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Georg “Schorsch” Kennemann geboren am 21.4.1913;Kennemann spielte bereits seit 1939 für den Club. Von 1945 bis 1951 absolvierte er
noch 134 Spiele in der Oberliga Süd und erzielte dabei 4 Tore. 1948 errang er mit dem FCN die deutsche Meisterschaft. 330mal trug er das Clubtrikot.
Seine Laufbahn begann er bei Bayern Kickers. Später spielte er beim FSV 83 Gostenhof. Nach 6 Jahren bei der Spielvereinigung Fürth wechselte der Mann mit den
langen Beinen, dem scharfen Blick und dem ausgeprägten Ballgefühl, das er sich als Straßenfußballer in Johannis angeeignet hatte, zum Club.
Am Pokalendspiel 1940 gegen Waldhof Mannheim in Berlin, für das er eigentlich vorgesehen war, konnte er im letzten Moment wegen einer Blutvergiftung nicht teilnehmen.
Kurz danach erhielt er zwar seinen Einberufungsbefehl, wurde aber zunächst in Nürnberg stationiert, so dass er weiterhin für die erste Mannschaft einsetzbar war.
Der Polizist, der nicht nur durch seine Körpergröße herausragte, war nicht nur auf dem Fußballplatz bekannt wegen seiner verwaschenen, knielangen Hosen. Die trug er, „weil
sie in England Mode waren und dort bekanntlich der Fußball erfunden worden war“. Der Kriminalbeamte war als grimmiger Spieler bekannt und gefürchtet. Dazu passt die
Geschichte, die einmal ein Clubanhänger erzählte: „Mein Bub war ein rechter Nichtsnutz, und ich konnte mir früher manchmal gar nicht mehr helfen. Da nützte es auch nichts, wenn
ich drohte, ich würde die Polizei holen. Wenn ich aber sagte: Ich hol den Kennemann! – Das hat immer geholfen.“ Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Eine Elf des FCN im Jahr 1939. oben v.l.n.r.: Alfred Pfänder, Willi Spieß, Max Eiberger, Georg Luber, Karl Gußner, Uttla Uebelein, Willi Kund, Heinz Carolin, Sold;
unten v.l.n.r.: Schorsch Kennemann, Georg Köhl, Willi Billmann. Als überdurchschnittlicher Mittelläufer spielte er in der damaligen Tradition all die Jahre
lang einen erstklassigen klassischen Ausputzer, der meist abstoppte, wenn die Mittellinie in Sicht kam. Kennemann marschierte im Strafraum wie ein Wachtposten hin und her und
räumte als Stopper kompromisslos auf. Stets war er einen Schritt schneller am Ball als seine Gegner. Seine weiträumigen Vorlagen kamen wie am Schnürchen. Mitunter
verleitete ihn jedoch seine Spielkunst zu Galerie-Erheiterungen. Viele Gegner brachte er alleine schon mit seinem Mundwerk oder nur mit seinem unverschämten Grinsen aus der
Fassung. Zu seinen Gegenspielern pflegte er zum Beispiel zu sagen: „Mit mir werst heid ned fertig, mei Guder!“ Eine Rolle spielte er auch bei einem der ersten Spiele von Max Morlock gegen Schwaben
Augsburg, in dem der zum 4:0-Sieg zwei Treffer beisteuerte. „Als ich den Kicker las, fand ich mich nicht als Torschütze“, wunderte sich Morlock damals. Des Rätsels Lösung:
„Damit der junge Bub nicht größenwahnsinnig wird“, hatte Kennemann den Journalisten, die Morlock noch nicht kannten, einfach andere Torschützen genannt. Dennoch verband die beiden kurz darauf eine enge Freundschaft.
