Karl Hertel geboren am 3. Januar 1883; Hertel bestritt von 1902 bis 1910 155 Spiele für den 1. FCN. Hans Hofmann bezeichnete den Architekten und Baufachmann rückblickend als
“die Seele unseres ganzen Mannschaftsspieles”. Auf jeden Fall war der Student und spätere Professor der erste große Stamm-Mittelläufer beim Club und als langjähriger Mannschaftskapitän auch der Kopf der Mannschaft.
Unter und mit ihm vollzog sich um 1905 der Wechsel in der Vorherrschaft im bayerischen Fußball vom FC Bayern München zum 1. FC Nürnberg. Neben seiner fußballerischen Betätigung zeichnete er sich auch als
leichtathletischer Allrounder aus. Aus Studien- und Berufsgründen beendete der Regierungsbaumeister Hertel seine Nürnberger Fußballlaufbahn frühzeitig und ging in selber Position wie in Nürnberg ins Hochbauamt
nach Augsburg. Dort schloss er sich dem B-Klassisten FC Augsburg an, um dem lokalen Spitzenverein MTV eine Konkurrenz zu schaffen und so für frischen Schwung in der Entwicklung des Augsburger Fußballs zu sorgen. Dieser
Verein hatte kein eigenes Gelände, gespielt wurde auf dem großen Exerzierplatz. Vor einem Spiel wurden die Torstangen herbeigetragen und aufgestellt, die Spieler zeichneten die Markierungen mit Sägemehl, und nach dem
Spiel mussten die Tore wieder abgebaut und ins nächste Gasthaus zur Aufbewahrung gebracht werden. Von den wenigen Zuschauern wurde mit einem Teller ein Groschen als freiwillige Gabe gesammelt. Hertel schaute nicht
lange zu. Durch seine tatkräftige Mitarbeit hatte der FCA in einigen Wochen einen eigenen Sportplatz am Siebentischwald mit einem Zaun, der 800 Mark kostete und über Anteilscheine durch die Mitglieder finanziert wurde.
Der Verein konnte Eintritt erheben und die Mannschaft hatte mit ihrem großen Mittelläufer plötzlich Erfolg. Durch den Ersten Weltkrieg verlor man allerdings fast die ganze Mannschaft und musste mit anderen Vereinen zu
Viktoria Augsburg fusionieren. Nach seiner Rückkehr nach Nürnberg ließ sich Hertel in Altenfurt nieder. Auch im Verwaltungsbereich leistete er dem Club gute Dienste. Zudem war er als Fachmann an allen Bau- und
Sportplatzprojekten des Vereins maßgeblich beteiligt. Man würde ihm aber nicht gerecht, würde man sein Wirken als Musiker und Maler nicht erwähnen. Auch als Bildhauer betätigte er sich erfolgreich. Seit dem Kriegsende
betätigte er sich auch politisch, wobei vor allem die Sozialpolitik und der Wiederaufbau Schwerpunkte seines Handelns bildeten. Auf allen Gebieten ging es ihm nicht darum, selbst im Vordergrund zu stehen. Vielmehr lag
ihm daran, mit befruchtenden Gedanken und Anregung von Initiativen Einfluss zu nehmen. Nach seiner aktiven Zeit trat er der Tennisabteilung bei, deren Leitung er in den 30er Jahren innehatte. Außerdem gehörte er dem
Ältestenrat des Vereins an und wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Zu seinem 70. Geburtstag dichtete Jugendleiter Andreas Weiß den hier wiedergegebenen “Gruß der Fußballjugend”, den ein Jugendspieler auf der
Geburtstagsfeier vortrug: “Wir wiss’n net, löiber Professer, was du als Architekt houst baut, doufür is aber umso besser als Masterstück uns gout vertraut a Bauwerk, dös du mit erschaff’n
vur all’m in deiner freia Zeit: der löibe Club. Und wir sag’ns off’n, was Besser’s gibt’s net weit und breit. Und drum is klar und net befremdli, dass wir vom Club heut alle z’samm
is Best dir wünsch’n selbstverständli, dös haßt, Professer, leb nu lang, bleib g’sund und tou ner weiterbaua am Club, und wir versprech’n gern, stets d’rauf zu acht’n und zu schaua,
die best’n Baustana zu wer’n.” |