Jean Steinlein Abbildung entnommen aus 75 Jahre 1. FC Nürnberg geboren am 15. September 1891;
Dr. Steinlein absolvierte von 1908 bis 1921 86 Spiele für den 1. FCN. 1920 errang er mit dem Club die deutsche Meisterschaft. Eine besondere Rolle spielte er 1910 im Derby gegen die SpVgg Fürth. Das rohe Spiel
erfuhr seinen Höhepunkt, als der ansonsten so faire Nürnberger Verteidiger seinen Gegenspieler Stegitz mit dem Ellenbogen in den Magen traf und dieser bewußtlos
niedersank. Als aus dem Publikum laute Pfui-Rufe ertönten, brachte Steinlein die Atmosphäre mit dem provokanten Ruf “Ihr Lausbuben!” endgültig zum Kochen. Trotz
der anschließenden Zuschauerausschreitungen gelang dem Club noch der Sieg. Die SpVgg beantragte allerdings eine Wiederholung des Spiels. Der Club hingegen forderte
eine Sperre des Fürther Platzes. Stattgegeben wurde dem Protest der Fürther. Der Club aber gewann das Wiederholungsspiel mit 5:0. Über den beliebten Spieler, der in der Fuchsstr. 39 wohnte, urteilte eine Zeitung im
November 1912, als er den Club studienhalber verlassen musste: “Ein Hüne von Gestalt, war er die Verkörperung fairer Spielweise. In den hartnäckigsten Kämpfen verlor
Steinlein nie seine ruhige Überlegung. Er beherrschte nicht nur das Spiel, sondern auch sich selbst.” Besonders gut harmonierte er mit seinem Verteidigerkollegen Gustl Bark. Peter
Luginsland (= Hanns Schödel) schrieb dazu: “Dr. Steinlein und Gustav Bark waren so aufeinander eingespielt, dass sie sich oft die tollsten Sachen ohne jedes Risiko erlauben
konnten, was sie sehr oft zum Gaudium der Zuschauer demonstrierten.” Das Meisterschaftsendspiel 1920 in Frankfurt gegen die SpVgg Fürth hätte Steinlein,
mittlerweile promoviert, beinahe verpasst. Sein Arbeitgeber, eine Bank, hatte ihm wegen eines Fußballspiels keinen freien Tag gewähren wollen. Schon auf dem Weg ins Endspiel
wäre er beinahe zu einer tragischen Figur geworden. Im Endspurt um die Süddeutsche Meisterschaft traf der Club auf die Frankfurter Eintracht. Da die Nürnberger den
Frankfurtern um einen Punkt voraus waren, brauchten sie nur unentschieden zu spielen. Und wirklich stand das Spiel bis kurz vor Schluss 0:0. Da wollte es ein tückischer Zufall,
dass Steinlein im Strafraum der Ball vom Boden weg an die Hand sprang. Der Schiedsrichter pfiff und deutete auf den Elfmeterpunkt. Steinlein heulte vor Wut, aber
Heiner Stuhlfauth tröstete ihn: “Reg’ dich nicht auf, Jean! Der Ball ist noch nicht drin!” Und wirklich gelang es Stuhlfauth durch eine geschickte Täuschung den Frankfurter
Schützen zu irritieren und den Ball abzuwehren. Im gleichen Augeblick pfiff der Schiedsrichter ab, und der Club war einen Schritt weiter in Richtung Meisterschaft.
Wegen eines Knieleidens musste der linke Verteidiger seine Karriere vorzeitig beenden. Die erste Ausgabe der neugegründeten Vereinszeitung des Jahres 1922 schrieb dazu im
Rückblick auf die Erringung der zweiten deutschen Meisterschaft im vorangegangenen Jahr: “Unser unvergeßlicher Steinlein mußte leider noch während der Gauspiele infolge
eines Sehnenrisses dem Fußballsport Valet sagen.” Im selben Jahr promovierte er in Erlangen zum Dr. rer. pol. Im Januar 1930 wurde Dr. Steinlein zum 2. Vorstand des 1. FCN gewählt. Später
gehörte er lange Jahre dem Ältestenrat an. |