Eine schöne Anekdote erzählt von einem Spiel aus dieser Zeit, nach dem Schorsch Kennemann mit Conny Winterstein recht unzufrieden war. Sein Kommentar lautete:
„Gegen dich möcht i a aanzigs mal spill’n, dich hauert i mitsamt dem Ball auf die Tribüna nauf!“ Die Kameraden wollten Winterstein helfen, doch das ärgerte Kennemann noch
mehr. Er tat, als ginge er am Stock, fing fürchterlich zu zittern an und sagte: „So werd ihr amol auf der Tribüna sitz’n, in der zehnten Reiha, und mit’m Kubf wackeln und sag’n:
‚Schau nunder, der Kennemann spillt immer nu!’“ Als Kriminalbeamter, der nicht körperlich arbeitete, bekam Kennemann nur die Mindestration an Lebensmittelmarken. In der ersten Nachkriegszeit trainierten er und
Morlock deshalb gegen Naturalien wie Wein und Speck einen kleinen Dorfverein. Bevor sie mit dem Training begannen, machten die beiden manchmal erst eine Brotzeit und
tranken einen Schluck Wein. Einmal aber trank Kennemann einen besonders großen Schluck. Morlock trainierte schon mit einer Gruppe, als der Schorsch dazukam und
sagte: „Jetzt zeig ich euch mal, wie man Elfmeter schießt!“ Dreimal schoss er aufs Tor und traf es kein einziges Mal. Darauf meinte er: „Zielwasser ist ja ganz schön, aber das war
wohl zuviel!“ Dass er, der auf dem Platz so oft der Buhmann war, das Herz auf dem rechten Fleck hatte, zeigt sich darin, dass er einmal, als die beiden „Trainer“ mit dem Zug
wieder nach Hause fuhren, die ganze Ration Wein und Speck, die an diesem Tag besonders groß war, weil man bei dem Bauernverein Kirchweih feierte, an die hungernden und frierenden Zuginsassen verteilte.
Vor einem der ersten Punktspiele nach dem Krieg verursachte Kennemanns gutes Herz auch einmal einen Riesenkrach mit dem Geschäftsführer des Club. Der Schorsch saß in
der Umkleidekabine und zog sich partout nicht um. „Iech koh net spilln“, versicherte er ein ums andere mal. Als ihn Morlock nach dem Grund fragte, zeigte er ihm einen kleinen
Ritzer am Schienbein. Morlock meinte bloß: „Des is doch suvill wie nix, des is doch net schlimm!“ Kennemann antwortete: „Wos außen schlimm aussicht, is net schlimm, aber
wos ma net sicht, des is schlimm! Und ieberhaupt soll der Gschäftsfiehrer spilln, der kohs besser!“ Morlock verstand ihn nicht. Da klärte ihn Kennemann auf: „Schau naus, dou
hintn stennga meine Arbeitslosen. Der wills net reilassen. Wenn däi herinn sinn, dann spillt der Kennemann!“ Es war nicht das einzige Mal, dass der Schorsch „seine“ Arbeitslosen umsonst hereinschleuste.
Auch ein anderes Mal behauptete er, er könne nicht spielen. „Iech bin blind“, sagte er, zog die Hose herunter und zeigte seinen von der zu ausgiebig genossenen Höhensonne verbrannten Hintern.
Innerhalb der Mannschaft galt Kennemann als Stimmungskanone. Er lachte gern, doch fasste mancher Schiedsrichter das als Verhöhnung auf. Eines seiner „Opfer“ wurde auch
einmal der junge Max Morlock, der sich folgendermaßen daran erinnerte: „Der Kennemann konnte trinken. Es war 1946 bei einem Freundschaftsspiel in Pforzheim. Der
Schorsch nahm mich mit zu den Schwarzhändlern. ‚Sei ruhig, Klanner, wir kriegen etz an wunderbaren Schnaps. Und wenn du Lauser net trinkst, wird du nie ein Fußballer!’ sagte
er zu mir. Wir tranken also einen nach dem anderen. Doch Kennemann hatte nur angetäuscht und hatte gar nicht getrunken. Ich war dagegen stockbesoffen.“
In einem Spiel gegen den abstiegsbedrohten BC Augsburg räumte der Schorsch hinten wieder einmal auf, dass die Fetzen flogen. Die Augsburger Zuschauer tobten, schrien und
pfiffen. Da näherte sich Kennemann bei einem Ausball der aufgebrachten Menge, stellte sich auf die Aschenbahn, spreizte die Beine, grinste breit und verkündete lautstark: „Und
absteig’n doud ihr doch!“ Mit den Schwaben hatte er es überhaupt. Einmal kam es im Neckarstadion in Stuttgart sogar zum Eklat, als er seine Hose herunterzog und dem Publikum seinen Hintern entgegenstreckte.
