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Robert “Zapf” Gebhardt Abbildung entnommen aus Weickmann: Der “Zapf” geboren am 20.9.1922; gestorben am 8.2.1986.Gebhardt gehörte bereits seit 1939 dem 1. FC Nürnberg an. Von 1945 bis 1950
absolvierte er noch 125 Spiele in der Oberliga Süd und erzielte dabei 22 Tore. Insgesamt spielte er 283mal für den Club. 1948 errang er mit dem 1. FCN die deutsche Meisterschaft.
Sein Ballgefühl eignete sich der Außenläufer zusammen mit Hans Pöschl, mit dem er seit Kindertagen befreundet war, auf der Deutschherrenwiese an, die zu jener Zeit so etwas
wie das Sammelbecken der talentierten Nürnberger Fußballer war. Pöschl war ein idealer Partner für Robert, denn er war technisch genauso beschlagen und vor allem
ebenso ehrgeizig. „Bis zu 3 Stunden am Tag haben wir trainiert“, erinnerte der Zapf sich später. Sein Vater war zwar kein großer Fußballfan, doch förderte er indirekt von
Anfang an die Begabung des kleinen Robert, indem er ihm Jahr für Jahr zu Weihnachten einen richtigen Fußball schenkte - für die damalige Zeit etwas Außergewöhnliches, denn
die Arbeitslosigkeit verbot eigentlich jeglichen Luxus dieser Art. Da war es gut, dass Roberts Vater nicht arbeitslos war, sondern Wirt. Und dem kleinen Robert konnte es
nur recht sein, denn dadurch war er stets ein begehrter Mitspieler - auch wenn er meistens nur das Tor hüten durfte. Dass sein Vater nicht viel vom Fußball hielt, beweist
auch Zapfs folgende Erzählung: “Am Sonntag erhielt ich von meinem Vater immer 50 Pfennig fürs Kino. Stattdessen ging ich allerdings lieber zum Club. Das durfte ich nie sagen, sonst hätte mich mein Vater verprügelt.”
Etwa um 1930 herum entdeckte der Robert seine große Liebe zum Club. Fortan gab es kein Heimspiel des 1. FCN, das er nicht gesehen hätte. Mit dem Fahrrad und der
Straßenbahn fuhr er hinaus nach Zabo, wo er schon als Zehnjähriger die berühmten Fußballer des ruhmreichen FCN kennenlernte: den Heiner Stuhlfauth, den bulligen
Heiner Träg oder den legendären Luitpold Popp, auch Popps-Beutel genannt, sowie Hans Kalb, der der Dreh- und Angelpunkt der Clubmannschaft war. Gar zu gern hätte
der kleine Robert das Clubtrikot übergezogen und in einer der zahlreichen Schülermannschaften gespielt, aber sein Vater war strikt dagegen und meinte, dass
Schule und Beruf erst einmal eindeutig Vorrang hätten. So war er bereits 16 Jahre alt, als er endlich dem Club beitreten durfte. Man schrieb das Jahr 1936, und der FCN war
soeben zum sechsten Mal deutscher Meister geworden. Natürlich war der Robert dabei, als die siegreiche Elf im Triumphzug vom Hauptbahnhof in den Zabo heimgeholt
wurde. Sein erstes Spiel bestritt er kurz danach für die 6. Jugendmannschaft. Doch schon nach wenigen Spielen erkannte man sein großes Talent und baute ihn als linken
Läufer in die 1. Clubjugend ein, in der er zwei Jahre spielte. Zweimal wurde seine Mannschaft mit ihm ungeschlagen fränkischer Gaumeister.
Nach dem altersbedingten Ausscheiden aus der Clubjugend spielte Gebhardt ein Jahr lang in der damals recht berühmten Z-Mannschaft, ehe er 1939 als 19jähriger sein erstes
Spiel in der ersten Mannschaft bestritt. Etwa um diese Zeit erhielt der stets leicht übergewichtige Mädchenschwarm den Spitznamen „Zapf“, weil er schon in jungen
Jahren den Zapfhahn in der väterlichen Wirtschaft bedienen musste. Nahezu 5 Jahre spielte er für den Club, allerdings ohne dass er große Erfolge der Mannschaft miterleben
durfte. Zum einen war die alte Garde fast geschlossen abgetreten, zum anderen machten die Kriegswirren ein einheitliches Mannschaftsgefüge unmöglich, so dass im Team in
stetem Wechsel immer wieder neue Namen auftauchten, die nur vorübergehend beim Club blieben. Als 1939 der Krieg ausbrach, wurde auch der Zapf eingezogen und kam nach
Eltingshausen bei Bad Kissingen. Sechs Monate lernte er dort in einer Baukompanie als Fernschreiber die militärischen Grundbegriffe, ehe er im Frühjahr 1940 glücklicherweise
wieder nach Nürnberg zu den Luftnachrichten zurückversetzt wurde. Abbildung entnommen aus Weickmann: Der “Zapf”
Der Zapf 1943 in Hamburg inmitten einer Schar von Soldaten und Luftwaffenhelferinnen. Im Jahr 1944 spielte Gebhardt für den Luftwaffen-Sportverein Hamburg und verlor mit
dieser Mannschaft das Endspiel um die deutsche Meisterschaft in Berlin gegen den Dresdner SC. Ein Oberst Laicher hatte Anfang des Jahres 1943 begonnen, für den LSV
so ziemlich alles nach Hamburg versetzen zu lassen, was im Fußball Rang und Namen hatte - unter anderen den Zapf. Der Verein wurde folgerichtig innerhalb weniger Monate
zu einer Institution im deutschen Fußball. Im Tor spielte Willi Jürissen, in der Abwehr die Nationalspieler Karli Müller und Reinhold Münzenberg, im Sturm der berühmte Ludwig
Janda von 1860 München. 1943 hatte die Mannschaft ihren ersten Erfolg, als sie ins Finale des Tschammer-Pokals vorstieß. 1944 erreichte man dann das
Meisterschaftsendspiel. Der Zapf war kurz zuvor an Gelbsucht erkrankt und durfte erst nach einem zögerlichen ärztlichen Jawort mitspielen. Die 90 Minuten waren aber
offensichtlich doch eine zu große Energieleistung für ihn, so dass er anschließend fast ein Vierteljahr im Krankenhaus verbringen musste, um sich auszukurieren.
