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“Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein
und die Bewohner Nürnbergs zu spielen.
Möge all dies immer bewahrt werden
und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen.”
(Heiner Stuhlfauth)

Hans “Hansi” bzw. “Charly” Dorfner

 

geboren am 3.7.1965;

Dorfner absolvierte in der Saison 1984/85 34 Zweitligaspiele für den Club, in denen er 5 Treffer erzielte. In der Saison 1985/1986 und von 1991 bis 1994 spielte er 77mal in der Erstligamannschaft und schoss ebenfalls 5 Tore. Zwischen 1987 und 1989 bestritt er                    7 Länderspiele, wobei er 1 Tor schoss.

Abbildung entnommen aus Bausenwein u.a.: Die Legende vom Club

Dorfners Weg als Fußballprofi war nicht immer leicht. Vielmehr prägten Verletzungen die Karriere des Spielers, der aus Regensburg stammte und schon mit 7 Jahren beim ASV Undorf in der Oberpfalz kickte. Hier wurde er 1982 von Reinhard Saftig entdeckt, dem Assistenztrainer von Bayern München. In München überraschte er durch sein Selbstbewusstsein und kam in der A-Jugend glänzend zurecht – so gut, dass er im gleichen Jahr erstmals in die Jugendnationalmannschaft berufen wurde. Als er aber den Jugendstiefeln entwachsen war, spürte er bald, dass das Brot bei den Bayern zuweilen hart ist. Die Konkurrenz war groß, und 1984 wurde der Kurzpassspezialist, der sich zwar schon als Jugendnationalspieler einen Namen gemacht, aber noch keine Bundesligaluft geschnuppert hatte, als Stürmer für 2 Jahre zum Club ausgeliehen, wo er von Heinz Höher zum überragenden Spielmacher und siebenfachen Nationalspieler gemacht wurde, der sich mit Dieter Eckstein blind verstand. Dorfner, der König des schnellen, direkten Spiels – war es, der den Club nach einem der turbulentesten Jahre der Vereinsgeschichte als Regisseur auf Anhieb wieder nach oben führte. In die Rolle des Spielgestalters schlüpfte er, als hätte er nie eine andere Position eingenommen. Für Heinz Höher war er “die Seele unseres Spiels”. Mit ihm stand oder fiel oft das Spiel der ganzen Mannschaft. Er selbst bezeichnete die Saison 1984/85 als das ereignisreichste Jahr seiner Karriere und das Jahr mit den schönsten Erlebnissen.

Über seinen Wechsel zum Club erzählte er: „Lange vor Saisonbeginn stand fest, dass mich die Bayern nach Nürnberg ausleihen würden. Dann bestritten wir das erste Ablösespiel für Karl-Heinz Rummenigge bei Inter Mailand. Ich wurde in der Halbzeit eingewechselt und machte ein Superspiel als Stürmer, worauf mich Trainer Udo Lattek nicht mehr gehen lassen wollte. Erst nach zähen Verhandlungen erreichte Manfred Müller, der damals als Manager beim Club einstieg, meine Freigabe.“

Sein großes Handicap war seine Verletzungsanfälligkeit. Im Trainingslager vor der Saison 1984/85 zog sich Dorfner zum Beispiel eine Knochenabsplitterung zu und fiel für die ersten 3 Spieltage aus. Im vierten Spiel gegen den MSV Duisburg feierte er sein Debüt beim Club – als Manndecker. Höhers Begründung: „... weil er bei den Bayern im Training gegen Kalle Rummenigge immer gut aussah.“ Der Versuch klappte so gut, dass er zunächst Manndecker blieb.

Nach der Spielerrevolte gegen Heinz Höher und der daraus folgenden Entlassung von Udo Horsmann, Rudi Kargus, Horst Weyerich und Stefan Lottermann fragte ihn Horsmann, ob er bereit wäre, Präsident Schmelzer mitzuteilen, dass die Mannschaft, bis auf die 5 „Getreuen“ Fred Klaus, Rudi Stenzel, Dieter Eckstein, Reiner Geyer und Frank Nitsche sowie den „einsichtig“ gewordenen Thomas Brunner trotz der harten Reaktion des Vereins nicht bereit sei, noch einmal zum Training anzutreten. Dorfner lehnte dieses Ansinnen jedoch mit den Worten „nein, ich sage gar nichts“ ab.