Im Dezember 1946 schrieb die Zeitschrift „Sport“ anlässlich eines 8:0 gegen Phönix Karlsruhe: „Die überragende Figur des Mittelfelds war wieder der witzig, originell
spielende Kennemann. Der lange Schorsch sollte sich durch den Beifall der Zuschauer aber nicht zu allzu großer Sicherheit verleiten lassen.“
Im Januar 1947 berichtete dieselbe Zeitschrift anlässlich des Gastspiels des FCN in Stuttgart über einen Ausrutscher Kennemanns: „Trotz harter Zweikämpfe störte kein
größeres Regel-Vergehen diese Stuttgarter Begegnung. Was sich aber dann in den letzten zehn Minuten, im unmittelbaren Anschluss an Nürnbergs Siegestor zutrug, hätte
unterbleiben müssen. 80. Minute: Morlock trieb den Ball an zwei, drei Gegnern vorbei und überließ uneigennützig Herbolsheimer die Vollendung zum 2:1. Schiedsrichter
Schmetzer aus Mannheim, als gerechter Spielleiter dieser harten Auseinandersetzung, und Linienrichter Reinhardt (Stuttgart) wiesen die lebhaften Reklamationen der VfB-Spieler
wegen angeblichem Abseits zurück. Es gab deshalb für Club-Spieler keinerlei Anlass in diesen Meinungsstreit einzugreifen. Plötzlich tauchte Kennemann inmitten der heftig
diskutierenden Spieler-Gruppe auf und wurde gegen Bökle tätlich. Die verwerfliche Tat, die zum Platzverweis führte, der Abgang Kennemanns vom Spielfeld und die folgenden
Begleiterscheinungen trübten den bis dahin mustergültig fairen Kampfverlauf.“ Im April desselben Jahres spielte der Club in Mannheim gegen den VfL Neckarau. Der
„Sport“ urteilte anschließend: „In der Läuferreihe fiel der lange Stopperkünstler Kennemann besonders auf, nicht nur im Spiel, sondern auch mit dem Mundwerk seiner
Redekunst. Er hat es nicht nötig, so häufig gegen Schiedsrichterentscheidungen Einspruch zu erheben.“ Anlässlich eines sogenannten Kompensations- oder Fressspieles erhielt der Club einmal
einen Sack Äpfel pro Mann. Doch als sie die Säcke daheim öffneten, stellte sich heraus, dass die Äpfel zum größten Teil angefault waren. Beim nächsten Freundschaftsspiel
sollten das die unschuldigen Pforzheimer büßen müssen. Sie hatten für jeden Spieler eine Armbanduhr versprochen. Als sie vor dem Spiel stolz verkündeten, sie würden die Uhren
bei einem großen Bankett nach dem Spiel feierlich überreichen, wurde Schorsch Kennemann blass und erzählte, wie man auf diese Weise unlängst ausgeschmiert worden
sei. Es wäre eigentlich besser, wenn man ihnen die Uhren gleich zuvor umhängen würde. Die Pforzheimer ließen sich nicht lumpen und schafften die Ehrengaben heran und
präsentierten sie den bereits fertig umgezogenen Spielern in der Kabine. Schorsch Kennemann stürzte sich wie ein Wilder auf das allergrößte Stück, das er finden konnte.
Bald aber stellte sich heraus, dass ausgerechnet die größte auch die billigste und schlechteste Armbanduhr war, und der Schorsch bemühte sich natürlich vergeblich, seine Kameraden zum Tausch zu bewegen.
