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Gerhard Bergner geboren am 19.7.1927;Bergner absolvierte von 1946 bis 1956 234 Oberligaspiele für den Club, in denen er 4
Tore schoss. Insgesamt lief er 416mal für den Club auf. 1948 half er mit, die deutsche Meisterschaft zu erringen. Der spätere Clubspieler wuchs direkt am alten Zabo auf und verehrte die Größen des Club
wie kein anderer. „Ich trug immer Willi Billmanns Fußballsachen durch die Eingangstore, das machte mich richtig stolz“, erzählte er später über diese Zeit. Sein erster Verein war jedoch Eintracht Nürnberg.
Sein Anfang in der Clubjugend stand allerdings unter keinem guten Stern, denn sein Vater war eingefleischter Anhänger der Kleeblättler. Als Bergner 10 Jahre war, wollte er aber
unbedingt zum Club. Also schleppte er den Maxl Morlock, der zwei Jahre älter war, mit nach Hause. Maxl stotterte eifrig herum, wie schön es im Zabo sei und was es da für
Musterbuben gebe. Bergners Vater aber erklärte, der Gerhard sei gerade erst in die Oberschule gekommen und das sei zunächst sein Spielplatz. Gerhard blieb aber zäh und
setzte der Mutter so lange zu, bis sie ihm eine Mark in die Hand drückte, damit er die Aufnahmegebühr zahlen konnte. 1944 wurde Bergner Luftwaffenhelfer. Zum Glück war der Clubverteidiger Neubert sein
Zugführer, und so konnte der damalige Trainer Bumbas Schmidt den 17jährigen Läufer mit der Bärenlunge eines schönen Tages in aller Form für die erste Mannschaft aufstellen.
Doch zu seinem Einsatz kam es nicht, denn er sperrte sich daheim ein, bis das Spiel angefangen hatte. Dann schlich er sich zum Zabo und mischte sich unter die Zuschauer.
Nach 6 Monaten in russischer Gefangenschaft kam Bergner völlig ausgemergelt wieder zurück. Er war noch 14 Tage daheim, da kreuzte Bumbas Schmidt wieder auf, packte den
Heimkehrer und stellte ihn in die Clubelf. Nach 10 Minuten war Bergner so fix und fertig, dass er mit den Rasensitzplätzen hinter den Toren liebäugelte. Aber der Bumbas entschied:
„Wos, Kerl, willst di draußen pelzen, dann kannst glei hammgäih!“ Dank dieser meisterhaften psychologischen Maßnahme hielt er dieses eine Spiel doch durch. Erst als ihn
Dr. Michalke dann endgültig in die erste Mannschaft einreihte, war sein Herzenswunsch doch noch in Erfüllung gegangen. Allerdings hatte er immer noch Komplexe. Da erzählte
ihm Michalke eine Fabel von großen Adlern und kleinen Spatzen. Wenn die alle zusammen trillern, dann gibt es erst das richtige Konzert. Bergner war natürlich darin ein Spatz, aber
die Geschichte überzeugte ihn. 1947 gab er nach dem Zwischenspiel unter Bumbas Schmidt sein wirkliches Debüt gegen den BC Augsburg.
Abbildung entnommen aus Sport-Magazin 12/1948
Die deutsche Studenten-Nationalmannschaft im März 1948. Oben, 2. v.r.: Albert Reiser; unten ganz links: Gerhard Bergner, 2. v.l.: Spielertrainer
Harry Read, 2. v.l.: Helmut Herbolsheimer.
Abbildung entnommen aus Wich/Kelber: Der Meisterclub Die Meistermannschaft 1948.
