FortsetzungDas Ende der Nationalmannschaftskarriere Abbildung entnommen aus Setzepfand: 13 - meine Glückszahl 25.11.1956:
Morlock als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft gegen Irland. Links der irische Kapitän Fitzsimmons.
Im Sommer 1955 wurde Morlock anlässlich eines Länderspiels gegen die Sowjetunion als Mittelstürmer eingesetzt. Die
Vereinszeitung schrieb dazu: “Max Morlock war mit der im Länderspiel ihm übertragenen Rolle nicht ganz zufrieden.
Der Mittelstürmerposten liegt ihm überhaupt nicht, das haben wir oft genug ausprobiert. Zu einem Morlock als
Verteidiger oder Mittelläufer sagen wir ja, zu einem Mittelstürmer nein. Da er in Moskau weder Fisch noch Vogel war,
konnte er die ihm angeborene Befähigung zum Halbrechten gar nicht ausspielen. Vielleicht nimmt man im nächsten Länderspiel darauf Rücksicht, oder sollte er sich schon aus der Länderelf gespielt haben?”
Im November desselben Jahres verbreitete die Vereinszeitung schon wieder eine Schreckensmeldung über den vor
kurzem erst von seiner Gelbsucht genesenen Morlock: “Zunächst die betrübliche Feststellung, dass Max Morlock in
Karlsruhe nicht mitwirken konnte und auch wahrscheinlich längere Zeit dem Sport entsagen muss. Seit dem BCA-Spiel,
wo er mit einem BCA-Spieler heftig zusammenstieß, leidet der Max an zeitweise sehr stark auftretenden Schmerzen im
Brustkorb, besonders bei heftigen Bewegungen. Nachdem die Untersuchung in einer Klinik die Ursachen dieser
Schmerzen nicht zu klären vermochte, ließ sich der beunruhigte Max vom Clubarzt Dr. Potzler einer peinlich genauen
Durchleuchtung unterziehen, bei der der Arzt die unerfreuliche Feststellung eines zweifachen Rippenbruches machen
musste. Statt sich seit drei Wochen einer gründlichen Ausheilung und Schonung zu unterwerfen, läuft der Patient mit seinen Rippenbrüchen herum, vergrößert das Übel und verlängert die Heilungsdauer.”
Im Mai 1956 beklagte Hans Hofmann in der Vereinszeitung: “Von Morlock abgesehen haben wir eben keinen durchschlagsfähigen Stürmer. Morlock ist nach wie vor der Reißer der Elf, leider steht er allein auf weiter Flur.”
1956 war Morlock im Länderspiel gegen Irland in Dublin zum ersten und einzigen Mal Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Der Club aber spielte in der Saison 1955/56 nicht besonders gut. Die enttäuschten Anhänger
machten Krach und forderten allerhand Veränderungen. Aufgrund dieses Absackens der Mannschaft konnte Morlock
die alte Form verständlicherweise auch nicht bringen. Nach dem Länderspiel am 26. Mai 1956 in Berlin gegen England,
das mit 1:3 verlorenging, schrieb ein Kritiker: „Morlocks beste Zeit ist anscheinend unwiderruflich dahin.“
Als ihn Sepp Herberger 1958 bei den Planungen für die WM in Schweden nicht berücksichtigte und ihm nicht einmal
die Gelegenheit gab, in den vorbereitenden Lehrgängen seine augenblickliche Form zu zeigen, reagierte mancher
Fußballfan unwillig. Gegenüber Journalisten äußerte Herberger in dieser Zeit: „Ich suche einen neuen Morlock. Aber der
Maxl wird immer zu uns gehören – und wenn er 100 Jahre alt wird!“ Morlock sagte dazu: „Alle meine guten Wünsche
gelten unserer Elf. Ich selbst stecke noch lange nicht auf. Vielleicht komme ich nach der Weltmeisterschaft doch noch zu meinem 25. Länderspiel.“ Abbildung entnommen aus Setzepfand: 13 - meine Glückszahl
Morlocks 25. Länderspiel 1958 gegen Bulgarien. Rechts sein Kollege aus der 54er Weltmeistermannschaft, der Fürther Charly Mai.
