Torjäger und rühmte später seinen Sturmpartner: „Es war mein Glück, neben einem Max Morlock groß
werden zu dürfen. Bei Maxls Pässen musste man zwangsläufig Tore schießen.“ Neben ihm nannte er als seine wichtigsten Lehrmeister Kurt Ucko, Gunter Baumann und Edi
Schaffer. Morlock gab das Kompliment zurück: „Heinz war für mich der ideale Nebenmann. Er startete genau im richtigen Moment in die Gasse und stellte sich immer
wieder geschickt frei.“ Das Nürnberger Spiel stand und fiel zu dieser Zeit schon weitgehend mit Strehl. Unermüdlich trieb er seine Mannschaft an, peitschte sie nach vorne
und schonte sich selbst am wenigsten. Das Sportmagazin schrieb über ihn: “Strehl ist in seiner lauteren Art der gute Geist der Club-Mannschaft. Gerissene Manöver und
Zwiespältigkeiten sind ihm im Leben wie auf dem Spielfeld ein Greuel. Und so wie sein Spiel ist, offen und geradlinig, so ist auch sein Charakter.”
Der gelernte Metzger, der zu einem Ausnahmespieler seiner Generation wurde, spielte zwar einen guten Mittelstürmer, war aber kein Brecher, keine echte Sturmspitze, sondern
eher ein Spieler vom Typ Halbstürmer. Trotzdem war er ein Torjäger bester Güte, robust und kopfballstark. Strehl war ein spielerischer Ballverteiler, der von hinten kam und so
seine Tore machte. Technisch versiert, uneigennützig, glänzend auch im Spiel ohne Ball, war er stets mehr als ein sogenannter Sturmtank. In einem Interview sagte er einmal: „Wir
Franken sind für’s Mannschaftsspiel ganz besonders geeignet.“ Er war beim Club dank seiner technischen Fähigkeiten und seines Drangs zum Erfolg einer der Leistungsträger.
Auch in punkto Fairness und Kameradschaft war er immer ein Vorbild. Sepp Herberger beschrieb ihn einmal mit den Wortern: „Der Strehl ist halt der Strehl!“
1959 – nach dem Abgang der torgefährlichen Max Schmid und Günther Glomb zum SV Wiesbaden – stellte ihn Bimbo Binder in die Angriffsmitte, auf die Position, in der er sich
am wohlsten fühlte. Von da an entwickelte er sich, von seinem Idol Max Morlock geführt, zu einem Goalgetter par excellence. In dieser Saison wurde der unermüdlich rochierende,
schwer vom Ball zu trennende Mittelstürmer mit Spielmacherqualitäten mit 30 Toren Torschützenkönig der Oberliga Süd. Im Meisterschaftsendspiel 1961 gegen Borussia Dortmund erzielte er das 3:0. Über die
0:6-Schlappe im Europapokal gegen Benfica Lissabon erzählte er später: „Die Benfica von damals war einfach phantastisch. Ich habe vorher und nachher nie eine Mannschaft
erlebt, die sich in einen derartigen Spielrausch steigerte. Es war, als spielte sie in Trance.“ Abbildung entnommen aus Wenauer/Hahl: Alle meine Trainer
Triumphfahrt mit Nandl Wenauer und Max Morlock auf der Aschenbahn des alten Zabo. Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Die Pokalsieger-Elf von 1962 oben v.l.n.r.: Tasso Wild, Rolli Wabra, Richard Albrecht, Heinz Strehl, Gustl Flachenecker, Nandl Wenauer, Paul Derbfuß, Helmut Hilpert;
unten v.l.n.r.: Kurt Haseneder, Steff Reisch, Kurt Dachlauer.
Abbildung entnommen aus Wenauer/Hahl: Alle meine Trainer Nach dem Pokalsieg war erstmal feiern angesagt.