Das Jahr 1944 ist auch das Datum seines einzigen, wenn auch inoffiziellen Länderspiels gegen Luxemburg, das mit 6:0 gewonnen wurde. Aber, wie gesagt, Gebhardt trug eben
damals das Trikot des LSV Hamburg und nicht das des 1. FCN: Warum er nicht in offiziellen Länderspielen berücksichtigt wurde, konnte der Zapf schnell erklären: “Vor dem Krieg war ich zu jung dafür und danach zu alt.”
Abbildung entnommen aus Weickmann: Der “Zapf”
Die Hamburger Mannschaft 1944: v.l.n.r. Jürissen, Zahn, Zapf Gebhardt, Miller, Gärtner, Janes, Völler, Erwin Seeler (Vater von Uwe), Janda, Spundflasche, Hanisch.
Das Kriegsende erlebte der Zapf in Hamburg. Als die Stadt im Mai 1945 an die Engländer übergeben wurde, hatte er Glück und kam nicht in Gefangenschaft. Der
Vorsitzende des FC St. Pauli nahm ihn bei sich auf, doch bereits im Juni lieh er sich von einem Sportkameraden ein Fahrrad und fuhr damit schnurstracks nach Nürnberg. Für
diese Tour brauchte er nicht einmal ganze sechs Tage, so stark war sein Heimweh. Im Spätsommer 1945 begann in Nürnberg wieder fußballerisches Leben. Unter Bumbas
Schmidt wurde eine Mannschaft aufgebaut, die im November ein erstes Freundschaftsspiel gegen die SpVgg Fürth austrug. Leider konnte der Zapf nicht
mitspielen, weil er Jahre zuvor der Hitlerjugend angehört hatte und ihm die Militärregierung deshalb die Mitwirkung verbot. Der Widersinn lag darin, dass es einem
Spitzensportler während der Kriegsjahre praktisch unmöglich gewesen war, seinen Sport auszuüben, wenn er nicht irgendeiner Organisation des Dritten Reiches anghörte.
Solchermaßen zur Untätigkeit verurteilt, stellte sich der Zapf hinter dem Tor auf und gab unentwegt Anweisungen an die spielenden Kameraden, die schließlich auch 2:0
gewannen. Im Frühjahr 1946 gelang es dann schließlich, einen ordentlichen Spielverkehr aufzubauen und Ligaspiele auszutragen. Woran sich aber immer noch nichts geändert
hatte, war, dass die Mannschaft Sonntag für Sonntag ein anderes Aussehen hatte. Unruhige Zeiten halt. Wie auch immer: Durch die steigende Anziehungskraft der Spiele
erwuchsen den Vereinen ab circa 1947 beträchtliche Einnahmen. Über Bumbes Schmidt erzählte der Zapf einmal folgende herrliche Anekdote: “Obwohl
ich neben Tipfi Oehm der erfolgreichste Torschütze als Außenläufer war, hat mich der Bumbes aufgefordert, nicht so viel herumzutricksen und noch mehr zu schießen. Und als
ich zu ihm sagte, dass das Spielen halt so schön sei, hatte ich schon eine Schelln sitzen.” Der Zapf spielte in der Nachkriegszeit auch bei der Versorgung der Mannschaft eine
entscheidende Rolle, als man in ganz Deutschland zu sogenannten „Fressspielen“ - zum Beispiel für einen Korb Kirschen pro Spieler gegen Kalchreuth und Heroldsberg oder
für 20 Zentner Kohlen gegen Essen - antrat. Der inzwischen selbst Wirt gewordene Gebhardt hatte nämlich gute Kontakte zum Schlachthof, von wo er jeden Donnerstag
zwei Taschen voll Fleisch erhielt. Gegen Freikarten für Clubspiele bekam er zudem Extra-Fleischrationen für die Spieler, die dann in seiner Wirtschaft „Zum Hippel“ an der
Kleinweidenmühle, die man zum Vereinslokal ernannt hatte, gebraten wurden. Dienstags, donnerstags und sonntags nach dem Spiel war der “Hippel” der Treffpunkt
der ersten Mannschaft. Auch bei den Busfahrten zu Auswärtsspielen herrschte dank ihm oft eine Stimmung wie auf dem Volksfest. Er kam nie mit leeren Händen an, da er die
meisten Metzger in Nürnberg und Umgebung kannte und betteln konnte, dass es einen Stein erweicht hätte. Immer wieder trieb er ein paar Pfund Wurst auf, die er mit seinen Kumpels teilte. Zapfs Wirtschaft “Zum Hippel” an der Kleinweidenmühle existiert noch heute. Wer vorbeikommt, sollte mal reinschauen.