Ein andermal war die Mannschaft am Rhein unterwegs und unternahm am Sonntag nach einem Spiel in aller Herrgottsfrühe einen Dampferausflug nach Rüdesheim. Zwei Minuten
vor Abfahrt fehlte immer noch der Schorsch. Das Schiff warf schon den Motor an, als er mit Riesenschritten auf das überfüllte Deck gestürzt kam. Bald wurde es dem vom Vortag
doch noch sichtlich mitgenommenen Schorsch inmitten des mörderischen Gedränges zuviel. Plötzlich stöhnte er fürchterlich: „Ich kriech ka Luft mehr!“ Dabei riss er den Mantel auf und – stand im Schlafanzug da.
Als dem Schorsch einmal beim Edi Schaffer etwas nicht passte, raunzte er ihn an wie ein Bierkutscher. Schaffer schnappte sich den Ball, wurde kreidebleich und rannte auf den
Schorsch los, der schnell weglaufen wollte. Es gelang Schaffer aber doch noch, ihm den Ball an den Kopf zu werfen. Maxl Morlock rief ihnen zu: „Was macht ihr denn da?“ Da
antwortete Kennemann: „Freistelln tu ich mich, sigst denn des net? Der hat mer doch den Balln scho hiegschmissn!“ In der Saison 1947/48 zog sich Kennemann beim Spiel in Mannheim durch einige
Situationen den Hass der Zuschauer zu, die ihn ja aufgrund seines Rufs ohnehin schon von vornherein mit Argusaugen beobachteten. Jedenfalls bildete die Polizei nach Spielende
einen Geleitzug für ihn und Abel Uebelein. Berittene nahmen die bedrängten Spieler auf dem Weg in die Kabine in ihre Mitte. Von zwei Pferden flankiert marschierte Kennemann
also durch das Spalier angriffslustiger und empörter Fans. Die aber begannen nun die Steine, mit denen sie sich bewaffnet hatten, zwischen den Pferdebeinen hindurch auf die
Beine Kennemanns zu werfen. Der aber hängte sich an die beiden Pferde links und rechts von sich, zog die Beine hoch und rief den Mannheimern zu: „So, etz könnter schmeißn!“
So kam er wohlbehalten in die Kabine. „Bloß wir“, kommentierte Max Morlock solche Szenen, „die gänzlich unschuldig waren, bekamen dann oft, wenn wir friedlich hinterherzogen, die Prügel ab!“ Abbildung entnommen aus Sport-Magazin 21/1948 Im Mai 1948 besiegte diese Südauswahl eine Auswahl aus West/Nord mit 2:1. Oben v.l.n.r.: Hans Pöschl, Hädelt (Bayern München), Binkert (VfB Stuttgart),
Jahn (Stuttgarter Kickers), Schorsch Kennemann, Schlienz (VfB Stuttgart), Hermann (FSV Frankfurt); unten v.l.n.r.: Streitle (Bayern München), Siegl (Waldhof Mannheim), Zapf Gebhardt, Kupfer (Schweinfurt 05).
Abbildung entnommen aus Weickmann: Der “Zapf” Die Nürnberger Läuferreihe von 1948: Bergner, Kennemann, Gebhardt.
Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Die Meistermannschaft 1948. oben v.l.n.r.: Edi Schaffer, Abel Uebelein, Adi Knoll, Schorsch Kennemann, Conny Winterstein, Uttla Uebelein (für ihn stand Schorsch Hagen im Finale), Maxl Morlock;
unten v.l.n.r.: Helmut Herbolsheimer, Zapf Gebhardt, Gerhard Bergner, Hans Pöschl Im Juli 1948 schrieb das Sport-Magazin: „Wer den Club in der Meisterschaft schlagen
will, muss Kennemann ausspielen und Pöschl abbremsen können.“ Bekanntermaßen gelang das nicht. Im August desselben Jahres textete dieselbe Zeitschrift: „Kennemanns
lange Beine scheinen oft magnetische Kraft auszustrahlen, so traumhaft sicher saugt er oft die verzwicktesten Bälle an sich.“ Der Schorsch spielte im Endspiel gegen Kaiserslautern
auch wirklich eine entscheidende Rolle. Das Sport-Magazin urteilte: „Kennemann war sehr umstritten. wie er Fritz Walter nach 5 Minuten die Beine wegriss, in der 46. Minute
Baßler so „fertig“ machte, dass er am Spielfeldrand behandelt werden musste, das kostete Sympathien. Und trotzdem: Man muss die Verbissenheit bewundern, mit der er
austeilt aber auch selbst einsteckt. Oder war es nicht eine Szene prachtvollen Einsatzes und unglaublicher Zähigkeit, als eine Bombe von Baßler in der 69. Minute seinen edelsten
Körperteil traf, Kennemann mit schmerzverzerrtem Gesicht erst die Gefahr bannte, indem er den Ball über die Seitenlinie beförderte und dann zusammenbrach? Minuten später war
er wieder eisern dabei.“ Und Ernst Kuzorra, der große Schalker, meinte: „Kennemanns Stopper-Spiel gab den Ausschlag für den nicht unverdienten Club-Sieg.“ Sepp Herberger
urteilte: „Kennemann ist ein perfekter Fußballer. Seine Technik, sein Stellungsspiel und auch sein Kampfgeschick sind ausgezeichnet. Leider fällt er leicht in eine allzu robuste
Gangart und sie schreckt dann auch vor unfairen Mitteln nicht zurück.“ Kennemann sorgte in diesem Spiel aber auch für einen Lacher, als er einen der vielen Fotografen, die nach
Uebeleins Eigentor zum 2:1 aufs Feld gestürmt waren, stolpern ließ, so dass er beinahe einen dreifachen Salto schlug. Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Finale 1948: Kennemann im Zweikampf mit Ottmar Walter. Nach dem Gewinn der 7. deutschen Meisterschaft beschloss die Vorstandschaft, die
Mannschaft zur dringend nötigen Erholung in die Fränkische Schweiz zu schicken. Mannschaftsführer Zapf Gebhardt aber war an den Tegernsee gefahren und hatte dort ein
vornehmes Quartier gechartert. Alle waren begeistert, bloß Schorsch Kennemann nicht, denn der hatte eine Abneigung gegen alles, was keine Balken hat. Flugreisen betrachtete
er als vorsätzlichen Selbstmord und Wasser hatte für ihn etwas Unheimliches. Als man schließlich an Ort und Stelle war, beschloss man, eine abendliche Bootsfahrt auf dem
Tegernsee zu unternehmen. Kennemann aber hatte noch vom Nachmittag her genug, wo man mit dem Omnibus eine kleine Bergfahrt gemacht hatte. Alle fünf Minuten hatte er sich
ängstlich erkundigt, wie hoch man schon sein, und schließlich kategorisch erklärt: „Lassts mi naus! Iech hob Frau und Kind dahamm, iech lauf!“ Trotz der überstandenen Gefahr
ging er abends mit an den Bootssteg. Dort aber nahm er seinen zweijährigen Buben an der Hand und entschied: „Kumm, Klanner, mir kehrn um und trinken nu a paar Schöppla,
dou simmer wenigstens sicher!“ Damit verschwand er. Die Stimmung auf dem Boot aber entwickelte sich gewaltig. Zapf Gebhardt setzte eine Flasche Sekt aus für den, der in
voller Montur ins Wasser springe. Linksaußen Schorsch Hagen, der damals arbeitslos war, meinte, das sei zu wenig. Fünf Mark müsse schon ein jeder springen lassen. Schnell
war man sich einig, und Schorsch Hagen stürzte sich im Anzug in den See. Die Anstifter bekamen es jetzt aber doch mit der Angst zu tun, denn es war doch schon merklich kühl
geworden. Also sollte der Schorsch Hagen schleunigst mit dem kleinen Beiboot ans Ufer rudern und sich umziehen. Abel Uebelein rief ihm noch nach: „Nachher gehst ins Hotel in
deim Aufzug und sagst, die Mannschaft is ertrunkn!“ Maxl Morlock fügte hinzu: „Grein aber a bissla, damits ders aa glauben!“ Als das Schiff eine halbe Stunde später wieder am