V.l.n.r.: Rolli Wabra, Richard Albrecht, Heinz Strehl, Gustl Flachenecker, Nandl Wenauer und Steff Reisch Abbildung entnommen aus Bausenwein u.a.: Die Legende vom Club
Nandl Wenauer und Heinz Strehl beim Empfang der Pokalsieger auf dem Hauptmarkt. In der Mitte Club-Jugendleiter Andreas Weiß.
Abbildung entnommen aus Kicker/Sport-Magazin 30/82
Das WM-Aufgebot 1962 in Chile oben v.l.n.r.: Kraus, Tilkowski, Sawitzki, Schnellinger, Haller, Werner, Fahrian, Kurbjuhn, Sturm, Strehl, Masseur Deuser, Schulz, Szymaniak;
unten v.l.n.r.: Nowak, Seeler, Koslowski, Herrmann, Brülls, Trainer Herberger, Schäfer, Wilden, Ehrhardt, Giesemann, Vollmar.
Seine Leistung im mit 0:4 gegen Köln verlorenen Meisterschaftsendspiel 1962 führte dazu, dass er in die Nationalmannschaft berufen wurde. Er war perplex, wie er später
berichtete: “Ich war überhaupt nicht aktuell und hatte mit so etwas natürlich auf keinen Fall gerechnet.” Sepp Herberger nahm ihn als Reservespieler mit zum WM-Turnier nach
Chile, wo er aber nicht eingesetzt wurde. Trotzdem urteilte er rückblickend: “Dem Fußball verdanke ich doch sehr viel, denn als Müller, Meier oder Schulze hätte ich so
etwas nicht erlebt.” Am 30. September 1962 feierte Strehl seinen Einstand in der Nationalelf. Er trug zusammen mit Steff Reisch den Hauptanteil zum 3:2-Sieg über
Jugoslawien in Zagreb bei, da er einen lupenreinen Hattrick erzielte. Über seine Länderspielkarriere sagte er: „Natürlich wurmt es mich manchmal, dass ich nicht öfters in
die Nationalelf berufen wurde. Aber schließlich war ja da noch ein Uwe Seeler vor mir. Er war als Torjäger größer als ich, wenn ich ihm auch in technischen Belangen
wahrscheinlich immer ebenbürtig war. Sicher wäre meine internationale Karriere anders gelaufen, wenn ich schon damals Halbstürmer gespielt hätte – neben Uwe. Das wäre wohl
der richtige Platz für mich gewesen. Dem stand im Wege, dass mich der Club als Sturmspitze brauchte. Und meinem Verein habe ich mich stets verpflichtet gefühlt.
Halbstürmer konnte ich erst spielen, als 1965 der Franz Brungs zu uns stieß.“ Insgesamt brachte es Strehl auf 2 B-, 2 Junioren- und 4 A-Länderspiele. Die Gegner waren neben
Jugoslawien noch Frankreich, Brasilien und Zypern. In seinem letzten Spiel erzielte er noch ein herrliches Kopfballtor. Abbildung entnommen aus: 75 Jahre 1. FC Nürnberg
Heinz Strehl im Nationaltrikot gegen Brasilien. Helmut Haller offerierte Strehl in einem Schreiben, das er Zeit seines Lebens aufbewahrte,
ein tolles Angebot von Juventus Turin. “Ich war damals zu jung und habe deshalb gepasst”, meinte er später und fügte hinzu: “Vielleicht hätte ich es annehmen sollen und mir
etwas in der Ferne den Wind um die Nase wehen lassen sollen.” Ob er aber in der Fremde glücklich geworden wäre, darf aufgrund seines gesamten Wesens mit Recht bezweifelt werden. Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
10. April 1963 - Nürnberg, Städtisches Stadion: Halbfinale im Europapokal der Pokalsieger gegen Atletico Madrid Nach dem Anschlusstreffer der Spanier zum 1:1 beginnen diese eine unwürdige Show
abzuziehen und bühnenreifes Theater vorzuführen. Max Morlock und Heinz Strehl protestieren deswegen bei Schiedsrichter Kingston. Der Club gewann das Hinspiel noch 2:1, verlor aber in Madrid 0:2. Abbildung entnommen aus 75 Jahre 1. FC Nürnberg