Am 12. Dezember in Augsburg gegen Bulgarien war es dann soweit. In der zweiten Halbzeit zog Morlock wieder das Nationaltrikot an. Anlässlich des Jubiläums wurde ihm die goldene DFB-Nadel überreicht. Abbildung entnommen aus Setzepfand: 13 - meine Glückszahl
DFB-Vizepräsident Hans Huber überreicht Max Morlock die goldene DFB-Nadel. Sein letztes Länderspiel bestritt er noch im selben Jahr in Kairo gegen Ägypten. Herberger selbst rühmte den
hervorragenden Einsatz des Oldtimers, der den jungen Spielern ein Vorbild an Freude, Schwung und Begeisterung gegeben habe.
Der Abschied von der Nationalmannschaft fiel Morlock aber letztendlich nicht schwer, weil er wusste, dass die Zeit dafür reif war. Nie hat er sich über- oder unterschätzt. Er wusste immer, was er wert war.
Die letzten Jahre beim Club Abbildung entnommen aus Setzepfand: 13 - meine Glückszahl
Winter 1958: Max Morlock wird für sein 700. Spiel im Clubtrikot geehrt. Nach der Saison 1958/59 überlegte Morlock, ob er die Fußballschuhe nicht an den Nagel hängen sollte. Seine jungen
Kameraden aber beschworen ihn zu bleiben. „Dann will ich es aber auch genau wissen!“ sagte Morlock, der inzwischen die Trainerlizenz erworben hatte, schließlich und lehnte mehrere Angebote als Trainer ab.
Inzwischen hieß das Sturmduo des Club Morlock – Strehl. Der äußerte später über den Max: „Bei Maxls Pässen musste man zwangsläufig Tore schießen.“ Morlock gab das Kompliment zurück: „Heinz war für mich der ideale
Nebenmann. Er startete genau im richtigen Moment in die Gasse und stellte sich immer wieder geschickt frei.“
In der Saison 1959/60 musste der Max fünf Monate pausieren, und die Mannschaft – zu diesem Zeitpunkt Spitzenreiter
der Oberliga Süd – kam aus dem Tritt. Morlock dachte schon, das Ende seiner Karriere sei gekommen. Keiner fand
den Grund für seine Probleme, Hüftgelenkent- zündung, Wirbelsäulenverkrümmung, Ischias wurde vermutet – bis man
bei ihm schließlich Senkfüße feststellte und ihn mit Einlagen sofort kurierte. Nach seinem Comeback mit entsprechenden
Schuheinlagen war er wieder ganz der Alte, jagte wieder ein Sieg den anderen. Am Ende reichte es noch für Platz 6.
Als 1960 Herbert Widmayer nach Nürnberg geholt wurde, besuchte er als erstes Morlock in seinem Laden und ließ
sich von ihm Tips über die Stärken, Schwächen und Eigenheiten jedes Spielers geben, damit er gleich wusste, wie er sie
anzupacken hatte. Maxl hatte zu diesem Zeitpunkt 12 Pfund Übergewicht, die er aber in kürzester Zeit abtrainierte, um
beim Saisonstart fit zu sein. Seinen Entschluss, noch einmal anzugreifen, begründete er so: „Eigentlich wollte ich ja schon
vor einem Jahr aufhören. Aber beim Neuaufbau unserer jungen Mannschaft musste ich Trainer Widmayer ja dann doch
zur Verfügung stehen. Solange es noch rollt, will ich jetzt schon weitermachen. Vielleicht bis zum November. Da spiele ich dann 20 Jahre in unserer Ersten.“
Als 36jähriger führte Morlock die junge Clubmannschaft 1961 zur achten Meisterschaft. Abbildung entnommen aus Setzepfand: 13 - meine Glückszahl
Endrundenspiel um die deutsche Meisterschaft 1961: 1. FC Köln - 1. FC Nürnberg 1:2 Max Morlock “entweiht” den Kölner Geißbock Hennes Links Rolli Wabra, rechts hinten ein entsetzter Kölner Ordner. Abbildung entnommen aus Setzepfand: 13 - meine Glückszahl
Endrundenspiel um die deutsche Meisterschaft 1961: 1. FC Köln - 1. FC Nürnberg 1:2 Max Morlock und Hans Schäfer tauschen die Wimpel.
