|
Zvezdan “Tschebi” Cebinac geboren am 8.12.1939;Cebinac absolvierte von 1967 bis 1969 55 Bundesligaspiele für den Club, in denen er 6 Tore
erzielte. 1968 erkämpfte er mit dem FCN die deutsche Meisterschaft. In Jugoslawien spielte Cebinac, der ein Jurastudium begonnen, aber im Interesse des Fußballs
wieder abgebrochen hatte, zuerst für Partizan Belgrad, wo er bereits als 17jähriger in der ersten Mannschaft stand, dann für Roter Stern Belgrad.
Vor der Saison 1965/66 leistete er sich etwas völlig Außergewöhnliches: Er und sein Bruder Srdjan waren Zwillinge, und beide wollten weg aus jugoslawien, um eine gute mark zu machen.
Doch nur einer der beiden, Zvezdan, konnte mit dem Ball umgehen. Srdjan sah lediglich aus wie einer, der Fußball spielen kann. Da sich aber beide zum Verwechseln glichen, kamen sie auf eine
gemeine Idee. Zvezdan trat anstelle seines Bruders in Köln zum Probetraining an, und die Kölner hatten nichts besseres zu tun, als sofort einen Vertrag mit diesem Geschenk des Himmels
abzuschließen. Die eindrucksvolle Bilanz des Srdjan Cebinac: 3 Ligaspiele und 1 Tor in einem ganzen Jahr. Abbildung entnommen aus Jenrich (Hg.): Radi, Buffy und ein Sputnik Im Sommer 1967 holte Trainer Max Merkel Cebinac vom PSV Eindhoven in die Noris, obwohl er
eigentlich in München verpflichtet werden sollte. Die Bayern aber bestanden auf einer Option nach Ablauf eines Zwei-Jahres-Vertrages. Cebinac, der nichts so sehr liebte wie seine Ungebundenheit,
ließ sich darauf nicht ein und zog aus dem Trainingslager der Münchner aus. Dies nützte Merkel, unter dem Cebinac bei den 60ern schon ein Jahr lang trainiert hatte, natürlich aus. Gespielt hatte
der Tschebi in diesem Jahr aber nicht, da er vom jugoslawischen Verband nach seinem Weggang für ein Jahr gesperrt worden war. Mittellos saß er deshalb in München herum, denn die Löwen
konnten ihm keinen Vertrag geben. Ihr Ausländerkontingent war mit Radenkovic und Perusic schon ausgeschöpft. Ein Mäzen des Vereins musste ihm deshalb unter die Arme greifen. Um
finanziell wieder auf die Beine zu kommen, ging Cebinac deshalb für ein Jahr nach Eindhoven. Sein Ziel aber blieb die Bundesliga.
Der jugoslawische Nationalspieler war der Typ des genialen Dribbelkünstlers und Flankenkönigs, der es liebt zu „schwanzen“ und den Gegner an die Wand zu spielen. Dies belegt auch folgende
Aussage von ihm: „Fußball ist meine Leidenschaft. Ich will nicht falsch verstanden werden, aber für mich ist ein Fußballspiel die einzige Gelegenheit, wo man den Gegner lautlos auslachen kann, indem
man ihm überlegen ist.“ Tschebi gilt jedenfalls als einer der besten Rechtsaußen, die der Club je hatte. Gleich bei seinem ersten Einsatz spielte sich der in Belgrad geborene überzeugte Antialkoholiker
und Nichtraucher mit herrlichen Dribblings und gestochenen Flanken in die Herzen der Nürnberger Fans. Schon bald war der Scblachtruf “Zick-Zack-Cebinac” ein Dauerbrenner im Städtischen Stadion.