Szene aus dem selben Spiel gegen Atletico Madrid Strehl brachte zu Beginn der Bundesliga Max Morlock, der bereits ein Jahr zuvor seine
Karriere beendet hatte, dazu, der Mannschaft noch einmal zu helfen. Morlock sagte später: „Vor allem seinetwegen zog ich 1963 noch einmal die Fußballstiefel an.“
Als sich Herbert Widmayer im Oktober 1963 nach seinem Rauswurf von der Mannschaft verabschiedete, schimpfte Strehl ohnmächtig vor Wut: „Was heute und hier geschehen ist,
ist eine riesige Sauerei. Dieses Leben ist wirklich ein Scheißspiel!“ Anläßlich der Entlassung Widmayers und der Verpflichtung Csaknadys in der Saison
1963/64 äußerte er später: „Wir wären mit Widmayer genausowenig abgestiegen, wie wir mit Csaknady Meister geworden wären!“ Als die Mannschaft im Sommer 1965 von einer
Ostasientournee mit Csaknady zurückkam, sprachen die Gesichter Bände. Strehl empörte sich noch Jahre danach: „Wir sind wie kleine Kinder an der Leine geführt worden! Dabei
hätte diese Reise für jeden von uns zum Erlebnis seiner Laufbahn werden können. Welcher Hahn hätte schon danach gekräht, wenn wir einmal verloren hätten? Doch
Csaknady war anderer Ansicht. Keiner von uns ist auf dieser Reise auch nur einmal zum Baden gekommen! Immer nur hieß es: trainieren, trainieren, trainieren!“ Über die Situation
der Spieler unter Trainer Jenö Csaknady, die soweit eskalierte, dass die zahlenmäßig immer mehr abnehmenden Zuschauer die Mannschaft in ihrem Ärger schließlich nur noch
auslachten, sagte er im September 1966: „Bei uns hat jeder Angst!“ Er meinte damit die Angst, in einem Spiel, dem Zeit seiner Existenz Individualisten die Glanzpunkte aufsetzten,
etwas auf eigene Faust zu riskieren und vom permanent eingetrichterten schematischen Reißbrettfußball des Ungarn abzugehen. Über die Trainingslager mit Csaknady meinte er,
sie hätten mehr einem Arrest geglichen, und erzählte, „dass seine kleinliche Art, sein ständiges Misstrauen und seine Gouvernantenrolle direkt dazu reizten, ihn hinters Licht zu
führen und über die Stränge zu hauen. Dabei sind wir im Grunde genommen eine brave Mannschaft.“ Max Merkel erzählte später: „Ich war ganz perplex, als Heinz Strehl einmal
zu mir kam und mich im Namen der Mannschaft fragte, ob sie spazierengehen dürften. Ebenso war es beim Kartenspielen. Wegen jeder Kleinigkeit haben sie mich gefragt! Sie
hatten offenbar ganz vergessen, dass sie keinen Vormund mehr nötig hatten.“ Strehl fand auch die plausibelste Erklärung, warum es mit Csaknady auf Dauer nicht gutgehen konnte:
„Der Ungar passte einfach nicht zu uns Franken. Wir haben seit jeher Fußball des Fußballs wegen gespielt. Die Erfolge fielen uns dabei zwar nicht in den Schoß, sie mussten
schon erkämpft werden. Aber erzwingen, wie Csaknady es sich in den Kopf gesetzt hatte, lassen sich Erfolge nicht! Das theoretisch beste Spielkonzept und die ganzen
Malereien an der Wandtafel sind für die Katz, wenn die Freude am Spiel getötet wird. Csaknady hätte sich mal überlegen sollen, warum 1961 drei mittelfränkische
Mannschaften deutscher Meister wurden, und zwar wir im Fußball sowie unsere Damen und die Ansbacher im Handball. Das kam nicht von ungefähr, genausowenig wie die
Titelgewinne der großen Clubmannschaften in den zwanziger und dreißiger Jahren. Wir Franken sind fürs Mannschaftsspiel ganz besonders geeignet. Wer uns aber die Freude
