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“Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein
und die Bewohner Nürnbergs zu spielen.
Möge all dies immer bewahrt werden
und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen.”
(Heiner Stuhlfauth)

Anton “Toni” Kugler

Abbildung entnommen aus Bausenwein u.a.: Die Legende vom Club

Geboren am 28. März 1898, gestorben am 2. Juni 1962.

Kugler absolvierte ab 1914 668 Spiele für den 1. FCN, dem er seit 1911 angehörte. Er errang mit dem Club die Meisterschaften von 1920, 1921, 1924 und 1925 und brachte es auf 7 Länderspieleinsätze. In den Jahren 1932/33 und 1952/54 wirkte er beim Club als Trainer.

Nach Dr. Steinleins Karriereende wurde der schnelle und schlagsichere Spieler, der übrigens in der Bielingstraße, später dann in der Pillenreuther Str. 18 wohnte, zum Stammspieler auf der Position des linken Verteidigers. Der drahtige Lockenkopf, der beim Meisterschaftsendspiel 1920 noch auf der Läuferposition eingesetzt wurde, bestach durch hervorragendes Stellungs- und Kopfballspiel. Von keinem wurde er, wie es hieß, im “Dazwischenfahren” erreicht. Auch seine Schnelligkeit und Schlagsicherheit erfuhren hohes Lob.

Abbildung entnommen aus Riegler: Als Stuhlfauth noch im Tor stand
Der junge Heiner Stuhlfauth mit seinen
Klasseverteidigern Toni Kugler und Gustav Bark

Im März 1922 machte der Club eine Tournee durch Spanien. Zwangsläufig passierte man dabei Frankreich. Dabei machte Kugler die entsetzliche Entdeckung, dass in Frankreich jeder Ort “Sortie” heißt. Zu dieser Ansicht brachte ihn jedenfalls die Tatsache, dass auf allen Bahnhöfen, die man passierte, Schilder mit dieser Aufschrift angebracht waren. Woher sollte der bodenständige Franke auch wissen, dass “Sortie” das französische Wort für “Ausgang” ist?

Beim ersten Endspiel um die deutsche Meisterschaft des Jahres 1922 gegen den Hamburger SV verlor Kugler durch einen unabsichtlichen, aber fürchterlichen Faustschlag Tull Harders mehrere Zähne. Ein Augenzeuge erinnerte sich noch Jahre später: “Im Geiste sehe ich den Kugler Toni, wie er einen Zahn um den andern auf die geweihte, blutgetränkte brandenburgische Erde spotzt.” Im Wiederholungs-Endspiel, das nötig geworden war, weil das erste Aufeinandertreffen nach dreieinhalb Stunden unentschieden geendet hatte, musste er in der ersten Hälfte der Verlängerung ausscheiden, weil er es nach einer schweren Knieverletzung im zweiten Durchgang vor Schmerzen nicht mehr aushielt. Bereits in der ersten Halbzeit war Willy Böß vom Platz gestellt worden, in der Verlängerung erwischte es dann auch noch Heiner Träg. Als dann auch noch Popp vor Schwäche zusammenklappte, brach Schiedsrichter Peco Bauwens das Spiel ab, da der Club nur noch mit sieben Mann auf dem Platz stand. Der DFB erklärte den HSV zum Meister, der den Titel jedoch ablehnte.

Am 1. Januar 1923 bei der 1:3 Niederlage in Mailand gegen Italien debütierte Anton Kugler in der Deutschen Fußballnationalmannschaft.

Am 13. Januar 1924 kam er im Spiel Deutschland - Österreich, das 4:3 endete, zu seinem zweiten Länderspieleinsatz.

Mit der Vertretung von Süddeutschland gewann er am 17. Februar 1924 mit einem 4:2 gegen Norddeutschland den Bundespokal der DFB-Landesverbände.

Am 21. April 1924 gehörte er in seinem dritten Länderspiel zur Nürnberg-Fürther Nationalmannschaft, die - bestehend aus fünf Cluberern und sechs Kleeblättlern - wegen einiger vorangegangener Skandal-Derbys zu einem Länderspiel nach Holland nur in getrennten Waggons ein und desselben Zuges anzureisen bereit war. Das entscheidende Tor zum 1:0 erzielte der Fürther Auer. Während die Fürther jubelten, drehten die Nürnberger dem Torschützen den Rücken zu. Nach dem Spiel fuhr man in getrennten Waggons wieder nach Hause.

Am 15. Juni 1924 absolvierte er beim 2:0-Sieg in Norwegen seinen vierten Einsatz in der Nationalmannschaft.

Am 23. November 1924 folgte sein fünftes Länderspiel. In Duisburg verlor Deutschland mit 0:1 Toren gegen Italien.

Im April 1926 berichtete die “Kasseler Post” nach einem Gastspiel des 1. FCN beim SK Kassel 03: “In der Verteidigung ist Kugler ein gewandter Taktiker, der nur schwer zu überwinden ist. Namentlich sein Stellungsvermögen ist außerordentlich ausgeprägt. Ganz besonders erwähnenswert ist sein Kopfspiel, das ihm so schnell kein Verteidiger in dieser Eleganz und Sicherheit nachmacht.”

Am Neujahrstag 1927 verletzte sich Kugler im Spiel gegen den V.f.R. Fürth so schwer, dass er bis zum Saisonende nicht mehr eingesetzt werden konnte.

Nach einer dreijährigen Pause berief ihn Otto Nerz für das Heimspiel gegen Norwegen am 23. Oktober 1927 erneut in die Nationalmannschaft. In Altona gewann die Mannschaft um Spielführer Hans Kalb mit 6:2 Toren. Mit seinem siebten Einsatz am 20. November 1927, beim 2:2 in Köln gegen Holland, endete die Karriere von Toni Kugler in der Nationalmannschaft.

