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“Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein
und die Bewohner Nürnbergs zu spielen.
Möge all dies immer bewahrt werden
und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen.”
(Heiner Stuhlfauth)

Manfred “Manni” Müller

geboren am 28.7.1947;

Müller wurde von Horst Buhtz aus Wuppertal geholt. Zuvor hatte der gelernte Mittelstürmer als Schüler bei dem Essener Vorortverein Überruhr und bei Schwarz-Weiß Essen gespielt. Den schwarz-weißen fehlte gerade der Torwart der ersten Schülermannschaft, und schon hatte Manni seinen zukünftigen Stammposten gefunden. Nach sieben Jahren in Essen wurde er von 1860 München und vom Wuppertaler SV umworben, dessen Trainer damals kein anderer war als Horst Buhtz. Der höher dotierte Vertrag gab schließlich den Ausschlag.

Während seiner Militärzeit war Müller Torwart der deutschen Soldatennationalelf. Darüber erzählte er später: “Wolfgang Kleff war damals unser dritter Torwart. Er kam dann bei Gladbach groß heraus und ins Nationalteam. Ich hatte halt immer das Pech, bei dem falschen Verein zu spielen.”

Der gelernte Sportartikelkaufmann absolvierte von 1976 bis 1978 65 Spiele in der 2. Bundesliga. In der Saison 1978/79 bestritt  er 22 Erstligabegegnungen.

In Wuppertal hatten die Spieler zuletzt monatelang kein Geld gesehen. Und in Nürnberg kam Müller vom Regen in die Traufe: Den Club drückten 1,2 Millionen Mark Schulden, er war praktisch zahlungsunfähig. Müller wollte nach kurzer Zeit schon wieder zu Schalke 04 wechseln, doch brach er sich einen Finger und war damit für die Gelsenkirchener uninteressant. Folglich hing er weiter in Nürnberg fest. Sein erstes Jahr beim Club bezeichnete er rückblickend immer nur als “grausam”. “Ich ging davon aus, dass der Verein finanziell gut dastehen würde und hatte fest mit dem Aufstieg gerechnet”, erzählte er später von seinen Hoffnungen, die schnell wie Seifenblasen zerplatzten. Müller weiter: “Ich wollte dann auch so schnell wie möglich wieder hier weg.” Doch wieder spielte der Zufall kräftig mit. Der Weg nach Berlin zu Hertha BSC war schon geebnet, da hielt Norbert Nigbur dort wie der Teufel und ließ seinen angekündigten Wechsel nach Köln platzen. Wieder war Müller zum Bleiben verurteilt. Gott sei Dank sorgte die Vorstandschaft des 1. FCN für Ruhe und Ordnung, indem sie in ihre eigenen Taschen griff und die Gehälter auslegte, weil ihnen klar war, dass nichts wichtiger war als ein gutes Betriebsklima.

Der zuverlässige Torwart war für viele der beste Club-Schlussmann seit Roland Wabra. Er gehörte nicht zu den “Fliegern”, sondern bevorzugte das solide, risikolose Torwartspiel. Horst Buhtz über ihn: “Mit seiner Ruhe und Erfahrung ist der Manni für uns unbezahlbar.” Müller war seit vielen Jahren einmal wieder ein Clubtorwart, der ein Spiel auch einmal ganz alleine für seine Mannschaft festhalten konnte und somit jede Saison für ein paar Punkte gut war. Schon als 30jähriger, der noch lange nicht ans Aufhören dachte, wusste Manni genau: “Wenn die Leute einmal pfeifen, hänge ich die Stiefel ganz schnell an den Nagel.” Dazu aber kam es Gott sei Dank nie.

Im Mai 1978 überlebte Müller einen schweren Verkehrsunfall wie durch ein Wunder unverletzt. Er hatte sich mit seinem VW Golf auf dem regennassen Frankenschnellweg in Höhe Stadtgrenze dreimal überschlagen, hatte ein Schild gerammt und war schließlich wieder auf allen vier Rädern an der Leitplanke zum Stehen gekommen.