am Spiel nimmt, der muss scheitern! Unsere Stärke ist und bleibt das typische Nürnberger Spiel mit all seinen technischen Feinheiten.“
Schwer enttäuscht war Strehl, dass er 1965 beim Länderspiel gegen England in Nürnberg nur auf der Bank saß. Er sagte später, man könne doch wohl „erwarten, dass man nicht
nur uns, sondern auch das eigene Publikum nicht so brüsk vor den Kopf stößt. Vielleicht habe ich damals meiner Enttäuschung zu deutlich ausdruck gegeben. Seitdem bin ich
jedenfalls nicht einmal mehr in die Nähe des Kreises der Nationalmannschaft gekommen.“ 1965 kam Franz brungs zum Club, und Strehl mutierte zum Halbstürmer, der über Brungs
später sagte: „Mit Franz klappte das Zusammenspiel fast so traumhaft sicher wie mit Max Morlock. Es hat uns beiden immer einen Heidenspaß gemacht.“
Obwohl er wirklich kein Freund Csaknadys war, erklärte er bei dessen Ablösung im November 1966: „Für einen Trainerwechsel in einer laufenden Saison habe ich kein
Verständnis. So etwas sollte kein Verein tun, denn wer den Karren in den Dreck gefahren hat, soll ihn gefälligst auch wieder herausziehen. Das gilt für uns Spieler genauso wie für
die Trainer und die Vereinsvorstände. Verträge sind einzuhalten, sonst braucht man sie erst gar nicht abzuschließen.“ Nach Csaknady fühlte sich Strehl aber auch nicht wohler: „Höchstwahrscheinlich wären
wir gar nicht so tief in den Schlamassel geraten, wenn wir gleich in die Hände Max Merkels gekommen wären. So aber begannen für uns zunächst bittere Wochen unter dem
Gespann Jenö Vincze / Alv Riemke. Für mich war es die schlimmste Zeit, die ich in meiner Spielerlaufbahn erlebt habe. Meine Kameraden empfanden es genauso. Es steht
mir nicht an, über Vincze und Riemke ein Urteil abzugeben. aber eines wurde mir bald klar: Sie waren mit der Bundesliga einfach überfordert. Beide sind sehr gute Trainer, doch
die Bundesliga hat ihre eigenen Gesetze. Wer sie nicht kennt, der hat keine Chance, bestehen zu können. So konnte es nicht mehr weitergehen! Doch wie gelähmt war ich
dann, als ich zufällig ein Gespräch mit anhörte, das unser früherer Meisterspieler Gerhard Bergner und ein Vorstandsmitglied miteinander führten. Sie diskutierten ernsthaft darüber,
ob es für den Club nicht besser wäre, wenn er absteigen und danach mit frischem, jungem Blut aus den Reihen des eigenen Nachwuchses wieder gesunden würde. Ich bin sonst
nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. Aber damals hätte es mich beinahe umgeworfen. Das Wort Abstieg ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Jetzt geben uns sogar schon unsere
eigenen Anhänger auf! Dieser Gedanke bohrte in mir. Man traute uns überhaupt nichts mehr zu. Wir konnten uns also nur noch an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen.
Für mich war es der hoffnungsvollste Jahresausklang, als ich Silvester 1966 erfuhr, dass Max Merkel unser neuer Trainer werden würde. Mit dem konnte es doch gar nicht
schiefgehen. Am Abend vor unserem ersten Training unter Merkel traf ich beim Fernsehen in München mit dem damalige Mannschaftskapitän von 1860, Peter Grosser,
zusammen. Er warnte mich eindringlich vor Merkel, aber er konnte mich nicht erschüttern. Meine Meinung zu solchen Dingen habe ich schon oft genug gesagt. Ich bin dagegen!