Ufer anlegte, stürzte ihnen die Hotelbesitzerin entgegen, fiel dem kleinen Gerhard Bergner um den Hals und schluchzte: „Gottseidank! Dass ihr nur wieder da seid!“ Im Hotel aber
herrschte Grabesstimmung. Am schönsten aber endete die Geschichte für den Schorsch Kennemann. Der lag nämlich schon im Bett, als der greinende Schorsch Hagen triefnass
ankam und berichtete, dass die Mannschaft ertrunken sei. Zuerst schaute er entgeistert, dann aber wandte er sich an seine Frau: „Emma, mei Bodhuusn!“ Als Hagen ihn
schließlich aufklärte, beschloss er, sich zu rächen, und bald bekamen alle reihum das zu spüren. Zuerst schiss er Schorsch Hagen zusammen: „Ausgrechnd anner vo denne
Wachspuppen! Im Rollstuhl halt i solche Stürmer nu!“ Und als Maxl Morlock lachen musste, erklärte er ihm, dass er für Stürmer, die keinen richtigen Schnaps vertragen
können, nicht einmal seine Haxen brauche, die blase er mit einem einzigen Nasenloch vom Platz. So ein sommerlicher Urlaub war für den alten Filou Zapf Gebhardt eine einzige
Brautschau. Die anderen sahen das natürlich mit Missgunst. Die erste Eroberung redeten sie ihm schließlich aus, indem sie ihn davon überzeugten, dass sie schiegle. Die zweite
aber war eine wirklich schöne und vornehme Dame, die etliche Kilometer vom Quartier der Cluberer entfernt im feudalen Parkhotel in Tegernsee residierte. Dem Urlaub der
Cluberer hatte sich damals der Nürnberger Rennfahrer Jakobi angeschlossen, und der besaß etwas, was eine absolute Rarität war: einen kleinen Fiat. Der Zapf hatte kurz zuvor
den Führerschein gemacht und sagte zu seiner Angebeteten: „Ich werde sie mit meinem Wagen nach Tegernsee bringen!“ Dann redete er dem gutmütigen Jakobi ein Loch in den
Bauch und verschwand mit der Dame und dem Fiat. In Tegernsee angekommen, stellte er den Fiat ab, vergaß aber ihn abzuschließen und ließ auch den Zündschlüssel stecken.
Inzwischen aber war Max Morlock auf eine Idee gekommen. Er wusste, dass der Hausbursch des Clubquartiers ein Motorrad besaß, und borgte es sich für ein paar
Pfennige aus. Schnell weihte er seine Kameraden in den Plan ein und brauste nach Tegernsee zum Parkhotel. Dort stellte er das Motorrad ab, hockte sich in den Fiat und
verschwand. Als er damit daheim ankam, schlug die große Stunde von Schorsch Kennemann. Der hängte sich nämlich ans Telefon, rief im Parkhotel an und ließ den Zapf
ans Telefon holen. Als er dran war, erklärte er ihm aufgeregt: „Zapf, der Herberger hat ohgrufen, du sollst berufen werden und glei rüberkumma. Der Herberger ruft in anner
Stund widder oh!“ Der ehrgeizige Zapf ließ sich das nicht zweimal sagen. Hals über Kopf verabschiedete er sich und rannte zu dem Platz, wo er sein Auto abgestellt hatte. Als er
feststellte, dass es verschwunden war, alarmierte er empört die Polizei. Es gab ein mordsmäßiges Durcheinander, und schließlich stellte sich heraus, dass der Fiat gar nicht
dem Zapf gehörte. Als seine Angebetete das merkte, ließ ihr Interesse an ihm schlagartig nach. Der Zapf aber schlich belämmert davon. Max Morlock berichtete abschließend:
„Da war ihm für einige Zeit das Poussieren vergangen!“ Abbildung entnommen aus Weickmann: Der “Zapf”
Schorsch Kennemann 1948 mit Zapf Gebhardt und der Nürnberger Torwartlegende Heiner Stuhlfauth. Nach einem Zonenspiel Süd gegen Nord in Nürnberg im Oktober 1948 schrieb das
Sport-Magazin: “Kennemann besitzt alles, was ein überragender Stopper braucht, deckt zuverlässig, gewinnt nahezu alle Kopfball-Duelle, versteht es, gut zuzuspielen und steht
immer richtig. Würde unumstritten Deutschlands Stopper Nr. 1 sein, wenn er frei von unfairen, vielfach versteckten Fouls wäre.” Anlässlich dieses Auswahlspiels ließ
Kennemann auch einmal wieder seinen grimmigen Humor aufblitzen. Als ihn Bundestrainer Sepp Herberger fragte, wie er mit seinem Essener Gegenspieler Gottschalk
fertig werden wolle, antwortete der Schorsch: “Der spielt doch nur zehn Minuten, Herr Herberger.” Der Bundestrainer zweifelte: “Na, na!” Doch nach zehn Minuten war das
Problem tatsächlich gelöst und Gottschalk wurde vom Platz getragen.