In der Endrunde sorgte er beim Spiel gegen den 1. FC Köln, vor dem mit Morlock und Hans Schäfer zwei Freunde aus
der 54er Weltmeistermannschaft die Wimpel tauschten, für einen kleinen Skandal, weil er es wagte, das Kölner
Maskottchen, den Geißbock Hennes, beim Betreten des Platzes zu berühren. Die Kölner johlten laut, weil sie wussten,
dass Max auf diese Weise das Glück beeinflussen wollte. Ein Ordner schrie ihn an: „Was geht euch unser Hennes an?“ Der Club gewann tatsächlich 2:1 und stand im Endspiel. Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Max und Dortmunds Kwiatkowski führen die Mannschaften zum Endspiel aufs Feld. Im Hintergrund Rolli Wabra und Nandl Wenauer. Rechts Nürnbergs Trainer Widmayer.
Vor dem Finale stöhnte der Trainer der gegnerischen Dortmunder Borussia, Max Merkel: „Wenn nur der Max Morlock
nicht wäre!“ Er war der Dreh- und Angelpunkt des Spiels und verkörperte mehr als die verlängerte Hand des Trainers auf dem Spielfeld. Abbildung entnommen aus Bausenwein u.a.: Die Legende vom Club
Nach dem Gewinn der 8. Meisterschaft nimmt Max von DFB-Präsident Dr. Peco Bauwens die Meisterschale in Empfang. Abbildung entnommen aus Wenauer/Hahl: Alle meine Trainer Empfang auf dem Nürnberger Hauptbahnhof: v.l.n.r.: Nandl Wenauer, Clubpräsident Franz und der Max.
Abbildung entnommen aus: 75 Jahre 1. FC Nürnberg Triumphfahrt vom Hauptbahnhof durch die Stadt. Im ersten Wagen: Max Morlock und Ludwig Franz.
Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Bundestrainer Sepp Herberger überreicht Max den Pokal für den Fußballer des Jahres 1961. Schräg hinter Herberger die Clublegende Carl Riegel. Abbildung entnommen aus Club-Revue 4/78 Ministerpräsident Goppel überreicht Max Morlock den bayerischen Verdienstorden.
Als Anerkennung für seine Bestleistungen in der Saison und vor allem in den Endrundenspielen um die Meisterschaft
wurde der Max von den Sportjournalisten 1961 zum Fußballer des Jahres gekürt. Von 444 Stimmen erhielt er 305. Als
erster Fußballer erhielt er den bayerischen Verdienstorden. Rückblickend meinte Morlock: „Der 30. November 1961
wäre ein schöner Tag zum Aufhören gewesen. An diesem Tag spielte ich genau 20 Jahre lang in der ersten Mannschaft
des 1. FC Nürnberg. Aber wer kann schon mitten in der Saison aufhören?“ Nach dem gewonnenen Endspiel bot das Kölner Gasthaus „Haus Marienbild“, in dem der Club logierte, auf seiner Speisekarte folgende Vorspeise an:
„Kraftbrühe Maxl Morlock mit kleinen Fußbällen und grünem Rasen als Einlage“. Und Sepp Herberger war von Morlocks glänzender Leistung so beeindruckt, dass er ihn auf eine Rückkehr in die Nationalmannschaft ansprach.
Morlock aber lehnte ab: „Aus der Nationalmannschaft bin ich auf dem Höhepunkt meiner Leistungsfähigkeit abgetreten.
