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“Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein
und die Bewohner Nürnbergs zu spielen.
Möge all dies immer bewahrt werden
und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen.”
(Heiner Stuhlfauth)

Andreas “Andi” Köpke

 

geboren am 12.3.1962;

Köpke absolvierte von 1986 bis 1994 264 Erstligaspiele für den Club, in denen er 2 (!) Treffer erzielte. In der Saison 1998/99 spielte er ab der Winterpause wieder 16mal in der Erstligamannschaft. Von 1999 bis 2001 bestritt er schließlich noch 58 Zweitligaspiele im Club-Tor. Er brachte es auf 45 Länderspiele.

Ursprünglich wollte der gebürtige Kieler nicht Torwart werden. Als Schüler war er Rechtsaußen in einer Nachwuchsmannschaft von Holstein Kiel. Wie so viele Torhüter landete er im Trikot mit der Nummer 1, weil sich der damalige Schülertorhüter von Holstein verletzte. Einmal drin, durfte er nicht mehr heraus. Als die Kieler dann in der 2. Liga Nord spielten, stand der  jugendliche Köpke schon bei ihnen im Tor. Damals schon bedauerte er seine geringe Körpergröße von 1 Meter 82, die er durch seine enorme Sprungkraft kompensieren musste.  Zur Saison 1982/83 wechselte der gelernte Kfz-Mechaniker, dessen Vorbild Toni Schumacher war, nach dem Abstieg seiner Mannschaft in die Amateuroberliga Nord, nach Berlin zum SC Charlottenburg. Auch hier stieg er wieder aus der 2. Bundesliga ab. Fortan trug er das Trikot von Hertha BSC. Spätestens von diesem Zeitpunkt ab rückte er ins Licht einer breiten Öffentlichkeit. Daran änderte sich auch nichts, als er 1986 zum dritten Mal mit dem Abstieg konfrontiert wurde.

Heinz Höher holte den 24jährigen, in Franken völlig unbekannten Torhüter nach wochenlangem Ablöse-Tauziehen für 125 000 Mark als Ersatzmann für Herbert Heider von der ins Amateurlager abgerutschten Berliner Hertha. Die ursprüngliche Ablöseforderung war 450 000 Mark gewesen. Gerd Schmelzer ließ die Berliner abblitzen und sagte die erste Verhandlungsrunde ab. Fünf Wochen später war dann doch alles klar. Dass er Berlin verlassen würde, war ihm dabei stets klar: “Ich wollte im bezahlten Fußball bleiben, obwohl es mir in Berlin sehr gut gefallen hat. Natürlich hat mich die Bundesliga am meisten gereizt.” Umworben war er auch von den Zweitligisten Oberhausen und Hannover sowie von Galatasaray Istanbul. “Aber dort wollte ich auf keinen Fall hin”, berichtete er später. Über seine neue Heimat Nürnberg meinte er schmunzelnd: “Hier kann man es aushalten.”

Nach 8 Gegentreffern in den ersten beiden Spielen der Saison 1986/87 nahmen die Kritiker natürlich den neuen Torwart ins Visier, der quasi über Nacht in die Mannschaft genommen wurde, da Herbert Heider bereits jene Probleme mit seiner Schulter aufwies, die ihn später dazu zwangen, seine Laufbahn zu beenden. Urplötzlich stand der als “starker zweiter Mann” geholte Köpke im Rampenlicht. Roland Grahammer nahm damals den Andi in Schutz: „Am Torhüter liegt’s ganz bestimmt nicht!“ Und auch Präsident Schmelzer verschwendete keinen Gedanken daran, einen weiteren Schlussmann zu verpflichten, als er sagte: „Köpke genießt unser volles Vertrauen!“ Heinz Höher schrieb in der Club-Revue: “Es wäre ungerecht, die relativ hohe Anzahl an Gegentoren mit dem Namen Andreas Köpke in Verbindung zu bringen. Der Junge absolviert seine erste Bundesligasaison. Ich stehe voll hinter ihm und glaube, dass er seine Sache gut machen wird.” Köpke selbst war da kritischer: “Acht Gegentore in den ersten beiden Bundesligaspielen - das war natürlich weniger schön. Da kann man als Torhüter keine Top-Leistung gebracht haben.” Kurz darauf war der bereits zu einem echten Rückhalt der Abwehr geworden. Pech hatte er allerdings beim Pokalspiel in Uerdingen, als er nach einem unabsichtlichen Foul an Witeczek, der alleine auf sein Tor zustürmte, vom Platz gestellt und für zwei Spiele gesperrt wurde.