Am nächsten Spieltag stand das Auswärtsspiel in Aachen an. Dorfner berichtete darüber: „Wir dachten an Boykott, schließlich fühlten wir uns nach wie vor solidarisch mit den Entlassenen. Die älteren Spieler hatten längst einen Anwalt eingeschaltet. Der riet uns, die Begegnung keinesfalls ausfallen zu lassen, weil sonst eine Prozesslawine auf uns zurollen würde. Also tauchten wir um zehn Uhr morgens am Treffpunkt auf, fuhren nach Aachen und traten dort mit einer Mischung aus Profis, Amateur- und Jugendspielern an. Mit der jüngsten Clubelf aller Zeiten verloren wir mit 1:2. Dennoch gilt dieser Abend seitdem als Wiedergeburt des 1. FC Nürnberg.“

In den Tagen danach wurde Dorfner von Heinz Höher in sein Büro gerufen, der ihm mitteilte: „Charly, du bist ab sofort mein Spielmacher, meine zentrale Figur. Um dich herum möchte ich eine neue Mannschaft aufbauen!“

Über die neue Clubmannschaft erzählte er: „Wir waren praktisch alle unverheiratet, kaum einer hatte eine feste Freundin. Also sind wir mindestens dreimal pro Woche abends zusammen fortgegangen. Es herrschte eine unglaubliche Kameradschaft, und wir entwickelten uns zu einer verschworenen Gemeinschaft, in der jeder für den anderen durchs Feuer ging.“

Interessant ist schließlich noch seine abschließende Beurteilung der Spielerrevolte: „Der Kontakt zu den entlassenen „Rebellen“ war schon sehr bald abgerissen. Im Lauf der Zeit kamen immer mehr Fakten ans Tageslicht, die wir nicht gekannt hatten, und es stellte sich heraus, dass sie uns in manchen Dingen die Unwahrheit gesagt hatten. Ich glaube heute, dass Heinz Höher den Verlauf dieser ‚Oktoberrevolution’ vorhergesehen, ja vielleicht sogar geplant hat. Irgendwie hat er gespürt, dass er mit den älteren Spielern keinen Erfolg haben würde.“

In der Saison 1985/86 musste sich Dorfner einer Meniskusoperation unterziehen und kam deshalb nur sporadisch zum Einsatz. Zwei Wochen nach dem Eingriff wollte er gegen Fortuna Düsseldorf unbedingt wieder spielen und führte die Mannschaft zu einem 3:2-Sieg, der eine Serie von 1:19 Punkten beendete. Heinz Höher urteilte damals über ihn: „Hans Dorfner ist eben die Seele unseres Spiels.“ In den nächsten Spielen fehlte er dann wieder, da seine Kniebeschwerden anhielten. Sein Einsatz war scheinbar doch zu früh gekommen. Gegen Saisonende musste er schließlich sogar noch einmal operiert werden. Seine nur 17 Saisonspiele sind ein Indiz dafür, dass er für die Clubelf, die am Ende den Abstieg vermeiden konnte, zwar viel, aber eben nicht alles bedeutete.

Junge Spieler mit dem Prädikat eines, der die Fäden ziehen konnte, waren rar, und deshalb war es eigentlich ganz logisch, dass 1985 DFB-Trainer Berti Vogts eine Einladung für die U-21-Auswahl schickte. Damit stand der „Hansi“ schon auf dem Sprungbrett in die Nationalmannschaft, worauf  1 Jahr später Uli Hoeneß wieder bei ihm vorstellig wurde und ihm einen neuen Vertrag anbot. Er machte sich die Entscheidung nicht leicht, zögerte lange und unterschrieb schließlich doch.

Vor der Saison 1986/87 verlor der Club seinen Spielmacher. Dorfner wechselte nach langem Versteckspiel zurück zum FC Bayern. Präsident Schmelzer, nach dessen Worten er ein “sportlich wie menschlich tadelloser Bursche” war, “der hervorragend zu unserer Truppe gepasst hat”, meinte zu Dorfners Entscheidung: “Wir müssen sie akzeptieren. Er hat sich um den 1. FCN in großem Maße verdient gemacht. Mit den finanziellen Möglichkeiten der Bayern können wir ohnehin nicht Schritt halten.” Dorfner selbst gab zu Protokoll: “Es fällt mir natürlich sehr schwer, den Club zu verlassen. Ich fühlte mich sehr wohl in Nürnberg und hatte eine schöne Zeit mit dem Club. Aber es ist eben unerhört reizvoll, bei einem absoluten Spitzenverein zu spielen.” In erster Linie sei der sportliche Aspekt ausschlaggebend gewesen und nicht der finanzielle.