Dabei soll es bleiben. Ich werde jetzt noch ein Jahr in meiner Clubmannschaft spielen, dann höre ich sowieso auf.“
Als einige Journalisten nach der 0:6-Rückspielniederlage im Europapokal gegen Benfica Lissabon kolportierten, dass
sich die Cluberer gegenseitig die Schuld zugeschoben hätten und von der vielgerühmten Kameradschaft nichts mehr zu
merken sei, korrigierte Morlock sie folgendermaßen: „Das Spiel dauerte bis kurz vor Mitternacht. Auf der Rückfahrt
vom Stadion ließen alle das Gesicht hängen. ‚Wisst ihr was’, sagte ich, ‚was tun wir im Hotel? Wir schaun uns das
Nachtleben an!’ Und so geschah es. Wir waren die ganze Nacht überhaupt nicht im Hotel. Wissen möchte ich bloß, wer sich da im Hotel Vorwürfe gemacht hat!“
Als die Mannschaft nach Nürnberg zurückkam, steuerte am Flughafen eine aufgetakelte Dame auf Morlock zu und sagte
mit zitternder Stimme: „Mein herzliches Beileid, Herr Morlock!“ Morlock antwortete liebenswürdig: „Wegen dem hättns net da raus kummer braung.“ Dann drehte er sich weg.
Abbildung entnommen aus Wenauer/Hahl: Alle meine Trainer
Triumphfahrt mit den Pokalsiegern von 1962, Nandl Wenauer und Heinz Strehl, auf der Aschenbahn des alten Zabo.
Ein Beispiel seines trockenen Humors lieferte er 1962 nach dem verlorenen Meisterschafts- endspiel gegen den 1. FC
Köln. Am Flughafen schlug ihm Oberbürgermeister Urschlechter vor: „Etz fahr’mer zum Hauptmarkt!“ Morlocks Reaktion: „Dös aa no!“ Zu seiner Überraschung standen trotz der Niederlage Zehntausende an den Straßen zum
Hauptmarkt und zum Zabo Spalier. Gleich nach dem Endspiel stellte der Max klar, dass er seine Fußballstiefel an den Nagel hängen werde. Man rang ihm
aber die Zusage ab, nochmals einzuspringen, wenn allerhöchste Not am Mann sei. Sein Vorsatz hielt nicht lange. Im
März 1963 zog er die Fußballstiefel wieder an, da die neue Oberligasaison für den Club nicht so richtig rund lief und der
Verein SOS funkte. Besonders Heinz Strehl machte sich für Morlocks Comeback stark. Morlock berichtete: „Vor
allem seinetwegen zog ich 1963 noch einmal die Fußballstiefel an. Der kam zu mir und erklärte, er sei ohne mich nur die
Hälfte wert. Ihm würden meine Pässe fehlen, die für ihn halbe Tore waren. Da blieb mir nichts anderes übrig, als es noch
einmal zu probieren. Ich konnte doch die jungen Burschen nicht im Stich lassen. Doch in erster Linie ging es mir um
Heinz Strehl. Dazu kam natürlich auch noch der Reiz der Europapokalspiele.“ Sogleich nach Morlocks Rückkehr ging ein Ruck durch die Clubmannschaft. Sein erstes Spiel nach der 10monatigen Pause war das
Europapokal-Viertelfinalhinspiel gegen BK 09 Odense. Herbert Widmayer hatte ihn darum gebeten. Morlocks Comeback war glanzvoll: Die Dänen wurden mit 1:0 und 6:0 zweimal besiegt. Während der Vorbereitung auf das erste
Halbfinalspiel gegen Atletico Madrid zeigte sich, welch unerhörte Ausstrahlung Morlock noch immer auf die jüngeren
Spieler ausübte. Stets saßen einige Kameraden um ihn herum, hörten ihm zu und ließen sich von ihm für die schwere
Aufgabe Mut machen. Das Spiel wurde schließlich auch 2:1 gewonnen. Im Rückspiel unterlag der Club allerdings 0:2.
Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
10. April 1963 - Nürnberg, Städtisches Stadion Nach dem Anschlusstreffer der Spanier zum 1:1 beginnen diese eine unwürdige Show abzuziehen und bühnenreifes Theater vorzuführen.
Max und Heinz Strehl protestieren deswegen bei Schiedsrichter Kingston.
Abbildung entnommen aus Brömse: Max Morlock
Max Morlock im Zweikampf mit Madrids Torwart.In der Endrunde um die deutsche Meisterschaft spielte der FCN einmal wieder gegen den 1. FC Kaiserslautern.