Abbildung entnommen aus Club-Revue 11/86
Nach seinem Platzverweis im Pokalspiel gegen Uerdingen
verlässt Andi Köpke das Spielfeld
.

Nach der Saison hatte Köpke einen riesigen Sprung nach vorne gemacht und die Torhüterfrage beim Club auf Jahre hinaus beantwortet.

Stammtorwart Heider wurde kurz darauf Sportinvalide, und somit war der Andi die Nummer eins. Sein Kommentar über das Schicksal seines Vorgängers lautete: „Dass ich auf diese Weise meine Chance erhalten habe, ist ein wenig traurig. Der Herbert tut mir echt leid.“ Trotzdem gab es keine Spannungen zwischen beiden Keepern. Köpke dazu: “Wir haben uns einmal kurz ausgesprochen und sind er einhelligen Meinung, dass wir auf der selben Seite stehen. Klar, spielen kann nur einer, aber deswegen muss man doch nicht verkracht sein.” Schnell erwies sich Köpke als ein Schnäppchen. Am laufenden Band zeigte er Weltklasseleistungen. Auf der Linie hatte der reaktionsschnelle Köpke kaum einen Konkurrenten zu fürchten. Seine ungezählten Paraden, mit denen er unhaltbare Schüsse doch noch um den Pfosten lenkte, seine Reflexe und seine Ruhe retteten dem Club so manchen Punkt.

In der ihm eigenen Bescheidenheit schrieb er seinen Vorderleuten einen großen Anteil daran zu, dass er praktisch übergangslos die von Heider hinterlassene Lücke schloss.

Hinter Köpkes Blitzkarriere stand härteste Arbeit. Davon konnte sich jeder überzeugen, der ihm beim Training zuschaute. Torwarttrainer Manni Müller, dem der athletische Köpke zweifellos viel zu verdanken hat, fasste den Ehrgeiz seines Schützlings einmal so in Worte: „Manchmal musst du ihn sogar bremsen!“

Abbildung entnommen aus Haala: Der Club
Szene aus dem Spiel Schalke 04 - 1. FCN in der Saison 1986/87,
das der Club mit 4:2 gewann.
Andi Köpke pariert einen Elfmeter des Ex-Cluberers Klaus Täuber
.

Abbildung entnommen aus Der Club 9/1988
Jörg Dittwar und Andi Köpke nach dem sensationell mit 2:1 gewonnenen
Europapokalspiel der Saison 1988/89 beim AS Rom

Im Grunde genommen wurde er viel zu spät zu Deutschlands Torhüter Nummer 1. Allerdings war er bereits im Herbst 1987 in die Olympiaauswahl des DFB berufen worden. Den Flug nach Südkorea machte er dann aber doch nicht mit, weil er kurz zuvor einen Innenbandanriss erlitt. Als Eike Immel seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärte, rückte Andi zur Nummer 2 im DFB-Team auf. Erst wenige Wochen vor Beginn der Weltmeisterschaft 1990 feierte er seine Länderspielpremiere gegen Dänemark. Bei der WM in Italien gehörte er zum Kader, war aber die Nummer 3 hinter Illgner und Aumann. Als Illgner mit dem 1. FC Köln in eine Krise geriet, bedeutete dies die Chance für Köpke in der Nationalelf, doch Berti Vogts pendelte in seiner Gunst  jahrelang zwischen den beiden hin und her.