Die „Flankenfabrik“ Cebinac/Volkert wurde zu einem der ganz großen Club-Trümpfe in dieser Meisterschaftssaison. Über das sensationellste Spiel dieses Spieljahres, das legendäre 7:3 gegen
Bayern München erzählte er: „Das war der schönste Tag in meinem Leben. So gut habe ich noch nie gespielt.“ Probleme mit Max Merkel gab es hingegen schon bald. Schon im Januar 1968 stellte das
Sport-Magazin auf der Titelseite die Frage „Trennt sich Club von Cebinac?“. Merkel wurde so zitiert: „Ich werde den ‚König von Franken’ vom Thron stoßen. Ich hau’ ihn aus der Mannschaft
raus. Dem ist der Erfolg so zu Kopf gestiegen, dass seine Einstellung zur Leistung völlig verloren ging. Es ist mit den jugoslawischen Spielern immer dassselbe, sie schnappen über. Die Jugoslawen
sollen uns ihren Slibowitz schicken, uns aber mit ihren Spielern zufrieden lassen. Eigentlich hätten seine Mitspieler ihm schon längst gehörig den Kopf waschen müssen, aber die sind zu gut dafür.
Von mir wird der Cebi so schnell kein Geld sehen, soll er seinen Porsche mit Wasser tanken!“ Im einzelnen warf Merkel Cebinac vor, nicht genug Einsatz gezeigt zu haben und die Clubspieler
dadurch durcheinander zu bringen, dass er außerhalb des Spielfeldes immer das Gegenteil von dem tue, was die Mannschaft gerade mache oder wolle, sowie auch noch eine Verletzung
vorzutäuschen. Im nächsten Spiel wurde er zwar wieder aufgestellt, blieb aber weit unter seiner Normalform und wurde kurz nach Beginn der 2. Halbzeit ausgewechselt. Nun gab es auf einmal
Pfiffe für den Mann, dem die Massen noch wenige Wochen zuvor begeistert zugejubelt hatten. Merkel gab später bekannt, dass klinisch keine Verletzung festzustellen sei, „höchstens, dass der
Simulantius bei ihm angegriffen ist!“ Abbildung entnommen aus Wenauer/Hahl: Alle meine Trainer
Der Tschebi mit seinem Gönner und schärfsten Kritiker Max Merkel. Am meisten aber warf Merkel Cebinac seine Eigenwilligkeiten vor, die die mannschaftliche
Harmonie störten: „Essen die anderen Wurst, will er Käse! Ziehen die anderen Trainingsanzüge an, kommt er in kurzen Hosen!“ Als am vorletzten Spieltag nach einem 2:0-Sieg bei Bayern München die Meisterschaft feststand
und alle auf den Erfolg anstießen, stand Cebinac als einziger todunglücklich abseits, weil er es Max Merkel nicht nachsehen konnte, dass er ihn ausgerechnet in diesem Spiel 25 Minuten vor Schluss
gegen Starek ausgewechselt hatte. Zur Begründung sagte Merkel: „Auch Starek sollte am Meisterschaftskuchen teilhaben.“ „Ich bin traurig“, lautete Cebinacs Kommentar, “seit einem halben
Jahr bin immer ich bei Max Merkel an allem schuld. Ich feiere später mit der Mannschaft, aber jetzt gehe ich nicht in die Kabine.” Leupold und Strehl konnten ihn nicht dazu bewegen, in die Kabine zu
kommen. Er hatte sich, getröstet von Bayerntrainer Cajkovski, in die Nähe der Bayernkabine zurückgezogen. Wabra gelang es schließlich, ihn zur Mannschaft zurückzuholen, indem er ihn
einfach in die Arme nahm und mit sich in die Kabine zog. Um die Proteste des Jugoslawen kümmerte er sich gar nicht: „Wer der Mannschaft mit zur Meisterschaft verholfen hat, der darf auch
beim Feiern nicht fehlen!“ Im Lauf der folgenden Woche gab Cebinac auch seine Abwanderungspläne wieder auf, die er in der ersten Trotzreaktion geschmiedet hatte. Im letzten
Saisonspiel gegen Dortmund durfte er dann auch wieder durchspielen. In der Vereinszeitung des 1. FCN stand nach dem letzten Saisonspiel gegen Dortmund folgendes:
„Der ‚Tschebi’ ist ein besonders sensibler Spieler, der Anpfiffe seines Trainers nicht ohne Wirkung hinunterschluckt. Er ist halt ein Bursche, bei dem möglicherweise gelegentlich ein gutes Wort besser