Die Kaiserslauterer waren haushoher Favorit, aber die Nürnberger schlugen sich tapfer. In diesem 3:1 gewonnenen
Spiel erzielte Morlock ein kurioses Tor, das er danach so schilderte: „Des war a neier Trick, den lerntmer erscht mit
achtadreißg! Aber ehrlich gsagt, ich hab den Balln mitn Absatz zrückspilln wolln. Dabei hater an Effet kricht und war auf einmal widder vor meine Füß!“
Mit dieser Endrunde um die deutsche Meisterschaft waren die Zeiten der Oberliga Süd ein für allemal vorbei. In ihren Annalen steht Max Morlock mit 286 Toren und mindestens 451 Spielen in jeder Hinsicht an der Spitze der
Rekordspieler.
Abbildung entnommen aus Bausenwein u.a.: Die Legende vom Club
Drei Stützen des FCN am Beginn der ersten Bundesligasaison: Max Morlock, Herbert Widmayer, Nandl Wenauer: Am 30. Oktober 1963 waren’s nur noch zwei. Widmayer wurde als erster Bundesligatrainer entlassen.
Morlock war es auch, der 1963 in der ersten Bundesligabegegnung des FCN gegen Hertha BSC Berlin das erste Tor
für den Club in der neugegründeten Liga erzielte. Allerdings verschul- dete er in diesem Spiel auch einen Handelfmeter,
der zum Ausgleich und zum 1:1-Endstand führte. Sein letztes Tor für den Club schoss er im letzten Spiel der Saison gegen den HSV. Abbildung entnommen aus Haala: Der Club
Im ersten Heimspiel der neugegründeten Bundesliga erzielte der Max auch gleich ein Tor: das 2: 0 gegen Werder Bremen. Rechts Heiner Müller, links der Bremer Max Lorenz.
Noch ganz zum Schluss, wenn Trainer Widmayer die Jungs kräfteraubende Konditionsübungen und Waldläufe machen
ließ und zu Morlock sagte: “Max, Sie haben es doch nicht mehr nötig, das mitzumachen”, kam das für ihn gar nicht in Frage. Er wollte nicht herausgehoben werden, er wollte einer sein wie die anderen auch. Seine jüngeren
Mannschaftskameraden von damals erzählen noch heute mit Bewunderung davon. Das Ende der Karriere
Kurz vor Ende seiner Laufbahn durfte sich Nürnbergs Fußballer Nummer 1 noch einmal wie ein kleiner Junge fühlen.
Nandl Wenauer berichtete davon: “Ab 22 Uhr mussten sämtliche Spieler zuhause anzutreffen sein. Die Kontrollen
besorgte der Trainer höchstpersönlich. Csaknady, der sich in Nürnberg noch nicht so richtig auskannte, kaufte sich als
erstes einen Stadtplan. Auf dieser Generalstabskarte kreuzte er fein säuberlich alle Straßen an, in denen wir Clubspieler
wohnten. Während am Abendhimmel von Nürnberg die Milchstraße funkelte, fuhr Csaknady seine Runden! Er kam zu
den unverhofftesten Zeiten. Es gab Spieler, die konnten nicht einschlafen, weil sie fürchteten, Csaknadys Klingelzeichen
zu überhören. Nicht einmal Max Morlock, der mittlerweile 38 Jahre alt war, blieb von Csaknadys Kontrollen verschont.
Selbst die Drohung Inge Morlocks konnte ihn nicht abschrecken. ‘Wenn Csaknady in unser Schlafzimmer eindringt, schmeiße ich ihn zum Fenster raus’, hatte Inge angekündigt. Csaknady kam trotzdem! Wie der Max berichtete,
begrüßte Csaknady seine Frau Inge mit Handkuss und robbte sich mit der einschmeichelnden Eleganz eines ungarischen
Charmeurs in die Wohnung vor. Für die bereits schlafenden Morlock-Töchter Ursula und Birgit hatte Csaknady je eine
Puppe und einen Teddybären als Geschenk unter dem Arm. ‘Ich bewundere Ihren Mann’, soll Csaknady süßlich getönt haben, bevor er seine Kontrollfahrten fortsetzte.” Abbildung entnommen aus Brömse: Max Morlock
Morlock wird von Club-Vorstand Luther für sein 900. Spiel geehrt. Links Gustl Flachenecker, rechts Steff Reisch. Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
15. Mai 1964: Maxls letztes Spiel für seinen Club. 1964 beendete der 39jährige seine Karriere mit seinem exakt 900. Spiel im Clubtrikot. Es war ein Freundschaftsspiel
gegen den 26fachen Meister Uruguays, Nacional Montevideo. Seit seinem ersten Einsatz waren fast 23 Jahre
vergangen. Mit ihm verließ ein Spieler die große Bühne, der in den Augen fast aller Experten der ideale „Verbinder“
war. Er war in seinen besten Zeiten auf dem Spielfeld immer dort zu finden, wo es gerade „brannte“. „Zwischen den
Strafräumen war ich zu Hause“, sagte er später. Er war ein kämpferisches Vorbild, verfügte über starke technische Gaben und über den Spürsinn eines Torjägers.