Sören Lerby hatte die Bayern verlassen, um in Monaco zu spielen, und eine große Lücke hinterlassen. Dorfner witterte die Chance, doch es dauerte über ein halbes Jahr, ehe er endlich seinen Stammplatz gefunden hatte. Immer wieder wurde er von Verletzungen zurückgeworfen. doch er stabilisierte seine Leistungen und wurde tatsächlich das, was er sich immer erträumt hatte: der Regisseur im Team der Stars.

Das Länderspielglück stellte sich im August 1987 ein, und die Kritiker waren voll des Lobes. Sie bescheinigten dem jungen Mann aus der Oberpfalz Zweikampfstärke. Doch alle, die ihm eine große internationale Karriere prophezeiten, übersahen seine Verletzungsanfälligkeit.

Im Januar 1991 kam er für 2 Millionen aus München zurück. Allerdings stellte sich später heraus, dass er – am Finanzamt vorbei – Einkünfte bezog, die nicht in den Verträgen standen.

Er erhielt mit einer Laufzeit von viereinhalb Jahren den längsten Vertrag, den je ein Spieler am Valznerweiher unterschrieben hat, doch seine Verletzungsprobleme nahm er mit zum Club. Mit 28 hatte er neun Profijahre hinter sich und war neunmal operiert worden: Außenmeniskus, Innenmeniskus, Muskelbündelriss im Oberschenkel, Außenbandriss, verschobenes Hüftgelenk – lang war die Liste seiner Leiden. Viele, die ihn einst bewundert hatten, empfanden nun Mitleid mit ihm, zumal sein FCN 1994 auch noch die Bundesliga verlassen musste.

Interimspräsident Georg Haas, der die Nachfolge von Gerhard Voack antrat, versuchte Dorfner finanziell auszutricksen. Der hatte 1994 nach der letzten von neun Operationen aufgegeben, seine Karriere beendet und einen Invaliditätsantrag gestellt. Aus der fälligen Versicherungssumme von   2 Millionen sollte der Spieler 500 000 Mark erhalten, die Haas ihm jedoch vorenthielt. Dorfner musste sich sein Geld beim Arbeitsgericht erstreiten.

Nach seiner aktiven Zeit kümmerte sich Dorfner um seine Immobilien in und um seine Heimatstadt Undorf bei Regensburg und gründete die „Hans-Dorfner-Fußballschule“. Außerdem arbeitete er als Trainer bei der SG Post-Süd Regensburg.

Gefragt, wo es ihm besser gefallen habe - bei den Bayern oder beim Club -, antwortete er: “Schön war's überall. Bei Bayern hatte ich sicher mehr Erfolge, bei Nürnberg war es die gute Kameradschaft, und es ging etwas familärer und ruhiger zu. Bis halt auf die Querelen, die bei diesem Verein an der Tagesordnung sind. Trotzdem hat's mir gefallen. Und ich sehe mir auch heute noch gerne ein Club-Spiel an. Die Atmospäre und die Fans, die mich nach wie vor mögen, sie ziehen mich immer wieder hin.”

Als Kopf einer Unterstützergruppe plante Dorfner im Winter 2007/08, in führender Position in den Vereinsvorstand von Jahn Regensburg einzusteigen. Die Gruppierung ließ im Mai 2008 aber schriftlich mitteilen, dass sie den Verein doch nicht wie angekündigt übernehmen wolle. Als Gründe dafür wurden die missliche aktuelle Vermögenslage des Vereins und auch fehlende Unterschriften bei Verträgen angeführt. Jahn-Präsident Nerb plante aber, Dorfners Gruppierung wenigstens in unterstützender Funktion mit ins Boot holen. Mit Dorfner könnten die Unterstützer den zweiten Vorsitz übernehmen und für die Jugend- sowie die zweite Mannschaft verantwortlich sein, kündigte Nerb an. Letztendlich stellte sich Dorfner dann aber doch nicht zur Verfügung.