|
Dieter “Eckes” Eckstein geboren am 12.3.1964;Eckstein absolvierte in der Saison 1984/85 37 Zweitligaspiele für den Club, in denen ihm 13
Treffer gelangen. Von 1985 bis 1989 und von 1990 bis 1994 spielte er 189mal in der Erstligamannschaft und erzielte dabei 66 Tore. Damit ist er hinter Heinz Strehl der
Bundesliga-Torschütze mit der zweithöchsten Trefferzahl beim Club. Seine Jugendzeit in seiner Geburtsstadt Kehl war – wie sein späteres Leben auch - von
Schicksalsschlägen geprägt. Mit 11 Jahren starb sein Vater, zwei Jahre später dann auch die Mutter. Fortan wuchs er bei Pflegeeltern auf.
Sein erster Verein war der FV Kehl am Rhein. Sein angeborenes Bewegungstalent führte ihn schon damals in die A-Jugend-Nationalmannschaft. Später wurde er auch in der U-21-Nationalmannschaft eingesetzt. Abbildung entnommen aus Jugend-Kicker 5/82
Die deutsche A-Jugend-Nationalmannschaft anlässlich eines Länderspiels gegen Luxemburg: oben v.l.n.r.: Hutwelker, Horn, Michael Rummenigge, Pohl, Beike, Kitzmann,
Kahlhofen, Dieter Eckstein, Bialon; unten v.l.n.r.: Wilk, Aumann, Rinner, Haas, Dais, Rinke, Ernst. Schon in sehr jungen Jahren heiratete der gelernte Mechaniker und wurde Vater von zwei
Kindern, zu denen später noch zwei weitere hinzukamen. 1983, im Jahr seiner Hochzeit, hatte die Bundesliga längst ein Auge auf den schnellen Flügelflitzer geworfen. Der VfB Stuttgart
wollte ihn, und auch Trainer Jürgen Sundermann hätte ihn am liebsten für Racing Straßburg verpflichtet. Der Eckes aber entschied sich für das Angebot Udo Klugs vom 1. FC Nürnberg
und wechselte erst einmal zu den Clubamateuren, mit denen er 1984 den Bayernliga-Aufstieg schaffte, wozu er 31 Tore beitrug. 1984 bekam er einen Profivertrag.
Angesichts einer nicht vorhandenen Sporttasche bei seinem ersten Auswärtsspiel für den Club sprach der badische Torjäger den denkwürdigen Satz: „Hauptsach isch doch, dass i meine
Kickschuh dabei hab!“ Dem Spieler, der sich auch weiterhin auf das Wesentliche – nämlich das Toreschießen – konzentrierte, gelang es binnen kurzem, zum Publikumsliebling Nummer
eins zu avancieren. Schnell fühlte er sich in Nürnberg wohl, obwohl er stets Schwierigkeiten mit dem fränkischen Dialekt hatte, ebenso wie mit dem Trainer. Eckstein hatte Probleme, sich
unterzuordnen. So gab es für den bis dahin erfolgverwöhnten Stürmer die ersten Rückschläge. Erst Hubert Müller, der Amateurtrainer des FCN, vermochte Dieter zu motivieren und ihn auf
neue Ziele als Profifußballer einzuschwören. Über die 2. Bundesliga fand er mit dem Club so den Weg in die Eliteliga, und die Fans verziehen dem Dribbelkünstler so manchen Eigensinn.
Sein Revier war der linke Flügel. Er war ein Spieler vom Typ des Wetzers und Renners, der mit Volldampf die Linie entlanghetzte – allerdings nicht der Trainingsfleißigste, was seine
Trainer, namentlich Heinz Höher, häufig auf die Palme brachte. Eckstein profitierte eben von seinen Sprintfähigkeiten. Um die 11 Sekunden brauchte er auf 100 Meter.
Eckstein war einer der fünf Clubspieler, die am Tag nach der Spielerrevolte gegen Heinz Höher in der Saison 1984/85 noch zum Training erschienen. Abbildung entnommen aus Haala: Der Club
Skeptisch schaut Heinz Höher (ganz links) auf das Häuflein der fünf Spieler, die sich nicht am Aufstand gegen ihn beteiligt haben.