Der griechische Wirt bietet zu fairen Preisen gar nicht mal so schlechtes Essen. Was der Zapf als Organisator zu leisten vermochte, zeigt eine kleine Geschichte: Ein
guter Freund versprach ihm einen 9 Zentner schweren Ochsen, den er daraufhin mit einigen Helfern in der Gegend um Hersbruck zerlegte und auf Etappen nach Nürnberg
brachte. Es war gar nicht so einfach, ja fast lebensgefährlich, ein solch schweres Viech unter den Augen der Militärpolizei zerkleinert und zerteilt in eine Wirtschaft nach
Nürnberg zu bringen. Vier Fahrten waren notwendig und Gott sei Dank bemerkte keine Amistreife die tiefliegenden Achsen des klapprigen Ford.
Der Zapf war ein Spieler vom Typ des ballverliebten, flinken Dribblers. Er bestach durch Technik, Übersicht und Schussstärke. Max Morlock urteilte über ihn: „Der Zapf
hatte ein unwahrscheinliches Ballgefühl.“ Im April 1947 fragte der „Sport“: „Hat nicht Gebhardt in seiner virtuosen Spielart viel von Riegel?“
Abbildung entnommen aus Sport-Magazin 21/1948
Im Mai 1948 besiegte diese Südauswahl eine Auswahl aus West/Nord mit 2:1. Oben v.l.n.r.: Hans Pöschl, Hädelt (Bayern München), Binkert (VfB Stuttgart),
Jahn (Stuttgarter Kickers), Schorsch Kennemann, Schlienz (VfB Stuttgart), Hermann (FSV Frankfurt); unten v.l.n.r.: Streitle (Bayern München), Siegl (Waldhof Mannheim), Zapf Gebhardt,
Kupfer (Schweinfurt 05).
Abbildung entnommen aus Sport-Magazin 23/1948
Im Oberliga-Spiel VfB Stuttgart - 1. FCN, das der Club im Juni 1948 mit 2:1 gewann,
attackiert Zapf Gebhardt den Stuttgarter Torhüter Schmid. Links Max Morlock. Abbildung entnommen aus Weickmann: Der “Zapf”
Die Nürnberger Läuferreihe von 1948: Bergner, Kennemann, Gebhardt.
Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub Vor dem Endspiel 1948 begrüßen sich die beiden Kapitäne: Zapf Gebhardt und Fritz Walter. Im ersten Nachkriegsendspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen den 1. FC Kaiserslautern hatte der Mittelfeldregisseur und Kapitän der Clubmannschaft die Kreise
Fritz Walters zu stören. Hierzu unterzog man ihn einer besonderen Vorbereitung, wie das Sport-Magazin schrieb: „Willi Billmann unternahm mit dem in den Hüften etwas
fülliger gewordenen Zapf Gebhardt noch einige besonders scharfe Starts, damit der Club- Spielführer gegen den Mannschaftsregisseur Fritz Walter die richtige Einstellung
haben würde.“ Sepp Herberger urteilte über Gebhardts Spiel: „Ich weiß, wie sehr mein Freund Robert ins Spiel mit dem Ball verliebt ist. Ich war überrascht, wie ernst er die
Aufgabe nahm, wie fein er sie verstand und wie verhältnismäßig gut er sie löste. Es war zu einem großen Teil sein Verdienst, dass der Sturm der Kaiserslauterer diesmal nicht so
gut wie sonst zum Zuge kam. Im Spiel aus der Deckung heraus muss er aber noch vieles lernen. Auch seine Kondition ist offensichtlich nicht die beste.“ Der Zapf gab das
Kompliment an seine Kameraden weiter, indem er sagte: „Unsere Stärke war die Ausgeglichenheit.“ Das Sport-Magazin schrieb: „Gebhardt hat die Fäden im Mittelfeld in
der Hand. Er hat nun schon die körperlichen Dimensionen eines Hans Kalb angenommen und feuert seine Stürmer auch mit dem gleichen Mundwerk wie der verstorbene Meisterläufer an.“
Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub Die Meistermannschaft 1948.
