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Hans Pöschl Abbildung entnommen aus Bausenwein u.a.: Die Legende vom Club geboren am 17.7.1921; gestorben am 8. Juli 1999.Pöschl, der dem Club bereits seit 1938 angehörte, spielte von 1945 bis 1950 als Mittelstürmer
140mal für den Club in der Oberliga Süd und erzielte dabei 91 Tore. Insgesamt absolvierte er 227 Spiele im rot-schwarzen Dress. 1948 erkämpfte er mit dem Club die Meisterschaft.
Sein Ballgefühl eignete sich der spätere Clubstürmer zusammen mit Zapf Gebhardt, mit dem er seit Kindertagen befreundet war, auf der Deutschherrenwiese an. „Bis zu 3 Stunden am Tag
haben wir trainiert“, erinnerte sich Gebhardt später. Pöschl war ein idealer Partner für Robert Gebhardt, denn er war technisch ebenso beschlagen und vor allem ebenso ehrgeizig.
Er kam vom FSV 83 Gostenhof und wurde 1938 vom Jugendleiter des 1. FCN mit dem Versprechen neuer Fußballstiefel zum Club gelockt. Dort musste der Schalke-Fan seine
blau-weißen Ringelstutzen ablegen, mit denen er bei den Gostenhofern immer aufgelaufen war. Ein Jahr später stand der gerade 17jährige schon in der ersten Mannschaft, spielte damals aber noch Außenläufer.
Beim ersten Oberligaspiel des Club am 4. November 1945 gegen den FC Bayern München fehlte der als Mittelstürmer vorgesehene Dresdner Machate, der kurzfristig in Bamberg
angeheuert hatte. Also beorderte man Pöschl von seinem Läuferposten ins Sturmzentrum – eine Maßnahme, die sich auf lange Sicht auszahlen sollte. Der Handelsvertreter war schnell, wendig
und zäh und schlug auf Anhieb ein. Zudem besaß er einen verblüffenden Torinstinkt. Von nun am entwickelte er sich zum gefürchteten Abstauber. Seine Schüsse waren für jeden Torhüter ein Alptraum.
Im entscheidenden Spiel um die süddeutsche Meisterschaft 1946 wurde Pöschl schon in der dritten Minute nach einem Foul am Torhüter des VfB Stuttgart vom Platz gestellt.Uttla Uebelein
berichtete darüber: Pöschl wurde mit einem Steilpass angespielt. Der Stuttgarter Torwart kam ihm entgegen und Pöschl sprang über ihn drüber. Er hat ihn gar nicht berührt. Der Torwart ließ sich
auf der Bahre hinaustragen. Nachdem der Platzverweis für Pöschl ausgesprochen war, ist er sofort von der Bahre runtergesprungen und wieder ins Tor gegangen. Der Platzverweis war völlig
unberechtigt.” Pöschl selber aber gab zu: “Ich bin mit gestrecktem Fuß auf den Torwart zu. Mein Fuß war wahrscheinlich schon etwas zu weit vorne. Man kann schon einen Platzverweis geben,
man muss aber nicht. Aber der Platzverweis war schlimm für die ganze Mannschaft.” In der Tat: Stuttgart gewann 1:0 und wurde mit einem Punkt Vorsprung süddeutscher Meister.
Zu „seiner“ Saison wurde die Spielzeit 1946/47. Seine Gegenspieler beschwerten sich oft über die versteckten Fouls des geschmeidigen, pfeilschnellen, listigen und quirligen Spielers, der sich
inzwischen zum technisch perfekten Mittelstürmer entwickelt hatte. Der „blonde Hans“ oder der „Windhund“, wie ihn seine Fans nannten, war aber eben nicht nur Vollstrecker und Abstauber.
Ein ums andere mal wirbelte er die gegnerischen Abwehrreihen durcheinander und stahl selbst Max Morlock die Schau. Insgesamt ähnelte er diesem in der Spielweise sehr, brach oft auf die
Flügel aus und nutzte trickreich den Raum. Morlock urteilte über Pöschl folgendermaßen: „Das war ein feiner Fußballer, aber keiner von den zarten Heiligen. Wenn ihn einer unsanft anging, sah er rot.“
In der Weihnachtsausgabe 1946 schrieb die Zeitschrift „Sport“ anlässlich eines 3:1 gegen Kickers Stuttgart: „Ein Ballettgirl könnte oft nicht so geschmeidig und gewandt sein, wie es der ball-tänzelnde Pöschl vorführte.“
Am ende der Saison hatte er in 38 Spielen 37 Treffer erzielt und war damit Torschützenkönig nicht nur der Oberliga Süd, sondern aller deutschen Ligavereine. Am 11. Juni sahen sich die
Nürnberger Nachrichten genötigt, den Lesern den Begriff „hat-trick“ zu erklären, denn Pöschl hatte gegen den VfB Stuttgart einen solchen erzielt.
Im April 1947 schrieb der „Sport“ über ihn: „Wäre er ruhiger, selbstbeherrschter, schösse er noch mehr Tore.“ Abbildung entnommen aus Sport-Magazin 21/1948
Im Mai 1948 besiegte diese Südauswahl eine Auswahl aus West/Nord mit 2:1. Oben v.l.n.r.: Hans Pöschl, Hädelt (Bayern München), Binkert (VfB Stuttgart),
Jahn (Stuttgarter Kickers), Schorsch Kennemann, Schlienz (VfB Stuttgart), Hermann (FSV Frankfurt); unten v.l.n.r.: Streitle (Bayern München), Siegl (Waldhof Mannheim), Zapf Gebhardt, Kupfer (Schweinfurt 05).