Abbildung entnommen aus Sport-Magazin 42/1948
Die Südauswahl vor dem Vergleich gegen den Norden, der 1:1 endete. Stehend v.l.n.r.: Kupfer (Schweinfurt 05), Platzer (BC Augsburg), Kennemann,
Weber (Kickers Offenbach), Morlock, Barufka, Läpple (beide VfB Stuttgart), Pöschl; kniend v.l.n.r.: Knoll, Turek (Ulm 46), Siegel (Waldhof Mannheim).
1949 reiste der Club nach Ende des Boykotts gegen deutsche Mannschaften zu einem Freundschaftsspiel zu den Züricher Young Fellows. Damals war es verboten, mehr als 10
Mark mit über die Grenze in die Schweiz zu nehmen, und Leibesvisitationen waren an der Tagesordnung. Als ersten holten die Zollbeamten Schorsch Kennemann aus dem Bus, der
aber schon nach knapp zwei Minuten wiederkam. Der nächste war Max Morlock. Schnell fragte er Kennemann noch, ob die Sache schlimm sei und ob man sich ausziehen
müsse. Der erwiderte: „A wo, gar nix is los, des is bloß pro forma!“ Die Beamten aber durchsuchten Morlock von oben bis unten, ließen ihn die Socken ausziehen, schauten in
seinen Schuhen und in seinem Mund nach, ob er kein Geld schmuggelte. Als er endlich fertig war, beschwerte er sich bei Kennemann: „Du hast mir ja was schöns gsagt!“
„Wieso“, tat der verwundert, „ich hab halt mei Kriminalmarkn zeigt!“ Abbildung entnommen aus Skrentny (Hg.): Als Morlock noch den Mondschein traf
Diese Auswahl Bayerns errang 1950 durch einen Sieg über Berlin den Bundespokal: stehend v.l.n.r.: Lotz (Schweinfurt), Schade (Fürth), Baumann (Nürnberg), Streitle
(Bayern), Platzer (BC Augsburg), Kennemann (Nürnberg), Moll (Bayern); kniend v.l.n.r.: Niemann (Regensburg), Gebhardt, Herbolsheimer (beide Nürnberg), Brenzke (Fürth).
1950 war die Mannschaft mit ihrem neuen Trainer, Lori Polster aus Wien, im Trainingslager. In der Frühe sollten sie einen Morgenlauf machen. Doch der Schorsch
kam einfach nicht aus den Federn. Polster flehte: „Aber ich bitt schön, Herr Kennemann, sans doch gscheit! Stehns doch auf!“ Kennemann aber ignorierte ihn. Als die Mannschaft
schon eine Viertelstunde getrabt war, lief er aber auf einmal doch hinterher. Polster war begeistert und sagte: „Ganz nass sans gschwitzt! Sans scho recht glaufn? Brav, brav!“
Dass der Schorsch bloß mitsamt dem Trikot unter der Dusche gestanden hatte, ahnte er nicht. Seit Anfang der 50er Jahre betrieb Kennemann zusammen mit Willi Kund eine Totostelle am Färberplatz. Abbildung entnommen aus Club-Revue 5/78
Club-Vorstandsmitglied Hans Gebhardt überbringt Schorsch Kennemann Glückwünsche zum 65. Geburtstag. |
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