oben v.l.n.r.: Edi Schaffer, Abel Uebelein, Adi Knoll, Schorsch Kennemann, Conny Winterstein, Uttla Uebelein (für ihn stand Schorsch Hagen im Finale), Maxl Morlock;
unten v.l.n.r.: Helmut Herbolsheimer, Zapf Gebhardt, Gerhard Bergner, Hans Pöschl. Als 1948 die siebte deutsche Meisterschaft unter Dach und Fach war, beschloss die
Vorstandschaft, die Mannschaft in Urlaub zu schicken. Der Zapf fand dafür am Tegernsee ein geeignetes Quartier. So ein sommerlicher Urlaub war für den alten Filou
eine einzige Brautschau. Die anderen sahen das natürlich mit Missgunst. Die erste Eroberung redeten sie ihm schließlich aus, indem sie ihn davon überzeugten, dass sie
schiegle. Die zweite aber war eine wirklich schöne und vornehme Dame, die etliche Kilometer vom Quartier der Cluberer entfernt im feudalen Parkhotel in Tegernsee
residierte. Dem Urlaub der Cluberer hatte sich damals der Nürnberger Rennfahrer Jakobi angeschlossen, und der besaß etwas, was eine absolute Rarität war: einen
kleinen Fiat. Der Zapf hatte kurz zuvor den Führerschein gemacht und sagte zu seiner Angebeteten: „Ich werde Sie mit meinem Wagen nach Tegernsee bringen!“ Dann redete
er dem gutmütigen Jakobi ein Loch in den Bauch und verschwand mit der Dame und dem Fiat. In Tegernsee angekommen, stellte er den Fiat ab, vergaß aber ihn
abzuschließen und ließ auch den Zündschlüssel stecken. Inzwischen aber war Max Morlock auf eine Idee gekommen. Er wusste, dass der Hausbursch des Clubquartiers
ein Motorrad besaß, und borgte es sich für ein paar Pfennige aus. Schnell weihte er seine Kameraden in den Plan ein und brauste nach Tegernsee zum Parkhotel. Dort
stellte er das Motorrad ab, hockte sich in den Fiat und verschwand. Als er damit daheim ankam, schlug die große Stunde von Schorsch Kennemann. Der hängte sich nämlich ans
Telefon, rief im Parkhotel an und ließ den Zapf ans Telefon holen. Als er dran war, erklärte er ihm aufgeregt: „Zapf, der Herberger hat angrufen, du sollst berufen werden
und glei rüberkumma. Der Herberger ruft in anner Stund widder oh!“ Der ehrgeizige Zapf ließ sich das nicht zweimal sagen. Hals über Kopf verabschiedete er sich und
rannte zu dem Platz, wo er sein Auto abgestellt hatte. Als er feststellte, dass es verschwunden war, alarmierte er empört die Polizei. Es gab ein mordsmäßiges
Durcheinander, und schließlich stellte sich heraus, dass der Fiat gar nicht dem Zapf gehörte. Als seine Angebetete das merkte, ließ ihr Interesse an ihm schlagartig nach. Der
zapf aber schlich belämmert davon. Max Morlock berichtete abschließend: „Da war ihm für einige Zeit das Poussieren vergangen!“ Abbildung entnommen aus Weickmann: Der “Zapf”
Zapf Gebhardt 1948 mit Schorsch Kennemann und der Nürnberger Torwartlegende Heiner Stuhlfauth. Kurz nach dem Gewinn der siebten Meisterschaft 1948 reiste der Club auch nach
Altötting. Der Zapf hatte das Spiel ausgehandelt. Drei Zentner Schweinefleisch ohne Knochen, drei Zentner Weizenmehl und 1500 DM in bar sowie eine dreistöckige Torte
waren als Antrittsprämie vereinbart. Drei stunden vor Spielbeginn machte sich dann die Hiobsbotschaft breit, dass das Fleisch nicht vollständig vorhanden sei und der Club nicht
spiele. Der Zapf hatte von den drei Zentnern nämlich auch noch die kleinsten Knochen herausgeschnitten, und so war man beim Nachwiegen nur auf 282 Pfund gekommen.
4380 Zuschauer warteten schon auf den Spielbeginn. Endlich rückten die Altöttinger noch ein Spanferkel heraus, das eigentlich für eine Silberhochzeit vorgesehen war, und der Club trat an. Abbildung entnommen aus Club-Revue 8/78
Szene aus einem Oberligaspiel gegen die SpVgg Fürth: Der Zapf im Zweikampf mit dem späteren Cluberer Horst Schade; links Conny Winterstein.
Wenn es um seinen Club ging, zeigte der Zapf immer vollen Einsatz, ob als Spieler oder - was selten der Fall war - als Zuschauer. Ein Beleg dafür ist dieses Bild von einem
Oberligaspiel gegen die Münchner Bayern im Zabo. Der Zapf ist der “seriöse” Herr mit Mantel und Hut rechts im Bild: Abbildung entnommen aus Club-Revue 8/78
Auch wenn er nur Zuschauer war, war der Zapf immer mit Herz und Hand bei der Sache. Hier ein Foto aus einem Oberligaspiel gegen die Münchner Bayern, in dem es ihn (mit Hut) nicht mehr auf der Tribüne hielt.
Der Zapf bewahrte seine Mannschaft durch sein besonnenes Eingreifen aber auch manchmal vor schwerwiegenden Fehlern. Im Oberligaspiel bei den Offenbacher Kickers
im September 1948 trug sich - laut Sport-Magazin - folgendes zu: “Als ein Handelfmeter von Uebelein II vom Schiedsrichter nicht mit einem Elfmeter geahndet
wurde, kam es zu lebhaften Protestkundgebungen der Offenbacher Zuschauer. Kurz darauf verhängte Schiedsrichter Reinhard dann einen Elfmeter wegen angeblichen
Foulspiels von Kennemann. Selbst die Offenbacher Parteigänger waren durch diese Entscheidung überrascht. Die Nürnberger protestierten lebhaft, nachdem Picard den Ball
verwandelt hatte. Als dann vier Minuten später der Schiedsrichter erneut einen - wiederum von Picard verwandelten - Elfmeter gegen die Nürnberger verhängte, kam es
zu turbulenten Protestszenen. Die Nürnberger wollten sich weigern weiterzuspielen. Pöschl und Kennemann machten Miene, das Feld zu verlassen. Die besonnene und
sportliche Haltung des Spielführers Gebhardt verhinderte jedoch diese Katastrophe. Es gelang Gebhardt unter dem Beifall der Zuschauer, den deutschen Meister zur Weiterführung des Spiels zu bewegen.”