Im September 1931 veröffentlichte die Vereinszeitung einen Dankesbrief des FC Bad Steben, der hier in Auszügen wiedergegeben wird: “Dem FC Bad Steben war es gelungen, Herrn Toni Kugler zu bewegen, dass er seinen diesjährigen Urlaub in Bad Steben verbringt. Herr Kugler hatte sich bereit erklärt, unsere Fußballspieler etwas in Form zu bringen. Die von Herrn Kugler geleistete Arbeit überschritt an Aufopferung und Dauer bei weitem das, was wir gedacht hatten. Die Erfolge blieben denn auch nicht aus. Das beste Zeugnis für die Tätigkeit Herrn Kuglers bekamen wir aber, was die moralische Erziehung unserer Leute anbelangt, von der Polizeibehörde, die feststellte, dass seit der Anwesenheit des Herrn Kugler manche jungen Leute, die sonst gerne einmal etwas laut gewesen seien, jederzeit den Anordnungen der Polizeiorgane (Polizeistunde!) Folge leisteten. Wir möchten deshalb nicht versäumen, Herrn Kugler unseren aufrichtigen und herzlichen Dank für seine selbstlose Mühewaltung auszudrücken und ihn zu bitten, er möge uns auch im Sommer 1932 wieder besuchen. Karl Raithel, 1. Vorstand.”

Am 29. Mai 1932 bestritt Kugler sein letztes Spiel für den 1. FC Nürnberg.

Im selben Jahr übernahm er, der zuvor bereits als Jugendtrainer beim FCN tätig war, als Nachfolger des von den Nazis aus der Stadt gejagten Juden Jenö Konrad das Training der Clubmannschaft. Club-Vorstand Rechtsanwalt Müller schrieb im Zusammenhang damit in der Vereinszeitung: “Am Abend des 5. 8. hat eine Anzahl Vereinsmitglieder von Jenö Konrad und seinen Lieben Abschied genommen. Toni Kugler hat den Sportruf auf die Scheidenden ausgebracht. Mit aufrichtiger Rührung haben die Anwesenden einen untadeligen Menschen von sich gehen sehen, dem bitteres Unrecht angetan worden ist, an dem der Verein kein Teil hat.”

In seinem Weihnachtsspiel des Jahres 1932 dichtete Dr. Pelzner:

“Seit Toni Kugler Trainer macht
und über seine Schäflein wacht;
treubesorgte Reden hält,
daß bei keinem etwas fehlt,
da pflegt er wie die Mutter sie
und wie der ‘Zopf’ die Kompanie.
Wie eine Mutter tut er walten,
die Kindlein wickeln und abhalten -
Nein! Nicht wie Sie das meinen wohl!
- von Mädchen und vom Alkohol!”

Der gelernte Goldschläger war an gewissenhaftes und bedächtiges Arbeiten gewöhnt. Unter seiner Regie setzten die Spieler um, was sie zwei Jahre lang von Konrad gelernt hatten und gewannen die Verbandsrunde ungeschlagen. Zur Winterpause 1933/34 wurde er von dem ehemaligen Club-Star Alfred Schaffer abgelöst, der nach Nürnberg zurückkehrte.

Kurz darauf übernahm Kugler den Trainerposten bei Borussia Fulda. Danach übersiedelte er nach Berlin, wo er von 1935 bis 1945 eine Stelle als Sportlehrer bei der Zentralstelle der Deutschen Postsportgemeinschaft innehatte. Während der Weltkriegsjahre 1942-44 trainierte er den Gauligisten Post SG Danzig. Das Kriegsende raubte ihm durch einen Bombenangriff auf Berlin sämtlichen Besitz und seine Anstellung. Kugler arbeitete danach wieder als Trainer in Schwäbisch-Gmünd und bei Hamborn 07. Von 1949 bis 1952 trainierte er Wormatia Worms. Danach übernahm er den VfL Neustadt a. d. Haardt.

Mitten in der Saison 1952/53 kehrte Kugler für eineinhalb Jahre als Nachfolger Alv Riemkes in den Zabo zurück.

Bei der Pelzmärtl-Feier der Clubjugend 1952 widmete ihm Jugendleiter Andreas Weiß folgende Verse:

“Was brauch zum Beispiel zur Person
vom Toni Kugler ich nu sog’n?
Die Alten wiss’n, wer er war,
und für euch Junga werd’s bal  klar,
wenn er vur euch lehrt und doziert,
mit dem Moh is ma net ausg’schmiert.”

Im April 1954 wurde er von der Vereinszeitung mit folgenden Worten verabschiedet: “Nach eineinhalbjähriger ersprießlicher Tätigkeit und nach Ablauf seiner Verpflichtungszeit beendet unser gegenwärtiger Trainer seine Dienste bei unserem Club. Wenn wir uns erinnern, dass vor zwei Jahren unsere Vertragsspielermannschaft in ihrer Spielstärke bedenklich abgesunken war, und wenn wir unsere Betrachtung auf die heutige Form der Elf lenken, so würde es ein Zeichen von Undankbarkeit bedeuten, unserem alten Clubspieler Anton Kugler jedweden Erfolg abzusprechen. Davon kann keine Rede sein. Vielleicht ist unser Toni mit nicht genügender Härte bei der Ausbildung der Ersatzkräfte vorgegangen, entsprechend seinem ruhigen, besonnenen Wesen, das ihn abhielt, einmal in Fraktur mit den jungen Leuten zu reden.”

Zu Kuglers Ehren trägt Block 13 der Nürnberger Fankurve des Frankenstadions den Namen Toni-Kugler-Block.