Hans “Urbel” Krauß geboren am 25. Mai 1903; gestorben am 24. Dezember 1981. Der gebürtige Fürther absolvierte von 1932 bis 1939 56 Spiele für den 1. FCN. Mehrfach wurde er in
süddeutsche Auswahlmannschaften berufen. Krauß wechselte 1932 von der SpVgg Fürth, der er sich 1916 angeschlossen hatte, nach Nürnberg. 1926 und 1929 errang er mit dem Kleeblatt zwei deutsche Meisterschaften. Von 1922
bis 1924 hatte er zwei Jahre für die Stuttgarter Kickers gespielt, war danach aber wieder nach Fürth zurückgekehrt. Die Markenzeichen des Verteidigers waren ein überragendes Stellungsspiel und eine geradezu
artistische Ballbehandlung, die ihn befähigten, Angreifer selbst auf engstem Raum und in nächster Strafraumnähe zu narren. Fußballkenner rühmen noch heute seinen Einfallsreichtum und seine rätselhaften Kabinettstückchen
auf dem Spielfeld, die im heutigen "Zweckfußball" kaum mehr zu sehen seien. Krauß wurde von der Fachpresse einhellig als genialer Spieler gerühmt. Trotzdem brachte er es zu keinem einzigen Länderspiel. Die
Begründung gab er einmal in einem Interview: "Ich war mit dem Spielsystem, das der damalige Reichstrainer Dr. Nerz aus England mitbrachte, nicht einverstanden und sagte dies recht deutlich. Damit war ich unten
durch." Nach einem seiner ersten Spiele im Clubtrikot bei Villingen 08 schrieb eine lokale Tageszeitung: “Krauß war überragend. Bewundernswert seine präzisen Vorlagen und die Ruhe, mit welcher er den Villinger
Sturm in Schach hielt.” Im September des selben Jahres urteilte Trainer Toni Kugler nach einem Gastspiel bei Hertha BSC Berlin: “Krauß fand sich gut zurecht, spielte fair und hatte wiederholte Male den Beifall der 8000
Berliner auf seiner Seite.” Im Dezember 1932 kam der in Nürnberg lange verfemte Spieler zu einer Berufung in die süddeutsche Auswahl für ein Spiel gegen ein Städteteam von Paris. Der Berichterstatter Vranken schrieb
in seiner Spielkritik im “Fußball”: “Schon das Phänomen Krauß, der Mittelläufer war, hätte verdient, dass 50-, 60-, 70 000 gekommen wären. Paris hat vor kurzem Arsenal, die englische Ligaspitzenmannschaft spielen
gesehen, aber Arsenal hat nicht einen Spieler in seinen Reihen, der an dieses Nürnberger Wunder Krauß herankommt, der ihm nur das Wasser reichen könnte. Dieser Krauß ist absolut einmalig. Er ist das spielerische Wunder,
das die deutsche Öffentlichkeit in Richard Hofmann zu sehen glaubt. Ich, als einer, der sich in deutschen Fußballdingen einigermaßen auskennt, weiß, warum der DFB diesen Spieler nicht in seine Ländermannschaft stellen
will. Weil er ein paarmal gefoult hat und eine bestimmte Presse, die den Nürnberg-Fürthern ihre Erfolge nicht gönnt, wutentbrannt eine unerhörte Pressefehde gegen ihn entfesselte. Wie man sie früher schon gegen Heiner
Träg und den ganzen Nürnberger Club entfesselte, als Nürnbergs Ruhm die Neider nicht mehr ruhig schlafen und denken ließ. Krauß macht ein paar artistische Einlagen und Chapliniaden. Wenn er zwei Gegner laufen lässt,
ohne den Ball zu berühren, nur mit dem Popo wackelt und einen grotesken Kratzfuß andeutet, dröhnt Buffalo vom Beifall. Und das Lachen des Publikums schlägt um in ein Brausen von begeisterten Zurufen. Dieser Krauß ist
ein Teufelskerl. Der Liebling von tout Paris am 4. Dezember 1932. Nun, nach diesem Spiel wird selbst der DFB nicht mehr an der überragenden Erscheinung dieses genialen süddeutschen Mittelläufers vorbeigehen. Sonst
hätten die deutschen Länderspiele keinen Sinn mehr.” Und auch ein anderer Kritiker, Dr. Rothenburger, machte der DFB-Führung den selben Vorschlag: “Professor Glaser sollte wie sein süddeutscher Kollege und Landsmann
Wohlschlegel mit Krauß mindestens einen Versuch machen.” Wie man heute weiß, kam es nie dazu. In seinem Weihnachtsspiel des Jahres 1932 dichtete Dr. Pelzner: “Es zogen drei Burschen wohl über den Rhein,
sie zogen in Frankreichs Hauptstadt ein. Wo liegt Paris? Paris dahier! Den Finger drauf, das nehmen wir! Der Hauptmann, der Sterz und der Urbel Krauß, die rissen den DFB wieder raus.
Dem ham sie’s in sei Stammbouch troug’n, wo er mouß seine Spieler souch’n. Wart blouß bis Pfingsten fällt in März, dann merkt’s a nu der Trainer Nerz.” Anlässlich eines Auswahlspiels Berlin gegen
Süddeutschland im Januar 1933 urteilte der ehemalige Sportlehrer des 1. FCN, Herr Michalke, als Augenzeuge: “Urbel Krauß war wieder einmal der beste der Zweiundzwanzig.” Krauß ersetzte in der Spielzeit 1933/34 Hans
Kalb als Mittelläufer, wurde aber bereits in der laufenden Saison von Willi Billmann verdrängt. Nach seiner aktiven Zeit betätigte sich Krauß als Trainer. Unter anderem betreute er 1939 den FSV 83 Nürnberg und Ende
der 40er, Anfang der 50er Jahre die SpVgg Fürth. Später trainierte er noch Bayern Kitzingen, den VfL Ingolstadt, den VfB Eichstätt, Jahn Regensburg und den FC Lichtenfels. |