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Uli Hoeneß Abbildung entnommen aus Club-Revue 11/78
geboren am 5.1.1952;Hoeneß absolvierte in der Saison 1978/79 11 Erstligaspiele für den Club, ohne dass ihm dabei ein Tor gelungen wäre. Für den FC Bayern bestritt er 35 Länderspiele.
Der ältere der beiden Hoeneß-Brüder stellte schon früh hohe Ansprüche an seine eigene Leistung und war von einem unbeugsamen Willen beseelt, wenn es um seine Bilderbuchkarriere
ging. Beim VfB Ulm wurde er Kapitän der deutschen Schülernationalmannschaft. Danach wechselte er zur TSG Ulm. Bald kamen Angebote vom VfB Stuttgartt, 1860 München und vom
Club. Er hatte bereits weit über ein Dutzend Spiele in der Jugendnationalmannschaft absolviert, als ihn sein ehemaliger DFB-Coach Udo Lattek 1970 zum FC Bayern München holte. 1968, als
DFB-Juniorentrainer, hatte der noch über ihn gesagt, dass Hoeneß ihn nicht so beeindrucke wie manche Journalisten: „Er spielt zu sehr für sich, dribbelt zu lange, hält damit eigene
Kombinationen auf. Wenn sein Pass kommt, ist die Deckung längst formiert.“ Zwei Jahre lang hatte er den Status eines Olympia-Amateurs, um bei den Olympischen Spielen in München
mitwirken zu können. Dieses Turnier öffnete ihm die Tür in die Nationalelf. Binnen weniger Monate hatte er sich zu einem internationalen Star gemausert. 1972 wurde er Europameister,
1974 schließlich Weltmeister. Dank seiner athletischen Fähigkeiten, seiner Fitness und seines Ehrgeizes wurde er zu einem der stärksten Spieler im offensiven Mittelfeld und im Angriff.
Gefürchtet war sein Konterspiel, mit dem er so manches schon verloren geglaubte Spiel noch aus dem Feuer riss. Allerdings ruinierte er durch die starken Belastungen seines körperbetonten
Spiels schon früh die Gesundheit. Schon 1976, als er als tragischer Held aus Belgrad heimkehrte, weil er im entscheidenden
Elfmeterschießen des Endspiels gegen die CSSR den Ball über den Querbalken befördert hatte, wollte er seine Karriere mit 24 Jahren beenden. 2 Jahre später versuchte er ein Comeback beim
1. FC Nürnberg, doch seine große Zeit als Profi war schon vorbei. Hoeneß hatte als wahrer Profi nach einer schweren, langwierigen Knieverletzung in München einen radikalen Vertrag
unterzeichnet: keine Spiele, kein Geld. Trotz vieler Ausfälle dachte Trainer Gyula Lorant aber nicht daran, ihn irgendwann einmal einzusetzen. Daraufhin bot er sich bei mehreren Vereinen an,
unter anderem beim HSV und beim VfB Stuttgart, doch alle winkten letztendlich ab, obwohl er beim HSV schon so gut wie unter Vertrag war. Auch ein Probetraining verlief zur allgemeinen
Zufriedenheit. Als dann der Mannschaftsarzt der Hamburger eine Arthroskopie verlangte, um das Knie genau inspizieren zu können, reiste Hoeneß empört ab: “Wenn so etwas von mir
verlangt wird, dann höre ich lieber auf als Fußballprofi.” Am Wochenende teilte er der Nation im Aktuellen Sportstudio mit, er wolle nun wieder alles für Bayern geben. Hoeneß hatte beinahe
resigniert, da tat sich die Möglichkeit auf, zum Club zu wechseln. Seine Verpflichtung schlug in Nürnberg wie eine Bombe ein, erwies sich im nachhinein aber als
Schlag ins Wasser. Präsident Lothar Schmechtig landete damit den wohl größten Coup seiner Amtszeit. Der Aufsteiger 1. FC Nürnberg hatte nach 11 Spieltagen ganze 12 Tore auf dem
Konto und krebste auf Platz 17 herum. Auf der Jahreshauptversammlung am 30. Oktober verkündete Schmechtig, dass er sich tags zuvor mit seinem Münchner Kollegen Wilhelm
Neudecker geeinigt habe: „Uli Hoeneß spielt bis Saisonende beim Club!“ Der frisch am Knie operierte Nationalspieler, der bei den Bayern unter Trainer Gyula Lorant nicht mehr erste Wahl
war und keine Chance mehr sah, sollte für 150 000 Mark ausgeliehen werden und mit seinen Toren das Tor zum Klassenerhalt aufstoßen. Der HSV hatte kurz zuvor ein Engagement von
Hoeneß abgelehnt. Für die fränkischen Fans avancierte er freilich zum Hoffnungsträger. Minutenlang klatschten und tobten die 300 anwesenden Mitglieder, als Schmechtig anfügte, das
Brutto-Monatsgehalt des Weltmeisters von 1974 betrage nur 5000 Mark. Auf eine Überprüfung des operierten Knies wurde deshalb großmütig verzichtet.