Abbildung entnommen aus Sport-Magazin 43/1948
Szene aus dem Oberligaspiel 1. FCN - Kickers Stuttgart im Oktober 1948, das 3:2 endete.
Unter tätiger Mithilfe von Schorsch Kennemann jagt der Zapf dem Kickers-Regisseur und vielfachen Nationalspieler Conen den Ball ab. Abbildung entnommen aus Skrentny (Hg.): Als Morlock noch den Mondschein traf
Diese Auswahl Bayerns errang 1950 durch einen Sieg über Berlin den Bundespokal: stehend v.l.n.r.: Lotz (Schweinfurt), Schade (Fürth), Baumann (Nürnberg), Streitle
(Bayern), Platzer (BC Augsburg), Kennemann (Nürnberg), Moll (Bayern); kniend v.l.n.r.: Niemann (Regensburg), Gebhardt, Herbolsheimer (beide Nürnberg), Brenzke (Fürth).
Abbildung entnommen aus Weickmann: Der “Zapf” Szene aus dem Bundespokalendspiel Berlin - Bayern 0:4 im Berliner Olympiastadion.
Rechts der Zapf, links Hanne Sobeck, im Hintergrund Bello Baumann.Im Jubiläumsjahr 1950 verließ Gebhardt den Club und wechselte in seine zweite Heimat
zum FC St. Pauli, der ihm ein Handgeld von 20 000 Mark offeriert hatte. Der Zapf schlug in Hamburg groß ein und verbrachte vier erfolgreiche Jahre bei St. Pauli. 1954
schließlich holte Helmut Johannsen den Zapf noch einmal als aktiven Spieler in seine Mannschaft nach Bremerhaven. Gebhardt spielte dort aber nur noch ein halbes Jahr, ehe
er seine aktive Karriere beendete. Als Johannsen ein Angebot von Holstein Kiel annahm, trug der Vorstand von Bremerhaven 93 dem Zapf das Traineramt an, das er
nach einiger Bedenkzeit annahm. Sein Diplom als Fußballlehrer bestand er ein Jahr später bei Sepp Herberger und Hennes Weisweiler an der Sporthochschule Köln mit “sehr gut”.
Als Gebhardts neue Tätigkeit als Trainer in Nürnberg bekannt wurde, schrieb Hans Hofmann in der Vereinszeitung: “Der Zapf war während der von der Macht des
Schicksals verordneten ‘Hungerkur’ gewissermaßen der Verpflegungsoffizier für ein Dutzend Spieler und ein paar Vorstandsmitglieder. Er schöpfte aus verborgenen
Quellen, aber er schöpfte, und das war wichtig. Mit Dankbarkeit wollen wir der Verdienste Gebhardts gedenken. Leider hatte der Zapf neben der genannten positiven
Seite auch eine negative. Allen gutgemeinten Ermahnungen zum Trotz hielt er es im Leben so wie es der ‘Kaspar’ des ‘Freischütz’ im Trinklied offenbarte. Es kam wie es
kommen musste. Zunächst ein Bäuchlein, dann ein Bauch und langsam ging es mit der spielerischen Schnelligkeit zu Ende. Zuerst beim Club, dann bei St. Pauli. Und nun - das
ist der Tragikomödie schönster Abschluss - muss er bei Bremerhaven 93 das predigen, was er seinerzeit in den Wind schlug. Wir vermerken es mit Genugtuung und mit ein wenig Bosheit.”
1955 gab Gebhardt der Vereinszeitung gegenüber zu: “Nirgends hat es ein Spieler besser als beim Club, und meine schönste Zeit während meiner Spielerlaufbahn genoss ich nur bei ihm!”
Der Sportreporter Klaus Fuhrmann charakterisierte den Trainer Zapf Gebhardt so: “Er korrigiert am laufenden Band und gibt nicht eher Ruhe, bis die vorgemachte Übung
seinen Vorstellungen entspricht. Zapf hämmert förmlich auf seine Spieler ein, schreit wie Bumbas Schmidt, oft mit fränkischen Kraftausdrücken durchsetzt, seine Balltreter an
und ist unermüdlich und wachen Auges dabei. Er verlangt von seinen Spielern Bereitwilligkeit, Aufnahmebereitschaft, Interesse, Aufmerksamkeit und Begeisterung.
Spürt er diese Eigenschaften, wird er Kamerad - soweit eben ein Trainer Kamerad sein darf.” Und der Zapf selbst sah sich folgendermaßen: “Ich bin hart, aber gerecht. Ich
huldige der Anschauung, dass ich hart und konsequent arbeiten muss, wenn ich Höchstleistungen vollbringen will. Ich habe das vom Bumbas Schmidt gelernt, der das
Letzte forderte. Aber im Gegensatz zu ihm bin ich stets zu Kompromissen bereit. Disziplin auf und auch außerhalb des Spielfeldes sind jedoch eine Voraussetzung zum Erfolg.”