Den Höhepunkt seiner Karriere beim Club erlebte er am 9. Juni 1978 im Essener Georg-Melches- Stadion, als er in der Endphase dieses entscheidenden Spieles um den Bundesligaaufstieg einen Elfmeter von Horst Hrubesch parierte und somit zum Gelingen des Vorhabens 1. Bundesliga einen wichtigen Beitrag lieferte. So ging er als „Held von Essen“ in die Clubgeschichte ein.


Abbildung entnommen aus Kicker/Sport-Magazin 52/1978
Der “Held von Essen” bei seiner Großtat - dem gehaltenen Elfer von Horst Hrubesch.

Müller konnte dieses Spiel jedoch nicht zu Ende spielen. In der 88. Minute gab es einen Eckball für Essen. Horst Hrubesch donnerte den Ball per Kopf an die Latte, Weyerich warf sich in den Nachschuss, und von seinem Körper prallte der Ball wieder einem Essener vor die Füße. Müller konnte die Situation zwar bereinigen, prallte dabei aber so unglücklich mit Horst Weyerichs Knie zusammen, dass er nicht mehr weiterspielen konnte und in die Kabine gebracht werden musste.


Abbildung entnommen aus Kicker/Sport-Magazin 52/1978
Die letzten Minuten des Aufstiegsspiels in Essen verbrachte Manni Müller
mit einer schweren Gehirnerschütterung in der Kabine.

Abbildung entnommen aus Bausenwein u.a.: Die Legende vom Club
Der “Held von Essen” bei der Aufstiegsfeier am Hauptmarkt.

In der Vorbereitung auf die Saison 1978/79 schoss der Kapitän der Clubmannschaft bei einem Freundschaftsspiel in Hirschaid einen kapitalen Bock. Der Kicker berichtete: “In Radi-Manier wollte er außerhalb des Strafraums den Exfürther Vertragsspieler Dennerlein umspielen, verlor allerdings den Ball und kassierte so das 1:4. Daraufhin nahm Kern seinen Spielführer sofort vom Platz.”


Abbildung entnommen aus Club-Revue 9/78
Damenballett bei der Geburtstagsfeier von Michael A. Roth im Jahr 1978:
v.r.n.l. Winfried Berkemeier, Norbert Eder, Herbert Heidenreich, Co-Trainer Erich Tauchmann, Manni Müller, Manager Franz Schäfer und Masseur Toni Brablek.

Abbildung entnommen aus Club-Revue 9/78
Szene aus dem zweiten Spiel nach dem Aufstieg in die 1. Liga 1978:
Beim 0:4 in Stuttgart verhindern Günter Dämpfling und Manni Müller
einen weiteren Treffer durch Dieter Hoeneß.


Abbildung entnommen aus Kicker/Sportmagazin 68/78
Hier das 2:0 durch Schorsch Volkert, gegen dessen Elfmeter Müller chancenlos ist.


Abbildung entnommen aus Club-Revue 9/78
Das vierte Saisonspiel in Köln geht mit 0:2 ebenfalls verloren.
Hier rettet Manni Müller gegen seinen Namensvetter Dieter.
Rechts Norbert Eder.


Abbildung entnommen aus Club-Revue 10/78
Auch in Kaiserslautern verlor der Club. 0:3 hieß es am Schluss.
Hier kann Manni Müller gerade noch gegen Benny Wendt klären.
Rechts Peter Stocker.


Abbildung entnommen aus Club-Revue 11/78
Im Herbst 1978 rang der Club Borussia Dortmund ein 2:2 ab.
Das Foto zeigt Manni Müller nach dem Spiel
mit einem der größten Spaßvögel der Liga - “Ente” Lippens.