Selbst im härtesten Profigeschäft gibt es noch so etwas wie sportlichen Anstand. Ohne gegenseitiges Vertrauen geht es nicht. Unsere Mannschaft und Max Merkel kamen aber
nicht auf Anhieb miteinander aus, denn wir mussten erst wieder einmal zu uns selbst finden. Daher dauerte es eine Weile, bis sich die Erfolge einstellten.“
Strehl war in jedem Fall einer der Pioniere der jungen Bundesliga, einer der frühen Stars der neuen Klasse, und profilierte sich schnell als eines der neuen Idole der Nürnberger
Fußballjugend. Verständlich, dass auch ausländische Späher mehrmals ihre Fühler nach ihm ausstreckten, doch Strehl, ein Cluberer mit Leib und Seele, ließ sich nicht vom Zabo weglocken.
In der Meisterschaftssaison 1967/68 fand er unter Merkel eine neue Rolle als offensiver Mittelfeldspieler, die ihm auf den Leib geschneidert schien.
Abbildung entnommen aus Fischer: Die großen Spiele 1968
Szene aus dem Spiel Schalke 04 - 1. FCN am 30.9.1967, das 0:0 endete. Heinz Strehl überspielt den Schalker Höbusch. Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Packende Szene aus der Saison 1967/68 mit Luggi Müller, Heinz Strehl und Schorsch Volkert. Abbildung entnommen aus Wenauer/Hahl: Alle meine Trainer
Es ist vollbracht! Im vorletzten Saisonspiel beim FC Bayern München hat Heinz Strehl soeben das 2:0 erzielt und den Club damit zum Meister gemacht.
Von links nach rechts gratulieren Leo Leupold, Nandl Wenauer, Charly Ferschl und Schorsch Volkert.Als die Saison entschieden war, sagte Strehl sachlich: „Wir sind mit fast derselben
Mannschaft Meister geworden, die vor knapp eineinhalb Jahren in Abstiegsgefahr schwebte. Das muss man sich immer wieder in Erinnerung rufen, denn nur dann kann man ermessen, was wir geleistet haben.“
Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Nach dem Gewinn der 9. Meisterschaft nimmt Kapitän Heinz Strehl die Glückwünsche seines ehemaligen Mannschaftskameraden Max Morlock entgegen. Abbildung entnommen aus Haala: Der Club DFB-Präsident Gösmann überreicht Kapitän Heinz Strehl die Meisterschale.
Abbildung entnommen aus Club-Revue 5/78
Mannschaftskapitän Heinz Strehl präsentiert dem Publikum die Meisterschale. Im Hintergrund Roland Wabra, Max Merkel, Helmut Hilpert und Horst Leupold.
Abbildung entnommen aus Haala: Der Club BR-Reporter Oskar Klose interviewt den frischgebackenen Meister
Heinz Strehl und den sichtlich erfreuten Max Morlock.
Abbildung entnommen aus Club-Revue 2/1979 Ankunft am Nürnberger Hauptbahnhof.
Polizisten müssen Heinz Strehl den Weg durch die Menge bahnen.
Abbildung entnommen aus Bausenwein u.a.: Die Legende vom Club
Triumphfahrt vom Valznerweiher in die Stadt: v.l.n.r.: Präsident Walter Luther, Trainer Max Merkel, die Meisterschale und Kapitän Heinz Strehl.
Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Kapitän Heinz Strehl, Trainer Max Merkel und Club-Präsident Walter Luther präsentieren den Fans auf dem Hauptmarkt die Meisterschale.
Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Heinz Strehl (ganz rechts) beim Festbankett des Ministerpräsidenten Alfons Goppel zur Feier der 9. Meisterschaft im Rittersaal der Kaiserburg. Links von Strehl Trainer Max Merkel.
Nach dem Gewinn der Meisterschaft 1968 philosophierte er folgendermaßen über seinen Beruf: „Ehrlich gesagt, ist mir der Profifußball zu gehässig geworden. Nicht dass ich damit
etwa auf eine übertriebene Härte meiner Gegenspieler anspielen will, nein, es ist die ganze Atmosphäre. Du wirst vom Publikum dauernd gejagt. Es will nur Höchstleistungen sehen.