Nach vier erfolgreichen Jahren nahm der Zapf Abschied von Bremerhaven 93 und setzte sich 1959 erstmals in den Westen ab, mitten hinein in den Kohlenpott, nach Herne zum
SV Sodingen. Danach war er als Trainer noch beim BC Augsburg, dem Wuppertaler SV, bei Arminia Bielefeld, der SpVgg Fürth, dem MSV Duisburg und bei Werder
Bremen tätig. Mit Wacker Innsbruck holte er in Österreich die Meisterschaft und den Pokalsieg, ehe er bei Hessen Kassel landete. Außerdem betreute er den 1. SC Feucht.
Zu der Zeit, als der Zapf Trainer in Fürth war, hätte er mit 47 Jahren beinahe doch noch geheiratet. Er hatte sich nämlich zur Faschingszeit in ein Gardemädchen verschaut, das
er im “Walfisch”, der Residenz des Nürnberger Prinzenpaares kennengelernt hatte. Am Stammtisch wurde auf einem Bierdeckel ein vorläufiger Verlobungsvertrag
abgeschlossen, der zum Inhalt hatte, dass tags darauf der Zapf mit seiner Braut vor dem Nordturm der Lorenzkirche die offizielle Verlobung bekanntgeben sollte. Am nächsten
Abend saß der Zapf am gewohnten Platz im “Walfisch” und alles wartete gespannt auf die Angebetete. Statt ihrer erschien jedoch plötzlich ihre Mutter, die drohte: “Ich hole
jetzt die Polizei und werde ein für alle Mal dafür sorgen, dass so ein alter Mensch kein junges, unschuldiges Mädchen wie meine Tochter verführt. Eher über meine Leiche!”
Damit rauschte sie wieder hinaus. Der Zapf aber löste die Verlobung, indem er den Bierdeckel zerriss und theatralisch in den Ofen warf.
Im letzten Spiel des Jahres 1978 gegen Borussia Mönchengladbach saß als Nachfolger des entlassenen Trainers Werner Kern ein neuer Mann auf der Trainerbank des 1.
FCN: Robert Gebhardt. Für den temperamentvollen Zapf hatte sich damit ein Traum erfüllt. Er war Trainer „seines“ Vereins, des. 1. FC Nürnberg, von dem er sagte: “Ich
habe immer darauf gewartet, dass der Club einmal auf mich zukommt.” Seine erste Forderung war: „Bei mir muss Ordnung und Disziplin herrschen! Meine Spieler sollen
künftig merken, wo der Barthel den Most holt!“ Als Ziele nannte er: “Ordnung in die Mannschaft bringen, disziplinierte Deckung vor allem auch im Mittelfeld und harte
Konditionsarbeit”. Gefragt, ob seine Spieler Angst vor ihm hätten, antwortete er: “Schmarrn! Vor mir braucht keiner Angst zu haben. Meine Spieler haben auf dem Platz
Handlungsfreiheit. Nur kann ich es nicht vertragen, wenn beispielsweise ein Horst Weyerich marschiert, wenn ich ihm das Gegenteil sage.” Er konstatierte aber auch:
“Wenn du mit diesem oder jenem Spieler sprichst, dann werden die rot. Ich sage ihnen immer: ‘Seid doch nicht so ängstlich, traut euch mehr zu!’”
Seine Vorgehensweise stellte er so dar: “Überall, wo ich bisher engagiert war, versuchte ich zuerst die Abwehr zu stabilisieren und dann die Stürmer und
Mittelfeldspieler so weit zu bringen, dass sie aus allen Lagen schießen. Lieber verschießen sie fünf oder sechs Bälle, als dass sie sie verdribbeln oder - wie man in
Nürnberg sagt - verschwanzen.” Großes Lob spendete ihm nach den ersten Trainingseinheiten Uli Hoeneß: “Da sieht man halt die alte Klasse!” Dass mancherorts von einem Trainer-Opa geschrieben wurde, stank dem damals
gerade 57jährigen gewaltig: “Das Alter spielt doch keine Rolle. Für meine Begriffe ist Erfahrung viel mehr wert, als dass man ein guter Skilehrer ist, der von der Praxis keine
Ahnung hat. Das überträgt sich nämlich auf die Spieler.” Dass sich sogar DFB-Herren über seinen Einstieg beim Club lustig gemacht hatten, ärgerte ihn am meisten: “Das ist
schon traurig. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der DFB ja auch auf erfahrene Trainer setzte und setzt: Schön, Widmayer, jetzt Derwall.” Doch auch er konnte den Club nicht mehr retten. Der Sturm erwies sich als nicht
bundesligatauglich und Uli Hoeneß, kurz nach Saisonstart vom FC Bayern ausgeliehen, war nur noch ein Schatten seiner selbst. Gebhardts Urteil am Saisonende lautete: „Was
manche unserer Spieler boten, war eine Frechheit. Diese Mannschaft war nur noch ein Trümmerhaufen!“
Abbildung entnommen aus Weickmann: Der “Zapf”
Der Zapf an seinem ersten Arbeitstag als Nachfolger von Werner Kern 1978. Links der vermeintliche Messias Uli Hoeneß. Unter ihm trotzte der Club zwar vielen Spitzenmannschaften, blieb jedoch in den
bedeutenderen Spielen gegen Abstiegskonkurrenten stets nur zweiter Sieger. Insgesamt fehlte es der Mannschaft an spielerischer Substanz und Cleverness. Mit Kampf allein konnte die Klasse nicht gehalten werden.