Abbildung entnommen aus Club-Revue 11/78 Uli Hoeneß und Präsident Schmechtig bei der Vertragsunterzeichnung. Abbildung entnommen aus Kicker/Sport-Magazin 89/78
Bei seinem ersten Training in Nürnberg wird Uli Hoeneß von vielen Zaungästen herzlich begrüßt und aufmerksam beobachtet. Der Typ in der Lederjacke scheint dagegen weniger begeistert zu sein.
Abbildung entnommen aus Club-Revue 11/78 Uli Hoeneß und Trainer Werner Kern beim ersten Training des “Stars” am Valznerweiher.
56 000 Zuschauer strömten am folgenden Samstag ins Stadion, um Hoeneß treffen und den Club gegen Schalke 04 siegen zu sehen. Erstmals seit über sieben Jahren war das Stadion
wieder einmal fast ausverkauft. Eineinhalb Stunden später war der Rausch verflogen. Trotz einer kämpferisch starken Leistung des Neuen hieß es am Ende 0:2. Zumindest sein Gehalt hatte
Hoeneß aufgrund der großen Zuschauerzahl, die er anzog, eingespielt.
Abbildung entnommen aus Kicker/Sport-Magazin 89/78
Uli Hoeneß bei seinem Nürnberger Debüt gegen Schalke. Links Rolf Rüßmann. Anlässlich seines ersten Spiels für den Club gegen Schalke 04 kritisierte der Kicker Trainer
Werner Kern: “Uli Hoeneß, von dem man weiß, dass Kopfballspiel seine große Schwäche ist, ließ er 45 Minuten lang Mittelstürmer gegen den Kopfballspezialisten Rüßmann spielen.”
Seltsamerweise tauchte Hoeneß aber auf der selben Seite des Heftes als erster Nürnberger in der gesamten Saison in der “Elf des Tages” auf. In seltsamem Widerspruch dazu dann die
Einzelkritik: “Schalkes stabile Deckung konnte sich ganz auf den vielbestaunten Neuzugang Uli Hoeneß konzentrieren. Wenn auch der Wahl-Nürnberger kaum vom Ball zu trennen war, seine
Aufbauarbeit musste verpuffen - er war allein.” Und dafür die Note 1? Bayern-Bonus eben. Weiter der Kicker: “Der Club verlor, aber einer konnte sich als Sieger fühlen: Uli Hoeneß, der
auf Anhieb die Sympathien des Nürnberger Publikums gewann. Als er abgekämpft und erschöpft das Spielfeld verließ, wurde er mit Uli-Uli-Rufen gefeiert und für die nächsten Spiele
ermuntert. Uli selbst wollte seine Leistung gar nicht so hochgespielt wissen: ‘Ich bin nicht hierhergekommen, um persönlich zu glänzen, sondern mitzuhelfen, den Club vor dem Abstieg zu
retten. Außerdem will ich jedem beweisen, dass ich kein Sportinvalide bin.’” Schade, beides ging voll in die Hose. Schon bei seinem zweiten Einsatz in Frankfurt klang das Urteil des Kicker
etwas anders: “Hoeneß ließ die vorverheißenden Flanken vermissen und auch den unwiderstehlichen Zug zum Tor. Die Belastung, als der große Retter hochgespielt worden zu
sein, scheint ihn zu bedrücken.” Und wieder eine Woche später: “Schmider, Szymanek und Hoeneß konnten bisher in keiner Weise die hochgesteckten Erwartungen erfüllen. Im Gegenteil:
Ohne sie holte die junge Club-Elf sogar mehr Punkte!” Abbildung entnommen aus Kicker/Sport-Magazin 96/78
4:0 verliert der Club mit Hoeneß bei den Bayern. Hier eine Szene mit Hoeneß und seinem Busenfreund Paul Breitner.
