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“Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein
und die Bewohner Nürnbergs zu spielen.
Möge all dies immer bewahrt werden
und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen.”
(Heiner Stuhlfauth)

Jürgen Rynio

geboren am 1.4.1948;

Rynio absolvierte in der Saison 1968/69 25 Bundesligaspiele für den Club.

Der Torhüter kam zu Anfang der Spielrunde vom Karlsruher SC. Schon als 18jähriger stand er im Tor des Regionalligisten Eintracht Gelsenkirchen. Bundestrainer Helmut Schön berief den Jugendnationalspieler auch einmal in den Kader der Nationalelf.

Rynio erhielt während seiner Saison beim Club durchwegs gute Kritiken.

Interessant sind aber folgende Äußerungen von Nandl Wenauer zum Thema “Abstieg 1969”, mit denen er Bezug auf den Bundesligaskandal nahm: „Ob es bereits in unserem Abstiegsjahr Bestechungen gegeben hat, darüber kann ich nur Vermutungen anstellen. Nicht uninteressant ist allerdings, dass wir uns trotz der 8:4 Punkte aus den letzten sechs Spielen nicht mehr retten konnten. Verblüffend war, dass unsere Rivalen in schöner Regelmäßigkeit unmöglich scheinende Siege errangen. Bekannt ist, dass Borussia Dortmund unseren Torhüter Jürgen Rynio eingekauft hat, der im Schicksalsspiel, dem 2:2 gegen Dortmund, zumindest einen vermutlich haltbaren Treffer passieren ließ. Die Augen gingen uns erst richtig auf, als wir am 9. Juni in den Montagszeitungen die Bilder von unserem Bundesliga-Abschiedsspiel in Köln erblickten. Neben dem hemmungslos schluchzenden Leo Leupold marschierte im Müngersdorfer Stadion nur ein paar Meter entfernt Jürgen Rynio lachend vom Platz, jener Kollege, der uns auf dem Heimflug noch versicherte, dass er auch in der Regionalliga für den Club spielen würde. Sonntag früh verschwand Rynio mit Frau und Kind für immer aus Nürnberg, sechs Stunden nach seinem Versprechen, dem Club die Treue zu halten. Sein Weg führte ihn direkt nach Dortmund, wo er einen sicherlich lukrativen Zweijahresvertrag unterschrieb!“

Nach seiner Dortmunder Zeit spielte Jürgen Rynio noch für Rot-Weiß Essen, den FC St. Pauli und Hannover 96.

Der ehemalige Torwart hat in seiner Karriere das Kunststück vollbracht, sich fünfmal aus der höchsten deutschen Spielklasse zu verabschieden. Ein Rekord, der ihn in die Annalen der Bundesliga eingehen ließ. Garniert noch durch die Tatsache, dass ihm die Abstiege mit fünf verschiedenen Vereinen gelangen.

Der Abstieg mit St. Pauli wäre der letzte geblieben, wenn sich Rynio 1986 nicht noch einmal zu einem Comeback hätte überreden lassen. Seine aktive Karriere war längst beendet und nach einer Bandscheibenoperation Ende der 70er Jahre erlangte er nur noch 70 Prozent seiner Beweglichkeit wieder. Zu wenig, insbesondere um den eigenen Ansprüchen zu genügen. Also hing Rynio seine Handschuhe an den berühmten Nagel und tat, was so viele Spieler nach ihrer Karriere tun. Er brachte sich in anderer Funktion in den Fußball ein.

Bei Hannover 96 lenkte er für einige Zeit als Manager die Geschicke, half kurzeitig als Trainer aus und gab sein Wissen später als Torwarttrainer weiter. Mit dem aktiven Sport hatte er abgeschlossen. Dann verletzte sich Stammtorhüter Ralf Raps, und Rynio ließ sich von Trainer Jörg Berger überreden, noch einmal die Handschuhe anzuziehen.

Ein Fehler, wie er heute weiß. Zwei Spiele, zwei Niederlagen und zwölf Gegentore brachten ihm zweifelhaften Ruhm.

“Ich bin halt ein Mann für Rekorde”, sagt Rynio. Aus ihm spricht dabei keinerlei Verbitterung, mit seinen Leistungen war er zumeist zufrieden. “Ich war halt häufig zur falschen Zeit am falschen Ort. Ansonsten bin ich mit meiner Karriere alles andere als unglücklich.”

Mittlerweile hat Rynio mit dem Fußball abgeschlossen und eine ganz neue Perspektive auf das Leben kennengelernt. Gemeinsam mit seiner Frau Julia betreibt er in Bergen in der Nähe von Celle die “Rynio Wohnen KG”, eine Einrichtung, die sich zum Ziel gesetzt hat, Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung ein lebenswertes Dasein zu ermöglichen. Ein Besuch der Celler “Werkstatt für geistig Behinderte” im Jahr 2000 wurde für ihn zum Wendepunkt. “Ich habe gemerkt, dass diese Arbeit meine Richtung ist. Es hat einfach Klick gemacht.” Die Wärme der Menschen, deren Offenheit und Begeisterungsfähigkeit nennt Rynio als Auslöser für seinen Wunsch, seine Arbeitskraft künftig für behinderte Menschen einzusetzen.

Nach der Scheidung von seiner ersten Frau stand das gemeinsame Mehrfamilienhaus leer und sollte verkauft werden. Dann kam Rynio auf die Idee, das Gebäude zu einem Pflegeheim und zu einer Wiedereingliederungseinrichtung umzubauen. Er fand eine Bank, die das Vorhaben finanzierte, zwei Jahre später konnte das Heim eingeweiht werden. Heute ist die „Rynio Wohnen KG” Heimat für 54 geistig und körperlich behinderte Menschen und für den Rekordabsteiger der Mittelpunkt seines Lebens. Als Geschäftsführer kümmert sich der frühere Profi nicht nur um die Administration, er hat auch direkten Kontakt zu den Heimbewohnern. Und dabei kommt ihm seine Vergangenheit als Fußballer zugute. “Ich erzähle gerne die eine oder andere Anekdote”, sagt Rynio. Und natürlich sind dann auch seine Rekorde ein Thema. In der mittäglichen Kaffeerunde findet er offene Ohren für seine Erzählungen. “Es sind zwar nicht alle in der Lage, den Ausführungen zu folgen, aber alle sind glücklich, wenn man ihnen etwas von seiner Zeit widmet.”