zieht als die Peitsche.“ Abbildung entnommen aus Club-Revue 11/1979
Der Tschebi mit Leo Leupold im von der Stadt gestifteten Meisterkranz Nach der Meistersaison eröffnete Cebinac in der Ludwigstraße ein Spezialitäten-Restaurant. Auch
das war einer der vielen Streitpunkte zwischen ihm und Merkel. Im Spieljahr 1968/69, das mit dem Abstieg endete, ging für ihn alles schief. Mehr als einmal schlich
er sich zum Unwillen des Trainers aus dem Trainingslager davon. Auch am Tag des Europapokal- hinspiels gegen Ajax Amsterdam verließ er es heimlich, saß aber zur Überraschung aller am Abend
auf der Tribüne. Kapitän Heinz Strehl reagierte darauf wütend: „Wenn Cebi es noch wagen sollte, unsere Kabine zu betreten, schlagen wir ihm die Schuhe auf den Schädel!“ Eine Woche danach
stellte der Club in einem Kommuniqué fest, „1. dass Cebinac am 18.9.68 das Trainingsquartier und die Mannschaft schuldhaft verlassen hat und dass er dafür bestraft werden muss. Dies hat der
Spieler Cebinac eingesehen und sein Verhalten bedauert. 2. dass der Spieler Cebinac der Ansicht war, er sei zu Unrecht beim Training am 16.9.68 vom Platz gestellt worden. 3. dass der Spieler
Cebinac aufgrund einer Aussprache mit der Vorstandschaft eine Richtigstellung des Sachverhalts in der Zeitung erwartet hat. Weil dies unterblieben ist, glaubte Cebinac berechtigt zu sein, das
Trainingsquartier der Mannschaft verlassen zu dürfen. Alle Missverständnisse wurden ausgeräumt. Herr Cebinac ist in seine Mannschaft zurückgekehrt und hat das Training wieder aufgenommen.“
Beim Rückspiel in Amsterdam war er tatsächlich wieder dabei. Ständig lieferte sich der Trainer aber auch danach einen Kleinkrieg mit Tschebi. Merkels Schwäche
war, dass er einmal gemachte Fehler nicht eingestehen konnte und bei leisester Kritik allergisch reagierte. So spitzten sich seine Kontroversen mit Cebinac zu, die letztendlich zum Bruch zwischen
den beiden führten. Von Merkel wurde er zuletzt nicht mehr berücksichtigt. Erst nach dessen Rücktritt wurde er wieder eingesetzt. Tschebi selbst erinnerte sich so an seinen Trainer: „Herr
Merkel hat mich Trottel, Simulant, Eselstreiber und Schaschlikbrater genannt.“ Nandl Wenauer meinte dazu: „Meine Meinung ist die: Im Meisterschaftsjahr leistete sich der Tschebi haargenau die
gleichen Eskapaden. Nur kann man im Erfolg vieles besser verkraften und viel leichter verzeihen!“ Allerdings konnten einige Spieler dem Einzelgänger nicht vergessen, dass er oft Extrawürste beansprucht hatte.
Im Mai 1969 rügte die Vereinszeitung des 1. FCN, „dass der Trainer den Weltklassespieler Cebinac aus vorwiegend persönlichen Gründen solange provozierte und madig machte, bis der
Jugoslawe in beinahe verständlichen Kurzschlussreaktionen seinerzeit kaum tragbare Torheiten beging“. Nach seiner ruhmreichen Zeit beim Club wechselte Cebinac zu Hannover 96, wo er noch zwei Jahre spielte.
Nachdem er seine aktive Karriere beendet hatte, startete er eine Trainerkarriere in der Schweiz, wo er unter anderem bei Nordstern Basel, in Grenchen und Aarau arbeitete und auch heute noch
lebt. Einen Traum möchte er sich allerdings noch erfüllen: „Ich würde gerne bei einem Verein anheuern und mich ausschließlich um eine Verbesserung der technischen Fertigkeiten vom kleinsten
Schüler bis zum Profi kümmern.“ Da die Entlohnung für ihn, dies betont er extra, sekundär wäre, ist seine Vorstellung durchaus überlegenswert. Eine derartige Tätigkeit beim 1. FCN wäre für den
einstigen Flügelflitzer und „Flankengott“ die Erfüllung eines Herzenswunsches. |
|