Am 12. Spieltag der Saison 1992/93 verwandelte Köpke im Spiel gegen den 1. FC Köln unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Clubfans einen Elfmeter gegen seinen großen Konkurrenten Bodo Illgner und trug so zum 2:1-Erfolg über die Domstädter bei. Später erzählte er darüber: „Vor dem Spiel gegen Köln habe ich noch mit Hans Dorfner gesprochen. Ich sagte zu ihm: ‚Charly, wenn wir einen Elfmeter kriegen, dann musst du ihn schießen. Ich kann und will nicht gegen den Bodo antreten.’ Mir war ja klar, dass ich eigentlich nur verlieren konnte. Ich wusste: wenn der Bodo den hält, dann zerreißen sie mich. Dann kriegten wir den ersten Elfmeter, der Charly Dorfner verschießt ihn. Und dann, beim zweiten, war’s klar, dass ich hingehen musste.“

1993 wählten Deutschlands Sportjournalisten den Nürnberger Schlussmann zum Fußballer des Jahres. Spätestens von jetzt an sangen die Nürnberger Fans: “Wer ist Deutschlands Nummer eins? - Andi Köööpke!”

Begeisterung löste Köpke bei Heimspielen jedesmal durch ein lang geübtes Ritual aus. Wenn er in die Nordkurve kam oder einmal längere Zeit unbeschäftigt im Tor stand, riefen die Fans: “Andi, winker moohl!” Es zerriss sie regelmäßig fast vor Begeisterung, wenn er ihrer Aufforderung nachkam.

Auf die Frage nach seinem besten Trainer in Nürnberg antwortete er einmal: „Eine Superlösung war meiner Meinung nach das Duo Arie Haan und Willi Entenmann. Das hat einfach gepasst.“

Über das berühmte „Phantomtor“ Thomas Helmers beim 1:2 gegen Bayern München am drittletzten Spieltag der Saison 1993/94 erzählte er später: „Ich kann es heute noch nicht glauben, dass der Schiedsrichter damals auf Tor entschied. Ich lag am Pfosten, der Ball daneben, der Thomas Helmer half mir hoch, und ich fragte ihn noch: ‚Wie hast du denn das geschafft, den noch danebenzuschießen?’ Er antwortete nur: ‚Ich weiß es auch nicht!“ Dann schauten wir zu Schiedsrichter Osmers, und der zeigte auf ‚Tor’. Ich dachte: Das kann doch nicht wahr sein! Er war aber auch nicht bereit, diese Entscheidung zurückzunehmen.“ Den „Torschützen“ Helmer verteidigte er wie folgt: „Thomas hat nachher zu mir gesagt, dass er glaubte, der Ball sei vielleicht schon während des Gewühls zuvor hinter der Linie gewesen.“ Die Folgen dieser Kuriosität waren ein Protest des 1. FCN, ein Wiederholungsspiel in München, das 0:5 verlorenging, und schließlich der Abstieg des Club. Eine persönliche Konsequenz für sich konnte Köpke ebenfalls ausmachen: „Im Endeffekt hat mich dieser Abstieg wohl auch die Weltmeisterschaft in den USA gekostet.“

Als er Nürnberg verließ, war er Deutschlands Nummer 1, auch wenn Berti Vogts das erst später merkte. In seiner Club-Zeit absolvierte er 14 Länderspiele. Über seine Teilnahme an der WM 1994 urteilte er: „Enttäuscht war ich nicht darüber, dass Bodo Illgner zu WM-Beginn im Tor stand, sondern darüber, dass Berti Vogts auch während des Turniers, als es nicht lief, den Wechsel nicht vollzogen hat.“

Nach dem Abstieg 1994 wechselte Köpke für 1 Million zu Eintracht Frankfurt, weil er sein Ziel, Torwart Nummer 1 in Deutschland zu sein, nicht aus den Augen verlieren wollte. Nach Illgners Rücktritt aus der Nationalmannschaft hatte er es in diesem Jahr endgültig geschafft. 1996 sagte er nach dem Frankfurter Abstieg zuerst beim VfB Stuttgart zu, schien dann so gut wie sicher beim FC Barcelona zu landen,  wechselte dann aber schließlich zu Olympique Marseille. In diesem Jahr avancierte er bei der siegreichen Europameisterschaft in England zum „Held von Wembley“ und wurde zum Torwart des Turniers gewählt.