Einerseits ist das verständlich, weil die Zuschauer für ihr gutes Geld etwas geboten bekommen wollen, andererseits wird das aber zum Fluch – besonders für die Leute, die
ihrem Verein immer die Treue hielten. Beim zweiten oder spätestens beim dritten Fehlpass fangen die Pfeifkonzerte an. So gesehen haben es von auswärts gekommene Spieler
gerade in Nürnberg leichter. Sie werden zu Publikumslieblingen, ihnen wird viel mehr nachgesehen als uns.“ Über die Nationalmannschaft meinte er damals: „Es klingt
vermessen und ist ja auch durch nichts mehr zu beweisen, aber ich wage zu behaupten, hätte Bundestrainer Schön im vergangenen Herbst auf Franz Brungs und mich
zurückgegriffen, als es um die Qualifikation zur Fußball-Europameisterschaft gegangen ist, wir hätten die nötigen Tore geschossen und es hätte nicht dieses blamable Ausscheiden
gegen Albanien gegeben. Doch damals hörte man von Journalisten, die Helmut Schön auf Brungs und mich hin ansprachen, dass er die Hände an die Ohren hielt und klagend fragte:
‚Kommen sie mir jetzt auch mit Strehl und Brungs?’“ Über sein Verhältnis zu Max Merkel sagte er: „Ich unterwerfe mich ohne weiteres jeder
mir von meinem Trainer Max Merkel auferlegten Tortur, weil ich weiß, dass er für mich und die Mannschaft nur das Beste will. Ich weiß aber von ihm auch, dass er mir nur einen
Besseren vorziehen würde. Er würde mich nie links liegen lassen, weil ihm meine Nase gerade nicht passt. Max Merkel ist auf seine Art so gerecht wie kein anderer Trainer.“
Seinem Kapitänsamt wurde er angesichts der Tatsache, dass Cebinac in der Nacht vor dem Europapokalspiel gegen Ajax Amsterdam das Mannschaftsquartier verlassen hatte
und erst abends wieder auf der Tribüne aufgetaucht war, mit den Worten gerecht: „Wenn Cebi es noch wagen sollte, unsere Kabine zu betreten, schlagen wir ihm die Schuhe auf den Schädel!“
Als 1968 Franz Brungs verkauft worden war, konnte es Strehl nicht glauben: „Ich war wie vor den Kopf geschlagen, als ich bei der Rückkehr aus dem Urlaub erfuhr, dass
Franz künftig für Hertha BSC stürmen werde. Ich hatte mit ihm vor allem in den Europapokalspielen gerechnet, in denen er ja bei Borussia Dortmund wahre
Glanzleistungen geliefert hatte. Aber Trainer müssen nun einmal hart, zuweilen sogar brutal sein, wenn sie zu Erfolgen kommen wollen. Und Erfolge gelten ja in unserer vom Profitdenken beherrschten Welt als Wertmaßstab.“
Zu seinem Ärger kündigte ihm die Vereinsführung in der Abstiegssaison 1968/69 mehr als 5 Wochen vor Saisonende den Vertrag. Dass seine Zeit zu Ende ging, zeigte sich schon
zu Saisonbeginn. Im Spielbericht des Sport-Magazins über das dritte Saisonspiel gegen Mönchengladbach stand: „Man spürte, wie das Tempo nachließ, als der behäbig
wirkende Strehl für den drahtigen Nüssing ins Spiel kam.“ Mit seiner Bemerkung „Luggi spielt doch wie eine Oma!“ über Luggi Müller nach dem Spiel gegen den 1. FC Köln in
der Saison 1966/67 hatte Max Merkel dafür gesorgt, dass die Clubfans von Stund an einen Spieler, der ihnen zu langsam und zu wenig aggressiv erschien, mit gellenden „Oma!