oben v.l.n.r.: Edi Schaffer, Abel Uebelein, Adi Knoll, Schorsch Kennemann, Conny Winterstein, Uttla Uebelein (für ihn stand Schorsch Hagen im Finale), Maxl Morlock;
unten v.l.n.r.: Helmut Herbolsheimer, Zapf Gebhardt, Gerhard Bergner, Hans Pöschl Nach dem gewonnen Meisterschaftsendspiel 1948 gegen Kaiserslautern urteilte Sepp
Herberger: „Bergner hat mir gut gefallen. Er besitzt die Anlagen zu einem erstklassigen Außenläufer.“ Abbildung entnommen aus Weickmann: Der “Zapf”
Die Nürnberger Läuferreihe von 1948: Bergner, Kennemann, Gebhardt. Bergner war ein Spieler vom Typ des Ballschleppers und mannschaftsdienlichen
Aufbauspielers mit großem Laufpensum. Der rechte Außenläufer besaß Spielübersicht, Ausdauer und Zweikampfstärke und war immer anspielbar. Sein Geschick im Zweikampf
machte ihn zu einem der talentiertesten Außenläufer Deutschlands. Dem nicht auf den Mund gefallenen, sondern äußerst schlagfertigen ehemaligen Studenten,
den alle gern hatten, ging die Gemeinschaft über alles. Gerne verbreitete er gute Laune und hätte das letzte Stück Brot mit den anderen geteilt. Heute wäre es zum Beispiel
unvorstellbar, dass der Spieler einer ersten Mannschaft eines der führenden Vereine Deutschlands regelmäßig zur Weihnachtsfeier in Laientheaterstücken auf der Bühne stand.
Das zeigt wohl deutlich den Unterschied zwischen Oberliga- und Bundesligazeiten. Anfangs der 50er Jahre betreute er zusammen mit Alfred Mirsberger die Clubjugend bis
zur Einstellung eines Jugendtrainers zur Saison 1952/53. Anlässlich der Pelzmärtl-Feier der Jugend im Jahr 1952 widmete Jugendleiter Andreas Weiß den beiden folgende Verse: “Weiterhin hab ich erfahr’n,
a Mister James wär Trainer wor’n und zwar bei euch ganz offiziell an Bergner und Mirsbergers Stell. Der Grund weshalb, der is glei g’sagt: Mirsberger hout a G’schäft aufg’macht
und koh deshalb, wem leucht’s net ei, nimmer su oft in Zabo sei. Beim Bergner’s Gerhard liegt der Fall fast grad su, denn schier überall mouß er zur Zeit im Land rumflitz’n, um jede Chanc’n gout zu nützen,
damit er einst als Farbwar’nhändler sich etabliert und net als Tändler. Doch beide, dös sei gern bestätigt, hab’n prima stets ihr Sach erledigt und hab’ns ner blouß a bißla Rouh
sin’s heut nu für die Jugend dou. Ich freilich tou mich b’sonders freua, daß grad der Bergner’s Gerhard heuer su ärbern mouß und eig’spannt is, dann sunst wär’s Tatsach und ganz g’wiß,
daß der heut umananda huschert und mir a wen’g in’s Handwerk pfuschert.” Abbildung entnommen aus: 75 Jahre 1. FC Nürnberg
Gerhard Bergner als Petrus (ganz links) in einem der legendären Weihnachtsspiele im alten Clubsaal. Rechts Jugendleiter Andreas Weiß als Nikolaus.
Im Mai 1953 schrieb Hans Hofmann in der Vereinszeitung: “Nicht jeder unserer Läufer besitzt wie Gerhard Bergner eine Pferdelunge, aber gerade er wäre der deutsche
Außenläufer Nr. 1, wenn er zu seiner Schnelligkeit, zu seiner Ausdauer, zu seiner Balltechnik noch den Kräfte sparenden langen Pass sich aneignen würde.”
Im April 1956 schrieb Hans Hofmann nach einem siegreichen Spiel beim FSV Frankfurt: “Regie führten Herbolsheimer und Bergner. Warum sie das daheim nicht können, fragte ich
sie. Weil der Zabo zu holperig ist, gaben sie zur Antwort. Er ist inzwischen gewalzt worden.” Im folgenden Monat beklagte sich Hofmann über “den Gerhard, der so gern auf
fußballerische Abwege gerät, auch wenn er über noch so viel Ausdauer, Kraft und Geschicklichkeit verfügt.” 1956 sagte Bergner dem Club ade. “Ich hatte einen Durchhänger. Nürnberg war mir zu
groß, auch wenn ich die traumhaft schöne Burg vermisse”, sagte er später. Nach seiner Zeit beim Club fand Bergner in Mainz eine neue Aufgabe, wo er Oberregierungsrat beim Statistischen Landesamt wurde. Abbildung entnommen aus Club-Revue 5/1979
Gerhard Bergner bei einer Feier des FCN im Jahr 1979 mit dem langjährigen Jugendleiter Andreas Weiß. |
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