Im wenige Wochen später stattfindenden Pokalspiel bei Tennis Borussia Berlin, das die Mannschaft im Gegensatz zu ihrer Niederlagenserie in der Bundesliga mit 2:0 gewann, hatte der
Club in Hoeneß nach Ansicht des Kicker “einen seiner schwächsten Spieler”. Später machte er zwar noch das eine oder andere gute Spiel, doch schlussendlich stellte sich heraus, dass Hoeneß
wegen seiner schweren Verletzung nur noch ein Schatten seiner selbst war – nicht mehr der Uli Hoeneß, den man aus unvergessenen Europapokalschlachten von Bayern München und
glanzvollen Auftritten in der Nationalmannschaft kannte. Mit einer dürftigen Leistung beim 1:2 in Bochum verabschiedete er sich noch vor Saisonende nach München, wo er mit 27 Jahren auf
den Managerstuhl kletterte. Insgesamt dauerte sein Engagement vom 1. November 1978 bis zum 31. März 1979. Am 22. März einigte sich das Präsidium mit ihm auf eine vorzeitige
Vertragsauflösung. Vizepräsident Zippmann damals: “Es war für beide Seiten die beste Lösung, auch wenn der Uli über seinen frühzeitigen Abschied aus Nürnberg etwas unglücklich schien.”
Angesichts der Tatsache, dass der schon im Februar anlässlich eines Testspiels bei den Bayern als Manager unterschrieben hatte, war dies wohl eine eher weniger wahrscheinliche Annahme.
Wie auch immer - wenigstens verzichtete er ab April auf sein Gehalt. Abbildung entnommen aus Weickmann: Der “Zapf”
Der Herr Star und sein neuer Chef. Das Bild entstand an Zapf Gebhardts erstem Arbeitstag nach der Entlassung Werner Kerns.
Schon als Clubspieler hatte Hoeneß einen Großteil seiner Energie für seinen alten und neuen Arbeitgeber FC Bayern verwendet. Trainer Zapf Gebhardt sagte zwar: „Mich interessiert nicht,
was der Uli in seiner Freizeit anstellt.“ Der Kicker und viele andere fragten sich jedoch: „Heute Nürnberg, morgen Frankfurt, übermorgen München – konzentriert sich ein Spieler so auf den Abstiegskampf?“
Hoeneß und der Club – es war wohl kaum mehr als ein großes Missverständnis. Ganz anders dagegen Hoeneß und die Bayern! Der Verein sollte die Verpflichtung des jüngsten
Managers aller Bundesligazeiten nicht bereuen. Hoeneß drückte dem FC Bayern seinen Stempel auf. Sein Wort hatte Gewicht in der Bundesliga, allerdings musste er sich auch vieler
Anfeindungen und inhaltloser Klischees erwehren. Zu Beginn des Jahres 1982 überlebte er wie durch ein Wunder einen Flugzeugabsturz in der
Nähe von Hannover, bei dem alle übrigen Insassen der Maschine ums Leben kamen. Der Kicker schrieb dazu im Februar: “Hoeneß, der dicht bei der Absturzstelle von einem Jäger
gefunden wurde, hatte während des Fluges geschlafen. Er war nicht angeschnallt und wurde aus der Maschine herausgeschleudert. Nach Ansicht der behandelnden Ärzte in Hannover überlebte
Hoeneß wegen seiner ‘ausgezeichneten Konstitution’. Die Verletzungen stellten sich als Gehirnerschütterung, Prellungen an Brustkorb und Sprunggelenkkapsel im rechten Bein heraus.”
Dank seiner Geschäftstüchtigkeit brachte er es neben seiner Tätigkeit als Bayern-Manager auch noch zum Inhaber einer Wurstfabrik in Nürnberg. |