Im April 1979 kam es zwischen Gebhardt und Manni Müller zu einem Eklat, als der Torwart seinem Trainer in der Halbzeit des Spiels gegen den Hamburger SV die
Kapitänsbinde vor die Füße warf. Müller wurde daraufhin fristlos entlassen. Der Club gab folgendes Statement ab: “Der 1. FC Nürnberg hat seinem Torhüter Manfred Müller
auf Grund der Vorfälle während der Pause im Spiel gegen den Hamburger SV fristlos gekündigt. Der Torhüter hatte, als ihn Trainer Gebhardt darauf aufmerksam machte, bei
Flankenbällen doch herauszugehen, wütend die Spielführerbinde von seinem Arm entfernt, sie zu Boden geworfen und dann auch sein Torhütertrikot ausgezogen und
erklärt, er werde nicht weiterspielen. Hinzu kam noch das Götz-Zitat. Den Fall Müller wird voraussichtlich das Arbeitsgericht zu behandeln haben.”
In der Club-Revue vom Mai 1979 nahm Präsident Michael A. Roth zu den Hamburger Vorfällen Stellung: “Ich habe viele Zuschriften erhalten, dass das Präsidium diesen
verdienten Spieler zu hart behandelt hat. Ich möchte den Fall deshalb noch einmal chronologisch ablaufen lassen. Dem Trainer, Zapf Gebhardt, war es schon seit einiger
Zeit bekannt, dass Manni Müller sehr nervös war. Ob dies private oder auch berufliche Gründe waren, darf eigentlich bei einem Profi keinerlei Rolle spielen. Jedenfalls hätte der
Trainer den Torhüter gegen den HSV, nach Meinung vieler Experten, erst gar nicht aufstellen dürfen, denn dann wäre dies alles nicht passiert. Nun, Müller hat gespielt und
hat sich dabei nicht durch Leistung ausgezeichnet. Es zählt einfach zu den Pflichten eines Trainers, seine Spieler auf Fehler im Spiel hinzuweisen. In welchem Ton dies dann
stattgefunden hat, kann ich nicht sagen, denn ich war ja nicht dabei. Überhaupt, ich habe die ganze Affäre erst während der Pressekonferenz erfahren, nachdem die Geschichte
bereits an die Öffentlichkeit gezerrt war. Ich kann mir den Vorwurf gegen den Trainer nicht ersparen, dass er mich einfach sofort hätte informieren müssen. Das gleiche gilt
auch für Manni Müller, denn mein Platz auf der Tribüne ist ja allen hinreichend bekannt. Müller war nach der Halbzeit ja auch noch circa eine halbe Stunde im Stadion, bevor er
sich wort- und grußlos verdrückt hat. Hätte ich rechtzeitig von diesem Disput gewusst, dann hätte sich sicher noch eine für beide Seiten akzeptierbare Lösung finden lassen. So
war nun die Vorstandschaft auf der Pressekonferenz nicht nur mit dem Vorfall konfrontiert, sondern auch mit der Aussage des Trainers, dass er Manni Müller nie mehr
aufstellen wird. Stellen Sie sich einmal vor, Sie würden an Ihrem Arbeitsplatz als Arbeitnehmer Ihrem Vorgesetzten das Götz-Zitat anbieten und ihm gleichzeitig die
Arbeitskleidung vor die Füße werfen. Was würde Ihnen da passieren? Da würden auch Verdienste, die sie sich für die Firma erworben haben, nicht mehr allzusehr ins Gewicht
fallen. Sie müssten Ihre Siebensachen packen und gehen. Was blieb der Vorstandschaft nun anderes übrig, als hart durchzugreifen, denn wer sagt denn, dass nicht nächste
Woche ein anderer Spieler sich zu einer Disziplinlosigkeit hinreißen lassen würde? Da die Spieler alle Angestellte des Vereins mit gleichen Rechten und Pflichten sind, wäre ein
Präzedenzfall geschaffen, auf den sich in Zukunft alle Spieler berufen könnten.” So weit, so gut. Im nächsten Absatz aber kam die Keule Roths gegen den Zapf: “Ich
möchte gar nicht die Verdienste des Trainers Zapf Gebhardt schmälern, der in dankenswerter Weise eingesprungen ist und den FCN bis Saisonende trainiert. Aber
wenn wir wieder an die Sonne kommen wollen, müssen wir langfristig planen, dies geht natürlich nur mit einem jüngeren Mann. Man kann einfach nicht von einem Mann
verlangen, der bereits um die 60 Jahre ist, dass er über Jahre hinweg noch die gleiche Robustheit und Nervenstärke eines jüngeren Mannes besitzt.” Das Urteil über den Zapf war gesprochen.