Abbildung entnommen aus Club-Revue 11/78
Szene aus dem berühmten “Nebelspiel” des 1. FCN beim Hamburger SV
im Herbst 1978, das der Club mit 1:4 verlor.
Hier zieht HSV-Star Kevin Keegan an Manni Müller vorbei,
trifft aber anschließend das Tor nicht.

Beim 3:3 gegen den Hamburger SV in der Saison 1978/79 bestritt er nach einem Streit mit Trainer Zapf Gebhardt sein vorläufig letztes Spiel für den Club und wurde gefeuert. In der Pause hatte er nach einer Trainerschelte Zapf Gebhardt wutentbrannt die Kapitänsbinde vor die Füße geworfen. Am nächsten Tag wurde er fristlos entlassen. Dennoch wurde dieser wenig angenehme Abschied für ihn zum Glücksfall, denn Jahre später sollte er – nach einem einmonatigen Intermezzo beim ESV Ingolstadt – mit dem FC Bayern München die größten Erfolge seiner Laufbahn feiern, als diese quasi schon beendet schien.

Abbildung entnommen aus Club-Revue 5/1979
Halbzeitpfiff im Spiel gegen den HSV:
Noch ahnt Zapf Gebhardt, der hier Jürgen Täuber vom Platz begleitet, nicht,
was wenig später in der Kabine auf ihn zukommen sollte
.

Der Club gab dazu folgendes Statement ab: “Der 1. FC Nürnberg hat seinem Torhüter Manfred Müller auf Grund der Vorfälle während der Pause im Spiel gegen den Hamburger SV fristlos gekündigt. Der Torhüter hatte, als ihn Trainer Gebhardt darauf aufmerksam machte, bei Flankenbällen doch herauszugehen, wütend die Spielführerbinde von seinem Arm entfernt, sie zu Boden geworfen und dann auch sein Torhütertrikot ausgezogen und erklärt, er werde nicht weiterspielen. Hinzu kam noch das Götz-Zitat. Den Fall Müller wird voraussichtlich das Arbeitsgericht zu behandeln haben.”

In der Club-Revue vom Mai 1979 nahm Präsident Michael A. Roth zu den Hamburger Vorfällen Stellung: “Ich habe viele Zuschriften erhalten, dass das Präsidium diesen verdienten Spieler zu hart behandelt hat. Ich möchte den Fall deshalb noch einmal chronologisch ablaufen lassen. Dem Trainer, Zapf Gebhardt, war es schon seit einiger Zeit bekannt, dass Manni Müller sehr nervös war. Ob dies private oder auch berufliche Gründe waren, darf eigentlich bei einem Profi keinerlei Rolle spielen. Jedenfalls hätte der Trainer den Torhüter gegen den HSV, nach Meinung vieler Experten, erst gar nicht aufstellen dürfen, denn dann wäre dies alles nicht passiert. Nun, Müller hat gespielt und hat sich dabei nicht durch Leistung ausgezeichnet. Es zählt einfach zu den Pflichten eines Trainers, seine Spieler auf Fehler im Spiel hinzuweisen. In welchem Ton dies dann stattgefunden hat, kann ich nicht sagen, denn ich war ja nicht dabei. Überhaupt, ich habe die ganze Affäre erst während der Pressekonferenz erfahren, nachdem die Geschichte bereits an die Öffentlichkeit gezerrt war. Ich kann mir den Vorwurf gegen den Trainer nicht ersparen, dass er mich einfach sofort hätte informieren müssen. Das gleiche gilt auch für Manni Müller, denn mein Platz auf der Tribüne ist ja allen hinreichend bekannt. Müller war nach der Halbzeit ja auch noch circa eine halbe Stunde im Stadion, bevor er sich wort- und grußlos verdrückt hat. Hätte ich rechtzeitig von diesem Disput gewusst, dann hätte sich sicher noch eine für beide Seiten akzeptierbare Lösung finden lassen. So war nun die Vorstandschaft auf der Pressekonferenz nicht nur mit dem Vorfall konfrontiert, sondern auch mit der Aussage des Trainers, dass er Manni Müller nie mehr aufstellen wird. Stellen Sie sich einmal vor, Sie würden an Ihrem Arbeitsplatz als Arbeitnehmer Ihrem Vorgesetzten das Götz-Zitat anbieten und ihm gleichzeitig die Arbeitskleidung vor die Füße werfen. Was würde Ihnen da passieren? Da würden auch Verdienste, die sie sich für die Firma erworben haben, nicht mehr allzusehr ins Gewicht fallen. Sie müssten Ihre Siebensachen packen und gehen. Was blieb der Vorstandschaft nun anderes übrig, als hart durchzugreifen, denn wer sagt denn, dass nicht nächste Woche ein anderer Spieler sich zu einer Disziplinlosigkeit hinreißen lassen würde? Da die Spieler alle Angestellte des Vereins mit gleichen Rechten und Pflichten sind, wäre ein Präzedenzfall geschaffen, auf den sich in Zukunft alle Spieler berufen könnten.”

