Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub
Die Pokalsieger-Elf von 1962
oben v.l.n.r.: Tasso Wild, Rolli Wabra, Richard Albrecht, Heinz Strehl,
Gustl Flachenecker, Nandl Wenauer, Paul Derbfuß, Helmut Hilpert;
unten v.l.n.r.: Kurt Haseneder, Steff Reisch, Kurt Dachlauer.
Als stolzer Tankstellenbesitzer war der Schwager von Leo Leupold später wegen Arbeitsüberlastung bei so manchem Bundesligaspiel nicht dabei.
Der grundsolide, strebsame Bursche wurde als Talent aus der Club-Jugend in die „Erste“ geholt und bildete dort als robuste, unerschrockene Kämpfernatur, die keinem Zweikampf aus
dem Weg ging, zusammen mit Paul Derbfuß die Verteidigung. Jahrelang überzeugte er als konsequenter und kompromissloser Abwehrspieler. Gemeinsam wurden beide zu Stützen der späteren Meistermannschaft von 1961.
In seinem ersten Spiel für den Club war sein Gegner kein geringerer als der Weltmeister Helmut Rahn, der den Jungen mit den Worten begrüßte: „Was willst denn du gegen mich?“
Hilpert nahm die Herausforderung an, und Rahn sah für den Rest des Spiels keinen Ball mehr.
Im Europapokalrückspiel in Lissabon, das der Club 1962 mit 0:6 verlor, lieferte Hilpert ein
schlagendes Beispiel für die Unerfahrenheit der Nürnberger Spieler in punkto Flutlichtspielen, die unter anderem mit zu der hohen Niederlage beitrug. Nandl Wenauer erzählte später: “Es ist
keine Krampf! Beim ersten Benfica-Angriff stand Helmut Hilpert ganz allein mit dem Ball am Fuß vor der Außenlinie und schlug ihn zur Ecke. Er hatte seinen eigenen Schatten für einen Gegenspieler gehalten.”
Auch er war, wie so viele, in eine unangenehme Situation mit Trainer Jenö Csaknady verwickelt, von der Nandl Wenauer berichtete: “Helmut Hilpert, der nie simulierte und wirklich
nur pausierte, wenn er schwer verletzt war, klagte über eine schwere Zerrung. Die Blessur war so schmerzhaft, dass Dr. Lobenhofer den Helmut am Mittwoch spieluntauglich schrieb.
Unglücklicherweise war zur gleichen Zeit der Luggi Müller an Angina erkrankt. Als
Dr. Lobenhofer nun auch noch dem Luggi ein Attest ausstellte, witterte Csaknady eine Art Kollaboration, eine Verschwörung zwischen Vereinsarzt und Spielern gegen sich. ‘Zuerst
haben Sie mir Hilpert totgeschrieben’, polterte Csaknady, ‘und jetzt auch noch Müller. Aber ich bestehe darauf, dass der Luggi spielt, und wenn er dabei tot umfällt.’ Diesen Disput in der
Kabine werde ich nicht vergessen. Dr. Lobenhofer, in seiner Ehre gekränkt, wollte Csaknady an die Gurgel. ‘So lange ich hier Sportarzt bin, kommt der Einsatz von Luggi Müller nicht in
Frage’, brüllte Dr. Lobenhofer. ‘Ich lasse in die Zeitung setzen, dass Sie den Tod von Luggi Müller provozieren!’ Csaknady, der sich als lieber Gott und unantastbar fühlte, zitterte am
ganzen Körper. Luggi Müller hatte wirklich eine Angina und wegen zu frühen Spielens bekam er eine Herzmuskelschwäche. Ein Vierteljahr fiel er aus.”
1967/1968 gehörte er zu den 15 eingesetzten Spielern, die die neunte deutsche Meisterschaft für den Club erkämpften. Nach dieser Saison wurde er von Max Merkel aussortiert und
wechselte zu Waldhof Mannheim, nachdem Verhandlungen mit der SpVgg Fürth gescheitert waren.
Nach Beendigung seiner Karriere betrieb er in Nürnberg eine Toto-Lotto-Annahmestelle.