V.l.n.r.: Fred Klaus, Reiner Geyer, Frank Nitsche, Dieter Eckstein und Rudi Stenzel Abbildung entnommen aus Club-Revue 2/86
Szene aus dem Spiel Bayern München - 1. FCN in der Saison 1985/86, das der Club im Olympiastadion mit 1:2 verlor. Das Interessante an diesem Bild ist zweifellos der Gegenspieler Dieter Ecksteins,
den er hier bravourös überspielt: kein Geringerer als der spätere Clubtrainer *g*Nach dem knapp geschafften Nicht-Abstieg in der Saison 1985/86 sagte Höher über den
Vollblutstürmer, der immer volles Risiko ging: „Zum Glück haben wir einen Dieter Eckstein. Im entscheidenden Augenblick ist er da!“
In der Saison 1986/87 stieg er zum Nationalspieler auf. Insgesamt wurde er 7mal in der Nationalmannschaft eingesetzt. Franz Beckenbauer nominierte ihn für sein erstes Länderspiel
gegen Spanien,wo er in der Endphase eingewechselt wurde.
Abbildung entnommen aus Club-Revue 11/86
Packende Szene aus Dieter Ecksteins Debüt in der Nationalmannschaft gegen Spanien. Sein Ziel lautete: “Bis zur Europameisterschaft 1988 in Deutschland möchte ich zur
Stammbesetzung der Nationalmannschaft gehören.” Verwirklicht hat er es leider nicht. Auf die Frage, was sich in seinem Leben durch den Einsatz in der Nationalelf verändert habe,
antwortete er: “Eigentlich gar nichts. Am Anfang war ich natürlich schon stolz, Nationalspieler zu sein, aber nach einiger Zeit denkt man da gar nicht mehr so dran.” Doch in der Bundesliga bekam er immer häufiger Schwierigkeiten. Alleinunterhalter sind eben
nur gefragt, wenn sich der Mannschaftserfolg einstellt – und die Nürnberger traten auf der Stelle.Immerhin gehörte Eckstein zum Aufgebot für die Europameisterschaft 1988, eingesetzt wurde
er allerdings nur im Eröffnungsspiel gegen Italien - und auch das erst in der 82. Minute, als er für Rudi Völler ins Spiel kam. Später kommentierte er diese Tatsache so: "Es war schon ein
unglaubliches Erlebnis, allein der ganze Medienrummel war Wahnsinn.” Trotzdem wurmte es ihn, dass Beckenbauer nicht öfter auf ihn zurückgriff: "Schließlich waren andere auch nicht
besser." Vor allem die Nichtberücksichtigung im Halbfinale gegen den späteren Champion Holland (1:2), als Teamchef Franz Beckenbauer dem Dortmunder Frank Mill den Vorzug gab,
wurmte Eckstein, der freilich hochkarätige Konkurrenz hatte: Rudi Völler, damals immerhin in Diensten von AS Rom, Jürgen Klinsmann oder Pierre Littbarski hießen die Platzhirsche im deutschen Sturm.
Abbildung entnommen aus Der Club 9/1988
Dieter Eckstein im sensationell mit 2:1 gewonnenen Europapokalspiel der Saison 1988/89 beim AS Rom Abbildung entnommen aus Der Club 10/1988
Im Rückspiel gegen den AS Rom keimt Hoffnung auf, als Dieter Eckstein per Elfmeter den frühen 0:1-Rückstand ausgleichen kann.
Abbildung entnommen aus Der Club 10/1988 Nach 90 Minuten steht es immer noch 1:1. In der Pause vor der Verlängerung kümmert sich Betreuer Klaus Majora um Dieter Eckstein.
Leider umsonst - der Club verlor mit 1:3.Im UEFA-Pokalspiel am 7. September 1988 beim mit Stars gespickten AS Rom stellte er zusammen mit Sammy Sané den 2:1-Endstand sicher. Im mit 1:3 verlorenen Rückspiel in
Nürnberg schoss er per Elfmeter zum 1:1 sein vorerst letztes Tor für den Club, ehe er völlig überraschend für 3,4 Millionen Mark nach Frankfurt wechselte. Diesen Schritt kommentierte
er mit den Worten: „Ich habe einfach keine Lust mehr, weiter in Nürnberg zu spielen!“ Der Publikumsliebling erklärte seinen Entschluss mit dem attraktiven Angebot der Eintracht, der
schlechten Stimmung beim Club und einem ganz persönlichen Schicksalsschlag: Sein dritter Sohn Dennis war im Alter von sieben Wochen am plötzlichen Kindstod gestorben.
Frankfurts Trainer Jörg Berger stellte bald einen unerklärlichen Leistungsabfall bei dem Nationalspieler fest. Es fehlte die Dynamik, die ihn in Nürnberg ausgezeichnet hatte, und er
wirkte verunsichert im Abschluss. 241 Tage blieb er ohne Torerfolg. Im Januar 1990 kam Eckstein für 2,4 Millionen aus Frankfurt zurück, und schnell blühte er wieder auf.