Oma!“-Rufen bedachten. Besonders oft traf diese Verhöhnung in seinen letzten Jahren Heinz Strehl. Zu allem Überfluss musste er sich auch noch einer Meniskusoperation
unterziehen. Ärger bereitete ihm auch, dass ihn Trainer Kuno Klötzer im letzten und entscheidenden Spiel in Köln erst zwei Minuten vor Schluss einsetzte: “Da sollte ich noch das Steuer herumreißen!”
Trotzdem spielte er nach dem Abstieg noch eine Saison in der Regionalligamannschaft des Club. Allerdings kam ihm eine weitere Meniskusoperation dazwischen, so dass er
schließlich seine Laufbahn beendete. Im Heimspiel gegen die Stuttgarter Kickers zog er 1970 zum letzten Mal das weinrote Trikot an.
Bis heute ist er mit 76 Toren der erfolgreichste Bundesligatorschütze des 1. FCN. Anfang der 70er Jahre war er drei Jahre lang Spielertrainer beim SV Schwaig. Danach
trainierte er ein Jahr lang in Gaustadt bei Bamberg und drei Jahre beim SC Grundig Fürth, bevor er sich fußballmäßig endgültig zur Ruhe setzte. Lediglich um den kleinsten Nachwuchs des FC Stein kümmerte er sich noch.
Der langjährige Clubkapitän galt immer als der große Schweiger. Der Kicker schrieb einmal über ihn: „Heinz Strehl läuft lieber zehn Runden um die Aschenbahn, als dass er
den Mund aufmacht.“ Er selbst meinte dazu: „Mir wird nachgesagt, ich sei zu bescheiden und verkaufe mich unter Preis. Doch was soll’s? Ich bin nun einmal so wie ich bin.“
Trotzdem war er ein überaus geselliger Mensch. Eine andere schöne Erinnerung ging so: „Der damalige Bremer Trainer Brocker hat im November 1966 nach einem dramatischen
4:4 zwischen Werder und dem Club erklärt: ‚Strehl wäre in den dreißiger Jahren Weltklasse gewesen, weil da sein Tempo gespielt wurde.’ Das war ein tolles
Kompliment, aber es enthielt zwischen den Zeilen den Vorbehalt, dass ich nicht zu den Schnellsten gehöre.“ Nach seiner aktiven Zeit arbeitete er als Versicherungsagent bei der Nürnberger. In einem
Interview Ende der 70er Jahre bekannte er jedoch: “Es wäre herrlich, wenn ich die Zeit um einige Jahre zurückdrehen und noch in der Bundesliga spielen könnte.” Der Fußball war eben sein Ein und alles, sein Leben.
Abbildung entnommen aus Club-Revue 7/78 Für einen guten Zweck war der Heinz immer bereit, die Fußballschuhe noch einmal
anzuziehen. Hier sieht man ihn anlässlich eines Benefizspiels mit Walter Spangler und Peter Niemann 1978 in Schwarzenbruck.In den 80er Jahren wurde es immer stiller um den sensiblen Fußballer, der sich mit seiner
Art nicht nur in die Herzen der Nürnberger Fans gespielt hatte. Gleichzeitig kam es in Strehls Privatleben zu gravierenden Veränderungen und Einschnitten, die nicht ohne Folgen für sein seelisches Befinden blieben.
Am 11. August 1986 ging Heinz Strehls Leben mit 48 Jahren zu Ende. Nach offizieller Lesart starb er an einem Herzversagen. Die Club-Revue schrieb: “Einer der
sympathischsten, noch besser gesagt, einer der liebenswertesten Club-Meisterfußballer der sechziger Jahre ist tot.” Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Kalchreuther Friedhof.
Abbildung entnommen aus Club-Revue 8/86
Unter den vielen Trauergästen, die Heinz Stehl das letzte Geleit gaben, war auch sein alter Mannschaftskamerad Horst Leupold. Heinz Strehls Grab auf dem Kalchreuther Friedhof
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