Nach seiner aktiven Zeit betrieb er weiter seine Lottoannahmestelle und widmete sich auf sportlichem Sektor sehr stark
dem Tennisspiel. Später wurde er Bezirksstellenleiter. Der Club ernannte ihn zum Ehrenmitglied und Ehrenspielführer.
Fritz Walter sagte über ihn: „Max war ja die Kraft in Person, hatte Kondition für 90 Minuten, war vorne und hinten. Er
war immer unsere erste Auffangstation des gegnerischen Angriffs. Morlock half mit seiner dynamischen Kraft in der
Abwehr aus und war doch in allen entschei- denden Situationen wieder vorne mit dabei. Keiner köpfte so gut wie er.
Wenn sich eine Torchance ergab, der Max war zur Stelle. Wenn ich mal den Kopf hängen lassen wollte, da riss mich
der Max wieder mit. Er konnte auch einen Karren aus dem Dreck ziehen. In seiner für ihn typischen Art ist kein Nachfolger da.“
Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Nach dem Gewinn der 9. deutschen Meisterschaft 1968 nimmt Kapitän Heinz Strehl die Glückwünsche seines ehemaligen Mannschaftskameraden Max Morlock entgegen..
Morlock stand dem FCN aber weiterhin mit Rat und Tat zur Verfügung. In der Saison 1968/69 wurde er deshalb als
„Seelenmasseur“ engagiert, um den Spielern im Kampf gegen den Abstieg beizustehen. Im April 1969 schrieb er in der
Vereinszeitung des 1. FC Nürnberg: „ Nachdem Max Merkel auf eigenen Wunsch als Trainer ausgeschieden ist, hat
mich die Vorstandschaft des Clubs gebeten, bis zum Schluss der Meisterschaftssaison die psychologische Betreuung
unserer Lizenzspieler zu übernehmen. Mit der spielerischen Vorbereitung und der Mannschaftsaufstellung habe ich
jedoch nichts zu tun. Meine Aufgabe besteht darin, unseren Lizenzspielern das verlorengegangene Selbstvertrauen
zurückzugeben und für eine gute Kampfmoral zu sorgen.“ Als er im selben Jahr von einem Journalisten gefragt wurde,
wen er als seinen Nachfolger sähe, antwortete er: „Ehrlich gesagt, es gibt keinen. Aber behaupten will ich’s nicht, sonst sagen die Leute, dass der Morlock überheblich ist.“
In den 70er Jahren zog sich Morlock ganz vom aktiven Fußball zurück. Auch an Prominentnespielen nahm er nicht mehr
teil. Die Feststellung, dass man ohne regelmäßiges Training den Zuschauern nicht mehr das zeigen kann, was sie sehen
wollen, die Erkenntnis, dass man im Alter naturgemäß langsamer, die jüngeren Gegenspieler dagegen immer schneller
werden, sowie die Tatsache, dass die Gegenspieler oft übertriebenen Ehrgeiz an den Tag legten, ließen ihn diesen Schritt tun.
Über den modernen Fußball meinte er: “Die Spieler der Gegenwart werden unbestritten mehr gefordert. Vielleicht
hätten wir zwei deutsche Meistertitel mehr geholt, wenn wir damals mehr gefordert worden wären. Wir hätten einen harten Trainer wie den Bumbas Schmidt gebraucht.”