1992 schlug dann das Schicksal wieder bei ihm zu. Sein haus in Weißenbrunn brannte bis auf die Grundmauern nieder. Nach 2:10 Punkten zu Beginn der Abstiegssaison 1993/94 verscherbelte ihn Präsident Voack
gegen den vehementen Widerstand von Trainer Willi Entenmann und gegen seinen eigenen Willen für 1,5 Millionen an den direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, Schalke 04.
Vorwürfe, er schwäche die Mannschaft trotz der akuten Abstiegsgefahr, wischte der Präsident mit den eines Bundesliga-Präsidenten unwürdigen Worten vom Tisch, Eckstein sei in einem
„körperlich furchtbar schlechten Zustand“ und zudem „in einem Vierteljahr ohnehin ein Sozialfall“. Andreas Köpke kommentierte den Vorgang später so: „Die Sache mit dem Dieter
war eine Riesensauerei und lief ab wie Menschenhandel!“ In Gelsenkirchen ging es dann sportlich immer mehr bergab. Zuletzt saß der Torjäger von einst
nur noch auf der Reservebank und spielte in den Überlegungen von Trainer Berger keine Rolle mehr. Im Zusammenhang mit dem Verfahren gegen Club-Schatzmeister Ingo Böbel verhängte die
Justiz auch gegen Eckstein strafrechtliche Sanktionen wegen des Erhalts von „Extra- Honoraren“, die nicht in den Verträgen standen.
Im März 1995 schloss er sich dem Londoner Traditionsverein West Ham United an, blieb aber nur sechs Wochen bei dem englischen Erstligisten. Dann warf er das Handtuch, als er
nach erneutem Verletzungspech nicht mehr in Schwung kam. Über den SV Waldhof Mannheim landete er 1996 beim schweizerischen Zweitligisten FC
Winterthur. Zur Winterpause 1996/97 unterschrieb er dann einen Vertrag beim Regionalligisten FC Augsburg, dessen Vizepräsident Helmut Haller sich für seine Verpflichtung stark gemacht
hatte. Ein ehemaliger Cluberer überredete ihn schließlich zum Wechsel in die Fuggerstadt – sein einstiger Amateurtrainer Hubert Müller. In der Saison 1997/98 wurde er Torschützen-
könig der Regionalliga Süd. 1998 wechselte er dann auf eigenen Wunsch vorzeitig zur SG Post-Süd Regensburg in die Bayernliga. Über seinen körperlichen Zustand meinte er zu jener Zeit: “I ch bin mit einem Bein noch schneller als mein neuer Trainer Hans Dorfner, mit dem ich beim Club jahrelang zusammengespielt habe.” In Regensburg beendete er dann aber doch
seine aktive Laufbahn.
Die nächsten Stationen waren Trainerposten beim TSV Neusäß und beim SV Heidingsfeld, wo er aber bald wieder entlassen wurde.
2001 erkrankte er schwer an Hodenkrebs. Nachdem er die Krankheit aber scheinbar besiegt hatte, übernahm er erneut eine Trainerstelle, diesmal bei Erzberg Wörnitz. Nach drei Jahren als
Spielertrainer wechselte er im Sommer 2004 als Spielertrainer zum FSV Weißenbrunn. Gleichzeitig unterschrieb er einen Halbjahresvertrag bei der DJK Adelsdorf. 2005 übernahm er
als Spielertrainer den FC Dombühl. Während der Saison wechselte er als Spielertrainer zum TSV Hainsfarth in die Bezirksliga Schwaben. Im Sommer 2007 wurde er zur Unterstützung
des Fanbeauftragten des 1. FC Nürnberg in die offizielle Fanbetreuung integriert. Im Winter der Saison 2007/08 übernahm er als Trainer den Kreisligisten TSV Dürrwangen. Ab dem
Januar 2008 wurde er hauptamtlich ins Fanwesen des 1. FC Nürnberg aufgenommen, um als Repräsentant bei Fanclub-Veranstaltungen tätig zu sein.
Ein Kritiker sagte einmal von Eckstein, er sei eigentlich eine Generation zu spät Fußballer geworden, weil die Zeit der klassischen Außenstürmer vorbei war, als er seinen Leistungs- höhepunkt erreichte.
Eckstein selbst, der Diego Maradona als seinen bedeutendsten Gegenspieler bezeichnete, sagte rückblickend über seine Profikarriere: “H
eute würde ich sicher vieles anders machen. Als Profi war ich eben ein Hallodri; ich bin viel ausgegangen, ich habe viel getrunken und geraucht.
Die Leistung auf dem Platz stimmte zwar meist, aber ich hätte sicher mehr erreichen können als meine sieben Länderspiele.”
|
|