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Gustav “Gustl” Flachenecker geboren am 28.10.1940;Flachenecker, der Halbstürmer mit dem Bombenschuss – der Kicker nannte ihn einmal den
Mann „mit dem Dynamit in den Beinen“ – , spielte von 1959 bis 1963 94mal in der Oberligamannschaft des 1. FCN und erzielte dabei 47 Tore. Von 1963 bis 1966 absolvierte
er 27 Bundesligaspiele, wobei er es auf 12 Treffer brachte. Insgesamt bestritt er 225 Spiele als Mittelfeldspieler und Rechtsaußen in der ersten Mannschaft. 1961 erkämpfte er mit dem Club
die deutsche Meisterschaft, 1962 den deutschen Fußballpokal. Flachenecker wurde auch in der DFB-Jugendauswahl eingesetzt. Besonders gefürchtet waren seine Schüsse aus der zweiten Reihe. Oft schoss er aus
unmöglichen Lagen und konnte so den Torwart völlig überraschen. Als Kind erhielt er von seinem Vater für jedes Tor 50 Pfennige. In einem Spiel für Johannis
gegen Boxdorf, das 36:0 endete, schoss er 20 Tore. Anstandslos händigte ihm sein Vater die fälligen 10 DM aus. Sein Wechsel zum Club vollzog sich folgendermaßen: Da der FCN im Zabo nicht genügend
Plätze hatte, spielten die Schüler oft auf der städtischen Anlage an der Siedlerstraße. Eines Tages kam der Betreuer der 6. Schülerelf, die gegen Johannis 88 antrat, aufgeregt zu
Club-Jugendleiter Andreas Weiß und sagte: „Die haben so einen Kleinen dabei, der erschießt uns ganz allein!“ Weiß ging hin, und es stellte sich heraus, dass der kleine Gustl tatsächlich
schon 6 Tore geschossen hatte. Er war damals noch nicht einmal 10 Jahre alt. Als sich weiß an den Betreuer der „88er“ wandte und meinte: „Der wäre was für uns!“, stellte sich heraus, dass
der Betreuer der Onkel des kleinen Gustl war. Seine Antwort lautete: „Ich habe nichts dagegen, und wenn sie mich als Betreuer brauchen, dann komme ich auch!“ Damit war alles erledigt.
Mit 20 Jahren wurde Flachenecker 1961 mit der jungen Clubmannschaft deutscher Meister, 1962 Pokalsieger. Im Pokalspiel gegen Saarbrücken stand er dabei die letzte Viertelstunde im Tor.
Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub Die Pokalsieger-Elf von 1962
oben v.l.n.r.: Tasso Wild, Rolli Wabra, Richard Albrecht, Heinz Strehl, Gustl Flachenecker, Nandl Wenauer, Paul Derbfuß, Helmut Hilpert; unten v.l.n.r.: Kurt Haseneder, Steff Reisch, Kurt Dachlauer.
Abbildung entnommen aus Wenauer/Hahl: Alle meine Trainer Nach dem Pokalsieg war erstmal feiern angesagt.
V.l.n.r.: Rolli Wabra, Richard Albrecht, Heinz Strehl, Gustl Flachenecker, Nandl Wenauer und Steff Reisch.Das Spiel seines Lebens absolvierte der gelernte Kfz-Mechaniker, der sich immer vor Eifer
und Tatendrang fast zerriss, in der Saison 1961/62 im Europapokal der Landesmeister gegen Benfica Lissabon im seit Wochen ausverkauften und tief verschneiten städtischen Stadion.
Beim stand von 0:1 bekam er in der 31. Minute den Ball, fackelte nicht lange, zog sofort ab und überraschte damit den Benfica-Torwart Pereira, der an eine Flanke gedacht hatte.
Flachenecker war es auch, der die 2:1-Führung mustergültig vorbereitete. In der 85. Minute setzte er seiner Leistung mit einer Kopie seines ersten Tores die Krone auf. Seine Siegprämie betrug sage und schreibe 50 DM.
Abbildung entnommen aus: 75 Jahre 1. FC Nürnberg
Gustl Flachenecker im Europapokalspiel gegen Benfica Lissabon. Rechts der Portugiese Cruz. Abbildung entnommen aus: 75 Jahre 1. FC Nürnberg
Gustl Flachenecker im Zweikampf mit Karlheinz Schnellinger im Meisterschaftsfinale 1962, das der 1. FC Köln mit 4:0 gewann. Rechts Kölns Torhüter Ewert.
Unter Trainer Jenö Csaknady sorgte der Gustl einmal für Aufregung. Nandl Wenauer berichtete davon: “Wer mit Csaknady auf Reisen ging, konnte was erleben! Ich erinnere mich
noch genau an unser Auswärtsspiel in Karlsruhe. Wir bezogen im exklusiven Schwarzwald-Kurort Herrenalb im piekfeinsten Hotel Quartier. Das Essen wurde aufgetragen,
und Gustl Flachenecker schnupperte am Steak. ‘Ich glaub, das Fleisch hat einen Stich. Es riecht ein wenig’, äußerte der Flaches vorsichtig. Csaknady reagierte blitzschnell. Er ließ sich
einen Teller reichen. Dann traf er die Feststellung: ‘Die Steaks stinken, meine Herren. Man will uns vergiften! Auf diese Art lassen wir uns nicht dezimieren oder den Sieg rauben. Lassen Sie
alles stehen und liegen! Rühren Sie das Fleisch nicht an!’ Csaknady marschierte zur Hoteldirektion, protestierte, lamentierte und beauftragte den Spielerbetreuer Fred Böhm,
sofort eine neue Unterkunft zu suchen. Dreißig Minuten später zog die gesamte Mannschaft aus dem Luxushotel aus und in ein Quartier quer über die Straße.”
Von sich selber sagte der spurt- und schussgewaltige Spieler: „Ein bisschen frech muss man eben sein, und außerdem darf man sich nicht alles gefallen lassen – auch vom Schiedsrichter
nicht. Ich meckerte ziemlich oft, aber vom Platz bin ich nie geflogen!“ 1967 war seine Karriere aufgrund von Verletzungen zu Ende. Er war allerdings auch von Max
Merkel vom Training ausgeschlossen worden, der meinte: “In Nürnberg gibt es zu viele Spieler, die nur Geld einstreichen, ohne dafür arbeiten zu wollen.”
Er hängte schließlich noch ein Jahr bei der SpVgg Fürth dran, kam dort aber verletzungsbedingt nur zu zwei Saisoneinsätzen. Danach betrieb er in der Rothenburger Straße 165 eine Toto-Lotto-Annahmestelle.
Später war er auch als Trainer tätig, unter anderem beim 1. SC Feucht und beim TSV Südwest Nürnberg. |
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