Im Pokalfinale 1982 erzielte Reinhold Hintermaier mit einem gewaltigen 35-Meter-Schuss das 1:0 für den Club gegen seinen ehemaligen Mannschaftskameraden, der sich nach dem Spiel selbstkritisch äußerte: “Klar, den hätte ich halten müssen, daran gibt’s keine Zweifel. Wenn ich ne Schaufel gehabt hätte, ich hätte mich in den Boden eingegraben. Der Reini hat mich total überrascht, ich geb’s zu.” Pal Csernai, der Trainer der Bayern, meinte: “Wenn nicht dieser Ball, was ist dann überhaupt haltbar?” Den besten Kommentar aber gab “Fußballfachfrau” Hilde Breitner in der Pause ab: “Wofür haben wir eigentlich einen Torwart? Wohl nur, dass irgend jemand das Trikot mit der Nummer 1 trägt?”

Abbildung entnommen aus Kicker/Sport-Magazin 40/82
Werner Dreßels 2:0 im Pokalendspiel 1982

Als die Bayern 1982 Jean-Marie Pfaff verpflichteten, meinte Müller, der gerade erst seinen Vertrag per Handschlag um ein Jahr verlängert hatte: “Ich komme mir vor wie der Mohr, der seine Dienste getan hat und gehen kann.” Im Dezember schrieb der Kicker: “Nichts zu verlieren hat Manfred Müller: ‘Mir kann eh nichts mehr passieren. Ich mach den Job sowieso schon ein Jahr zu lang.’ Müller ist 36, und seine Aussage bezieht sich wohl eher auf das Umfeld als auf den Job an sich.”

1984 kehrte Manni als Manager, Lizenzspieler-Koordinator und Trainerassistent nach 5 Jahren im Tor des FC Bayern nach Nürnberg zurück. Zum 31.12. kündigte er seinen Job, stand aber dem Club als „Mann für besondere Zwecke“ weiterhin zur Verfügung. Daneben betrieb er zusammen mit Freunden eine Immobilienagentur.

In der Saison 1986/87 musste der 39jährige, der zweieinhalb Jahre zuvor im Trikot des FC Bayern zum letzten Mal gespielt hatte, noch einmal einspringen, nachdem Andi Köpke infolge eines Platzverweises zwei Wochen gesperrt war. Herbert Heider konnte aufgrund seiner permanenten Schulterverletzung, die kurz darauf zur Sportinvalidität führte, nicht eingesetzt werden, und der dritte Torwart, Rainer Stumptner, zog sich kurz vor dem betreffenden Spiel gegen Fortuna Düsseldorf eine Schulterprellung zu.

Abbildung entnommen aus Club-Revue 11/86
Szene aus Manni Müllers letztem Spiel für den Club gegen Fortuna Düsseldorf

Nach diesem kurzen Gastspiel in diversen Funktionen gründete Müller seine eigene Video- und Fernsehproduktionsfirma, die exklusiv für die sat1-Sendung „ran“ die Außenübertragungen produzierte.