Kurz vor seinem Tod sagte er: „Es hat schon Überwindung gekostet, all die Jahre durchzu- stehen!“ Doch der Wille
öffnete ihm letzten Endes alle Wege. Selbst der geliebte Gansbraten verschwand während der aktiven Zeit von der
Speisekarte, weil der Max halbe Sachen nicht akzeptierte. Für ihn war die Kapitänswürde eine Verpflichtung, die er
jahrelang mit viel Einsatz erfüllte. Immer aber stand für ihn fest, dass er nie als Trainer arbeiten würde.
Gefragt, wo er – wenn er noch einmal jung wäre – am liebsten spielen möchte, antwortete er, dass ihm ein Münchner
Verein am liebsten wäre – vorausgesetzt, es gäbe keinen Club. Das Münchner Publikum hatte es ihm nämlich angetan,
nicht zuletzt wegen der hohen Zuschauerzahlen. Als seinen größten Gegenspieler nannte er den englischen Außenläufer
Edwards. Die beste Nationalmannschaft, die er je sah, war für ihn die ungarische. Als größten spieler, den er erlebt
hatte, nannte er Fritz Walter. Über den „neuen“ Fußball, der sich nach seiner Karriere entwickelte, sagte er: „Schön ist
die Mauerei nicht. Hoffentlich wird sie nicht zur Dauereinrichtung! Sonst läuft das Publikum schnell davon!“ Das Spiel
sei zwar früher langsamer gewesen, aber genauer. Man habe sich die Passkombinationen überlegt und schaute erst, wie
der Mitspieler postiert war. Man rannte nicht blindlings drauflos, sondern war überlegt in Bewegung. Und man verletzte
sich nicht so oft - eigentlich überhaupt nicht. Heute dagegen: “Die trainieren doch heute Tag und Nacht, die verletzen
sich ja oft schon beim Training!” Die heutige Spielweise war ihm fremd, das Hektische, das “Ungenaue”. Der
flachgezirkelte Pass, die klare Aufgabenzuweisung und Rollenverteilung sei eben soch etwas anderes gewesen als das ständige Verteidigen und Angreifen - mit der Betonung auf dem ersteren.
1990 stellten sich bei Morlock gesundheitliche Probleme ein. Von einer Bypass-Operation erholte er sich schnell, doch es folgte eine Krebserkrankung, der er schließlich erlag.
Am 1. Mai 1995 nannte man den Platz vor dem Frankenstadion nach Nürnbergs größtem Fußballer aller Zeiten „Max-Morlock-Platz“. Außer ihm wurde diese Ehre nur noch zwei anderen Cluberern zuteil: Heiner Stuhlfauth und Dr.
Hans Kalb. Abbildung entnommen aus Brömse: Max Morlock
Oberbürgermeister Schönlein und Bürgermeister Prölß enthüllen das Straßenschild, mit dem die Stadt Nürnberg ihren größten Fußballer ehrte.
Am 1. April 2006 erfuhr Maxl Morlock eine weitere Ehrung. Nachdem die Betreibergesellschaft des Frankenstadions
die Namensrechte an der Spielstätte an eine örtliche Bank verkauft hatte, die dem Stadion einen von weiten Kreisen der
Fanszene und der Bevölkerung abgelehnten neuen kommerziellen Namen gab, tauften die Ultras Nürnberg und der Fanbezirk 9 des 1. FC Nürnberg im Rahmen einer Kundgebung das Stadion unter großem Beifall öffentlich in
“Max-Morlock-Stadion” um.
Ein Truck dient als Bühne bei der Taufe des “Max-Morlock-Stadions”.
Niemand Geringerer als Maxl Morlocks Tochter Birgit tauft das Stadion auf seinen neuen Namen.
Gunter Baumann meinte einmal: “Max war ein Juwel, hatte kaum Schwächen. Normalerweise müsste man ihm ein Denkmal bauen.” Und Heiner Müller sagte über ihn: „In Max Morlock hatten wir einen Kapitän, vor dem du am liebsten
sogar während des Spiels den Hut gezogen hättest.“ |