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“Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein
und die Bewohner Nürnbergs zu spielen.
Möge all dies immer bewahrt werden
und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen.”
(Heiner Stuhlfauth)

Ludwig “Fips” Philipp

geboren am 20. Dezember 1889; gestorben am 4. Januar 1964.

Philipp absolvierte von 1905 bis 1919 285 Spiele für den 1. FCN und war der erste Nationalspieler des Club, ja sogar ganz Bayerns.

Der Gostenhofer Bub war nicht besonders groß, eher etwas stämmig, aber er hatte einen glasharten Schuss und ein wachsames Auge für Chancen. Schnell und wendig erspähte er immer die besten Gelegenheiten zum Schuss, der dann auch in der Regel präzise saß.

Sein Stammverein war ein mit Freunden gegründeter Bolzklub, der auf den stolzen Namen Fußballklub Noris getauft wurde.

Er tat sich beim FCN, damals noch überwiegend ein Verein aus ehemaligen und aktuellen Gymnasiasten, anfangs etwas schwer, weil er nur ein gewöhnlicher Lehrbub war. Dazu erzählte er selber: “An den vornehmen Club mit seinen Schülern und Studenten wagten wir kaum im Traum zu denken. Als man mich schließlich doch zum Club holte, ging ich fast ein vor Freude und Stolz!”

Dem talentierten Leichtathleten, der nordbayerischer Meister im 100-Meter-Lauf war, bekamen die Übungseinheiten mit Nürnbergs erstem großen Spieler, Fritz Servas, so gut, dass er zu einem glänzenden Fußballspieler mit Allrounderqualitäten wurde. Er konnte Mittelstürmer, Linksaußen, Halblinker und Verteidiger spielen. Die Schulung durch den Berliner erschien ihm wie eine Offenbarung. Sein Urteil: “Das war schon ein regelrechtes Training.”

Mit zwei Länderspielen, die er am 3. April 1910 beim 3:2-Sieg gegen die Schweiz in Basel und am 24. April desselben Jahres bei der 2:4-Niederlage gegen die Niederlande in Arnheim bestritt, war er nicht nur der bekannteste, sondern auch der beste Nürnberger Spieler, der in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg das Clubtrikot trug.

Meisterschaftsehren verpasste er, weil er 1919 aus Zorn über zu dürftige Spesen zum Lokalrivalen Nürnberger FV wechselte, der 1925 dem 1924 gegründeten Fusionsverein ASN Nürnberg beitrat. Dort spielte Philipp bis 1927.

Hans Pelzner stellte 1922 Philipps Bedeutung für den Fußball in Nürnberg folgendermaßen dar: “So lange die Nürnberger Fußball spielen können, zeigten sie ihre Eigenart. Sie nahm ihren Ausgang von einzelnen Persönlichkeiten. Vor 21 Jahren kam der Prophet, der Berliner Viktorianer Servas. Er lehrte die Nürnberger Ballbehandlung, Fertigkeit des Fußes und engmaschiges Zusammenspiel. Seine Schüler - voran das balltechnische Talent eines Michael Steinmetz und später Philipps - vervielfältigten die Möglichkeiten, wuchsen über den Lehrer hinaus und schufen sich - am Prüfstein auswärtigen Könnens erprobt - neue und eigene Methoden.”

1925, nach einem Spiel des 1. FCN gegen den NFV, schrieb die Vereinszeitung: “Der Geist Philipps schwebte über den Wassern. Er ist immer noch der alte oder der ewig junge oder besser gesagt: Er ist Fleisch von unserem Fleisch.”

Von 1927 bis 1931 war Philipp Spieler, ab 1929 Spielertrainer bei Wormatia Worms. Der berühmte Sportautor Richard Kirn schrieb darüber: “Der Nürnberger war 40, als er nach Worms kam. Mürrisch, unerhört tüchtig, auf dem Feld von sagenhafter Grobheit - aber er führte die Wormatia zu vier [Bezirksliga-]Meisterschaften. Auf dem Feld kannte er keine ‘Herren’ Spieler, auf dem Feld war ihm jeder ‘Du’ - mit allen bajuwarischen Vertraulichkeiten. Aber außerhalb des Feldes wurde er einsam, abgesondert, der Trainer, die große Respektsperson. Kam die Elf von einem bedeutungsvollen Spiel zurück, dann geschah es wohl,. dass sich an verregneten Sonntagabenden im Bahnhof der kleinen Stadt die Menschen sammelten, glücklich über einen neuen Sieg, singend und summend und zapplig vor Ungeduld. Anhänger nicht nur, auch Gattinnen, Bräute, Väter, Brüder. Im Zug aber wurde Vater Philipp auf der letzten Station unruhig, zog sich an, löste sich bei der Einfahrt von allen Spielern los, sauste als erster durch die Sperre, und während hunderte von Händen sich ihm entgegenstreckten, hunderte von Rufen ihn fragten: ‘Wie war’s, wie war’s?’, geschah immer dasselbe: Ludwig Philipp brummte: ‘Fragt’s die andern!’ und entschwand in die Nacht.”

Über ein weiteres Beispiel seiner Menschenscheu berichtet wiederum Richard Kirn: “Einmal feierte man in den ‘12 Aposteln’ die dritte Meisterschaft. Alle waren da, nur Philipp nicht. Er war ja nie beim Umtrunk. Er hasste das Bier und liebte den Kaffee, vielleicht auch einmal einen einsamen Schoppen Wein. Die dritte Meisterschaft aber? Vorstand und Spieler waren sich einig: Diesmal musste der Mann herbei, der dies alles erst herbeigezaubert hatte mit seiner Grobheit, mit seinen Schüssen, mit seiner großen Kunst und Kraft. Sie ernannten eine Kommission, die sollte ihn holen. Sie wussten, er war zu Hause. Sie trafen ihn auch an. In der Küche bei der Wirtin. Mit einer blauen Schürze umgetan und beim gewissenhaften Ausstechen von ‘Weihnachtsgutserln’”.

1947 wirkte Philipp für einige Monate als Interimstrainer bei der SpVgg Fürth.

Häufig war er in der Bärenschanzstraße anzutreffen, wo seine Frau einen Spezereiladen betrieb.