Der antwortete in derselben Ausgabe der Vereinszeitung folgendermaßen: “Ich werde bis zum Schluss meines Vertrages mit vollem Einsatz bei der Sache sein. Das bin ich
meinem Club und mir selbst als Trainer schuldig. Im April konnte ich auf eine 25jährige Tätigkeit als Trainer zurückblicken. Ich habe in dieser Zeit noch nie um einen Vertrag
gebettelt und werde dies auch nicht tun. Aber eins weiß ich: Meine Arbeit werde ich bis zur letzten Stunde tun. Wenn ich meine Arbeit beim Club ansehe und auch auf meine
früheren Trainer-Stationen zurückblicke, dann kann ich - ohne überheblich zu sein - sicher feststellen, dass ich die gleiche Leistung vollbracht habe und sie noch vollbringen
kann wie so viele meiner namhaften Kollegen in der Bundesliga. Das wär’s wieder einmal. Herzlichst, Ihr Zapf Gebhardt.” Zu Beginn der Saison 1979/80 hieß der neue Clubtrainer Jef Vliers. Robert Gebhardt
wurde zum Berater degradiert. Für den damals 58jährigen brach eine Welt zusammen. Nicht, weil er den Klassenerhalt verfehlt hatte, sondern weil er der Vereinsführung für
einen Neuaufbau nicht als der geeignete Mann erschien. Er fragte: „Was wollen die denn? Der Weisweiler ist doch auch nur ein Jahr älter als ich!“ Doch bereits nach 3
Spieltagen musste Vliers seine Koffer packen und verließ mit einem Schuhkarton unter dem Arm verärgert den Valznerweiher. Inhalt des Kartons waren 60 000 Mark Ablöse.
Beim Heimspiel gegen den VfR Bürstadt forderten die Clubfans in Sprechchören: „Wir wollen Zapf!“ Der Druck der Öffentlichkeit hatte schließlich Erfolg: Gebhardt wurde am 20. August wieder Cheftrainer des 1. FCN.
Abbildung entnommen aus Club-Revue 9/1979
Am Tag als nicht der Regen, sondern der Zapf zum Club (zurück)kam, strömten die Menschenmassen zum Valznerweiher. Präsident Michael A. Roth kommentierte dies so: „Herr Gebhardt ist zwar nicht jünger
geworden, aber wir um eine Erfahrung reicher!“ Wenige Tage später sangen die Fans schon wieder: „Gebhardt, wir danken dir!“ Der Zapf kam, sah und siegte. Mit ihm und
seiner bekannten „harten Welle“ stellte sich der ersehnte Erfolg schnell ein. Gebhardt musste sogar die Euphorie dämpfen, die sich schnell wieder breitgemacht hatte. Und
diesmal blieb ihm das Glück treu. Mit einer sofort gebildeten Stammelf, die wieder durch Disziplin, Tempofußball und schnörkelloses Spiel überzeugte, eilte der Club von Sieg zu Sieg und machte den Wiederaufstieg perfekt.
Abbildung entnommen aus Haala: Der Club
Zapf Gebhardt präsentiert am Ende der Saison 1979/80 den Club als direkten Rückkehrer in die 1. Bundesliga. Der ARO freut sich, als ob er selber aufgestiegen wäre. Abbildung entnommen aus Weickmann: Der “Zapf” Und noch ein schönes Aufsteigerfoto!
Die Saison 1980/81 begann mit einem Paukenschlag. Gebhardt degradierte sich selbst
vom gefeierten Helden zum Fußballrentner. Drei Wochen vor dem Bundesliga-Auftakt schickte er ein Telegramm an die Geschäftsstelle: „Auf Grund des unmöglichen
Verhaltens einiger Vorstandsmitglieder bitte ich, mich aus dem Vertrag sofort zu entbinden.“ Der Grund für diesen nur auf den ersten Blick überraschenden Schritt war
die beabsichtigte Entlassung seines Co-Trainers Erich Tauchmann. Nach der Rückkehr aus einem Kurzurlaub des ganzen Clubteams auf Mallorca hatten mehr als 10
Fußballlehrer bei Gebhardt zu Hause angerufen, um sich als neuer Co-Trainer zu bewerben. Gebhardt aber wollte Tauchmann behalten und fand: „Es ist doch unmöglich,
so etwas während meiner Abwesenheit zu inszenieren!“ Zudem sah er seine erfolgreiche Arbeit von Präsident Michael A. Roth nicht genügend gewürdigt. Vizepräsident Hans
Gebhardt, Zapfs Cousin, kommentierte den Vorgang so: “Bei uns geht’s zu wie im Zirkus!” Später bezeichnete Gebhardt seinen Rücktritt als seine “größte Dummheit”.
Ex-Bundestrainer Helmut Schön schrieb 1980 im Vorwort zu “Der Zapf”: “Der Zapf war einer jener Außenläufer, die heute ausgestorben sind. Was das Fußballerische
anbelangt, so wünschte ich den heutigen Spielern, dass sie ihn noch einmal am Ball und auf dem Spielfeld erleben könnten.” Abbildung entnommen aus Weickmann: Der “Zapf”
Widmung Sepp Herbergers für Zapf Gebhardt: “Robert Gebhardt, dem Spielmacher des Clubs über viele Jahre. Seppl Herberger” Der Zapf starb 1986 im Alter von 65 Jahren. Seine letzte Ruhe fand er auf dem
Nürnberger Westfriedhof. Abbildung entnommen aus Club-Revue 3/86
Viele alte Cluberer gaben dem Zapf das letzte Geleit. V.l.n.r.: Edi Schaffer, die Vereinsvertreter Ehrt, Oberhof, Schmelzer und Dr. Braun, Helmut Herbolsheimer, Adolf Mirsberger, Uttla Uebelein, Gustl Schober,
Reporter Ludwig Maibohm, Willi Billmann, Schorsch Kennemann und Muckl Eiberger. |
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