Im Mai 1948 schrieben die Fränkischen Nachrichten: “Die Suche nach neuen Stürmern hat klar ergeben, das für den Posten des kommenden National-Mittelstürmers nur der 27jährige Hans
Pöschl in Frage kommen kann. Er führt den Angriff intelligenter als vor Jahren unser Stürmertank August Lenz, er ist härter als ein Edmund Conen selbst in seinen Glanztagen, und er übertrifft an
Kombinationssinn Schusskanonen wie den Essener Gottschalk und den Ex-Hamburger Boller.” Und im Juli 1948 schrieb das Sport-Magazin: „Wer den Club in der Meisterschaft schlagen will,
muss Kennemann ausspielen und Pöschl abbremsen können.“ Im Meisterschaftsfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern gelang ihm folgerichtig das 2:0.
Abbildung entnommen aus Bausenwein u.a.: Die Legende vom Club
Pöschls Kopfball in der 23. Minute bedeutete das 2:0 für den Club im Endspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern.
Abbildung entnommen aus Sport-Magazin 30/1948
In der Pause vor der Verlängerung des Halbfinales gegen den FC St. Pauli kümmert sich Willi Billmann um seinen Kameraden Hans Pöschl.
Links am Boden: Herbolsheimer und Kennemann, rechts: Uebelein und Schaffer.
Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub Die Meistermannschaft 1948.
oben v.l.n.r.: Edi Schaffer, Abel Uebelein, Adi Knoll, Schorsch Kennemann, Conny Winterstein, Uttla Uebelein (für ihn stand Schorsch Hagen im Finale), Maxl Morlock;
unten v.l.n.r.: Helmut Herbolsheimer, Zapf Gebhardt, Gerhard Bergner, Hans Pöschl. Abbildung entnommen aus Sport-Magazin 33/1948
Pöschl im Laufduell gegen die späteren Weltmeister Liebrich und Kohlmeyer.
Kritik hagelte es für ihn nach einem Zonenspiel Süd gegen Nord in Nürnberg im Oktober 1948. Das Sport-Magazin schrieb: “Pöschl: wenig Sinn für rasches, verwirrendes Direktspiel. Muss geführt werden.”
Abbildung entnommen aus Sport-Magazin 42/1948
Die Südauswahl vor dem Vergleich gegen den Norden, der 1:1 endete. Stehend v.l.n.r.: Kupfer (Schweinfurt 05), Platzer (BC Augsburg), Kennemann,
Weber (Kickers Offenbach), Morlock, Barufka, Läpple (beide VfB Stuttgart), Pöschl; kniend v.l.n.r.: Knoll, Turek (Ulm 46), Siegel (Waldhof Mannheim).
Im März 1949 wechselte Pöschl als erster deutscher Fußballer der Nachkriegszeit ins Ausland: ins – wie er es nannte – „Schlaraffenland“ Schweiz zu den Grashoppers Zürich. Aus “rein
beruflichen Gründen” natürlich. Sein Kommentar: “Weshalb soll man sich nicht mal die Welt ansehn? Die Sprache der Sportler ist eben international, sie geht über Grenzen und Länder
hinweg und kennt keinen Hass untereinander. Schade, dass die Welt nicht aus lauter Sportlern besteht!” Weibliche Fanpost im Stile von “Bitte, lieber Pöschala, nimm uns mit!” kommentierte er
mit einem lakonischen “Iech kenn die Fratzn ned!” In der Saison 1949/50 beendete er das Abenteuer Schweiz jedoch nach sechs Monaten und
kehrte wieder zum Club zurück. Er hatte zwar gelebt wie ein König, aber Fußball spielen durfte er nur in einem einzigen Freundschaftsspiel, das die Grashoppers mit 1:6 gegen den Club
verloren. Die FIFA hatte ihm die Spielerlaubnis verweigert, weil der DFB noch nicht ihr Mitglied war. Schlussendlich hatte ihn das Schweizer Experiment nur eine Karriere in der
Nationalmannschaft gekostet, die ihm deswegen verwehrt worden war. Seine Erkenntnisse, die er aus dem Abenteuer Schweiz gewann, lauteten: “Die Schweizer sind zu bewundern, dass sie mit
großartiger Fleischsuppe, Spiegeleiern etc. im Magen sogleich ein schweres Meisterschaftsspiel durchstehen. Bei uns in Nürnberg gab’s vor dem Match immer nur eine dünne Wassersuppe.” Im
September 1949 schrieb die Vereinszeitung des 1. FCN: “Pöschl, der reumütig aus der Schweiz Zurückgekehrte, ist noch nicht auf alter Leistungshöhe. Seine Flügelverwendung wird nicht nur von Fachleuten heftig diskutiert.”
Am Ende der Saison verließ Pöschl den Club dann endgültig. Das Rennnen um den begehrten Stürmer, der unbedingt den Verein wechseln wollte, machte letztendlich Werder Bremen, wo er
bis 1957 spielte. Dort konnte man ihm nicht nur eine gute berufliche Zukunft bei Europas größter Tabakfirma Martin Brinkmann bieten, sondern zahlte auch 15 000 DM.
Nach dem siegreichen Meisterschaftsfinale 1961 gegen Borussia Dortmund war der ehemalige Clubspieler der erste Gratulant. Gemeinsam mit Morlock ging er in die Kabine und anschließend sogar mit unter die Dusche. Abbildung entnommen aus Setzepfand: 13 - meine Glückszahl
Nach dem Meisterschaftsfinale 1961 umarmt Hans Pöschl seinen ehemaligen Mannschaftskameraden Max Morlock. Nach seiner aktiven Zeit frönte er seinen Hobbys Tennis, Ägyptologie und Bergsteigen. |
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