Nachträglich kommentierte er seinen Weggang von Nürnberg so: „Ich habe mich sehr wohl gefühlt und hatte eigentlich auch vor, meine Laufbahn hier zu beenden.“ Sein Haus in Fischbach hat das mit einer Nürnbergerin verheiratete Idol dementsprechend immer behalten.

Allerdings blieb es ihm nicht erspart, sich mit dem Club monatelang um Geld zu streiten. Darüber berichtete er: „Es hat Gespräche gegeben über Ratenzahlung, doch der Vorstand hat sich nie an irgendwelche Abmachungen gehalten, so dass mir nur noch zwei Möglichkeiten blieben: dem Club das Geld zu schenken oder vor Gericht zu ziehen.“

In der Saison 1998/99 kehrte er zur Winterpause nach Nürnberg zurück, um mitzuhelfen, den Club in der 1. Liga zu halten. Leider gelang es ihm nicht. 2 Jahre hütete er dann noch das Clubtor in der 2. Liga und verhalf dem Club zum abermaligen Aufstieg, ehe er seine aktive Karriere beendete.

Seine Selbsteinschätzung lautete so: „Es hat sicherlich extreme Torhüter gegeben wie Uli Stein. Das ist sicherlich nicht meine Art. Ich habe nie meinen Mund groß aufgerissen oder bin anders negativ aufgefallen.“

Über seine Vereinstreue sagte er: „Ich habe mich mit dem 1. FC Nürnberg absolut identifiziert. Ich habe dem Verein viel zu verdanken und auch alles für ihn gegeben.“ 

2001 beendete er endgültig seine Laufbahn und übernahm einen Posten bei der Ufa, der Vermarktungsgesellschaft des Club. Den krönenden Abschluss bildete ein Abschiedsspiel eines All-Star-Teams gegen die aktuelle Clubmannschaft.

Im Mai 2003 verlieh der 1. FCN Andi Köpke im Rahmen einer Feierlichkeit den Ehrenbrief, die höchste Auszeichnung, die der Verein zu vergeben hat. Laudator war der Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly, der Köpke gebührend würdigte: “Köpke war immer ein untadeliger Sportsmann, der keine Skandale hatte, ein charakterstarker Mensch, der sich nie in den Vordergrund drängte.”

In dieselben Tage fiel auch die Entlassung von Trainer Augenthaler und Manager Geenen. Köpke wurde heftig als dessen Nachfolger gehandelt, doch lehnte er die Nachfragen der Presse mit den Worten “Nicht unter Roth!” ab.

Kurz darauf trat Köpke ins Präsidium der “Stiftung Jugendfußball” ein, die sich bundesweit dafür einsetzte, wieder mehr Jugendliche an den Fußballsport heranzuführen.

Im Oktober 2004 ernannte ihn der DFB zu Sepp Maiers Nachfolger im Amt des Bundestorwarttrainers. Dieser war entlassen worden, nachdem er einseitig Stellung für Oliver Kahn und gegen dessen Konkurrenten Lehmann bezogen hatte. Gleichzeitig wurde Köpke zum Assistenten des neuen Bundestrainers Jürgen Klinsmann befördert und rückte damit an die Seite von Joachim Löw. Neben den Torhütern der Nationalmannschaft soll er bis nach der Weltmeisterschaft 2006 auch die Torleute der U-21 und des Teams 2006 betreuen.